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Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 3. Berlin, 1800.

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etwa für Fehler des Styls? Sagt man doch selbst im gemeinen Leben: ein Himmel auf Erden.

Es kann nicht zum Grundsatze gemacht werden, die vorkommenden Sprüchwörter jedesmal (was ohnedieß unmöglich seyn würde) durch wirkliche einheimische Sprüchwörter zu ersetzen: es ist genug wenn das sprüchwörtliche der Redensart und ihre Bedeutung nicht verkannt werden kann. Auf diese Art hat auch Herr S. manche Reimsprüche durch selbsterfundne zu geben versucht; allein es gilt hievon eben das wie von den Wortspielen. Z. E. Th. I. S. 396. "Gram und Kummer flieht vor Gesang und Lied;" quien canta, sus malos espanta. Wie viel besser hat es Tieck: daß wer singt, sein Unglück bezwingt. Andre Male hat Herr S. Redensarten und Anspielungen, die ein lokales Kolorit haben, sehr unpassend mit deutschen und selbst provinziellen vertauscht, z. B. Th. II. S. 207 "aber was eine gute Gans ist, die schmeckt auch nach Martini;" pero buenas son mangas despuer de pascua. Hier konnte sehr gut ohne Undeutlichkeit gesetzt werden: aber ein neues Kleid steht auch nach dem Osterfeste gut. Wenn vollends in der zierlichen Erzählung der Prinzessin Micomicona: porque jamas me ha pasado por el pensamiento casarme con aquel gigante, pero ni con otro alguno, por grande y desaforado que fuese, übersetzt wird: "wenn er auch der große Stoffel selbst gewesen wäre," so ist dieß nicht nur ganz und gar unspanisch, sondern eigentlich plattdeutsch, und obendrein eine höchst gemeine Uebertreibung. Auch die Flüche

etwa fuͤr Fehler des Styls? Sagt man doch selbst im gemeinen Leben: ein Himmel auf Erden.

Es kann nicht zum Grundsatze gemacht werden, die vorkommenden Spruͤchwoͤrter jedesmal (was ohnedieß unmoͤglich seyn wuͤrde) durch wirkliche einheimische Spruͤchwoͤrter zu ersetzen: es ist genug wenn das spruͤchwoͤrtliche der Redensart und ihre Bedeutung nicht verkannt werden kann. Auf diese Art hat auch Herr S. manche Reimspruͤche durch selbsterfundne zu geben versucht; allein es gilt hievon eben das wie von den Wortspielen. Z. E. Th. I. S. 396. “Gram und Kummer flieht vor Gesang und Lied;” quien canta, sus malos espanta. Wie viel besser hat es Tieck: daß wer singt, sein Ungluͤck bezwingt. Andre Male hat Herr S. Redensarten und Anspielungen, die ein lokales Kolorit haben, sehr unpassend mit deutschen und selbst provinziellen vertauscht, z. B. Th. II. S. 207 “aber was eine gute Gans ist, die schmeckt auch nach Martini;” pero buenas son mangas despuer de pascua. Hier konnte sehr gut ohne Undeutlichkeit gesetzt werden: aber ein neues Kleid steht auch nach dem Osterfeste gut. Wenn vollends in der zierlichen Erzaͤhlung der Prinzessin Micomicona: porque jamas me ha pasado por el pensamiento casarme con aquel gigante, pero ni con otro alguno, por grande y desaforado que fuese, uͤbersetzt wird: “wenn er auch der große Stoffel selbst gewesen waͤre,” so ist dieß nicht nur ganz und gar unspanisch, sondern eigentlich plattdeutsch, und obendrein eine hoͤchst gemeine Uebertreibung. Auch die Fluͤche

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[309/0321] etwa fuͤr Fehler des Styls? Sagt man doch selbst im gemeinen Leben: ein Himmel auf Erden. Es kann nicht zum Grundsatze gemacht werden, die vorkommenden Spruͤchwoͤrter jedesmal (was ohnedieß unmoͤglich seyn wuͤrde) durch wirkliche einheimische Spruͤchwoͤrter zu ersetzen: es ist genug wenn das spruͤchwoͤrtliche der Redensart und ihre Bedeutung nicht verkannt werden kann. Auf diese Art hat auch Herr S. manche Reimspruͤche durch selbsterfundne zu geben versucht; allein es gilt hievon eben das wie von den Wortspielen. Z. E. Th. I. S. 396. “Gram und Kummer flieht vor Gesang und Lied;” quien canta, sus malos espanta. Wie viel besser hat es Tieck: daß wer singt, sein Ungluͤck bezwingt. Andre Male hat Herr S. Redensarten und Anspielungen, die ein lokales Kolorit haben, sehr unpassend mit deutschen und selbst provinziellen vertauscht, z. B. Th. II. S. 207 “aber was eine gute Gans ist, die schmeckt auch nach Martini;” pero buenas son mangas despuer de pascua. Hier konnte sehr gut ohne Undeutlichkeit gesetzt werden: aber ein neues Kleid steht auch nach dem Osterfeste gut. Wenn vollends in der zierlichen Erzaͤhlung der Prinzessin Micomicona: porque jamas me ha pasado por el pensamiento casarme con aquel gigante, pero ni con otro alguno, por grande y desaforado que fuese, uͤbersetzt wird: “wenn er auch der große Stoffel selbst gewesen waͤre,” so ist dieß nicht nur ganz und gar unspanisch, sondern eigentlich plattdeutsch, und obendrein eine hoͤchst gemeine Uebertreibung. Auch die Fluͤche

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Zitationshilfe: Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 3. Berlin, 1800, S. 309. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_athenaeum_1800/321>, abgerufen am 22.11.2024.