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Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 3. Berlin, 1800.

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aller Fantasie, als des Organs der ihnen so verhaßten Mystik, und somit greifen sie den Baum der Dichtung an der Wurzel an. Nach allem diesem muß man sich wundern, daß Parny noch so viel Sinn für Mythologie hat. Unter andern hat er die nordische der Griechischen schön angenähert und mit ihr kontrastirt; die Einführung des Odin samt seinen Untergottheiten und ihre Theilnahme am Kampfe gehört wirklich zu den glänzendsten Partien des Gedichts.

Was die durch dasselbe ausgestreuten Gemählde der Wollust betrifft, so beschäftigt uns hier, wie sich versteht, bloß ihre poetische Statthaftigkeit; nämlich ob sie, wenn es einmal ein Gedicht über diesen Gegenstand geben sollte, mit zum Wesen der Sache gehören, oder nur um üppigen Sinnen zu schmeicheln, herbeygezogen sind. Der Komiker (der absolute Komiker, denn was späterhin Komödie hieß, kommt nicht in Betracht) soll den Menschen ins schlechte idealisiren. Dieß kann nichts anders heißen, als daß er dem thierischen Theil des Menschen über den vernünftigen die Oberhand giebt, in einem Maße und mit einer Evidenz der Erscheinung, wie es in der gewöhnlichen Wirklichkeit nicht Statt findet. Besteht also die komische Darstellungsart in karikirter Sinnlichkeit, so wird dabey natürlich jener verwünschte Naturtrieb sehr laut werden, der so oft alle Vorkehrungen der Vernunft zu Schanden macht. Ueberhaupt bietet sich da ein reichhaltiger Stoff zum Lächerlichen und zu witzigen Gegensätzen dar, weil so viele sittliche Begriffe, verstandige heilsame Anstalten und erhabne

aller Fantasie, als des Organs der ihnen so verhaßten Mystik, und somit greifen sie den Baum der Dichtung an der Wurzel an. Nach allem diesem muß man sich wundern, daß Parny noch so viel Sinn fuͤr Mythologie hat. Unter andern hat er die nordische der Griechischen schoͤn angenaͤhert und mit ihr kontrastirt; die Einfuͤhrung des Odin samt seinen Untergottheiten und ihre Theilnahme am Kampfe gehoͤrt wirklich zu den glaͤnzendsten Partien des Gedichts.

Was die durch dasselbe ausgestreuten Gemaͤhlde der Wollust betrifft, so beschaͤftigt uns hier, wie sich versteht, bloß ihre poetische Statthaftigkeit; naͤmlich ob sie, wenn es einmal ein Gedicht uͤber diesen Gegenstand geben sollte, mit zum Wesen der Sache gehoͤren, oder nur um uͤppigen Sinnen zu schmeicheln, herbeygezogen sind. Der Komiker (der absolute Komiker, denn was spaͤterhin Komoͤdie hieß, kommt nicht in Betracht) soll den Menschen ins schlechte idealisiren. Dieß kann nichts anders heißen, als daß er dem thierischen Theil des Menschen uͤber den vernuͤnftigen die Oberhand giebt, in einem Maße und mit einer Evidenz der Erscheinung, wie es in der gewoͤhnlichen Wirklichkeit nicht Statt findet. Besteht also die komische Darstellungsart in karikirter Sinnlichkeit, so wird dabey natuͤrlich jener verwuͤnschte Naturtrieb sehr laut werden, der so oft alle Vorkehrungen der Vernunft zu Schanden macht. Ueberhaupt bietet sich da ein reichhaltiger Stoff zum Laͤcherlichen und zu witzigen Gegensaͤtzen dar, weil so viele sittliche Begriffe, verstandige heilsame Anstalten und erhabne

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[264/0276] aller Fantasie, als des Organs der ihnen so verhaßten Mystik, und somit greifen sie den Baum der Dichtung an der Wurzel an. Nach allem diesem muß man sich wundern, daß Parny noch so viel Sinn fuͤr Mythologie hat. Unter andern hat er die nordische der Griechischen schoͤn angenaͤhert und mit ihr kontrastirt; die Einfuͤhrung des Odin samt seinen Untergottheiten und ihre Theilnahme am Kampfe gehoͤrt wirklich zu den glaͤnzendsten Partien des Gedichts. Was die durch dasselbe ausgestreuten Gemaͤhlde der Wollust betrifft, so beschaͤftigt uns hier, wie sich versteht, bloß ihre poetische Statthaftigkeit; naͤmlich ob sie, wenn es einmal ein Gedicht uͤber diesen Gegenstand geben sollte, mit zum Wesen der Sache gehoͤren, oder nur um uͤppigen Sinnen zu schmeicheln, herbeygezogen sind. Der Komiker (der absolute Komiker, denn was spaͤterhin Komoͤdie hieß, kommt nicht in Betracht) soll den Menschen ins schlechte idealisiren. Dieß kann nichts anders heißen, als daß er dem thierischen Theil des Menschen uͤber den vernuͤnftigen die Oberhand giebt, in einem Maße und mit einer Evidenz der Erscheinung, wie es in der gewoͤhnlichen Wirklichkeit nicht Statt findet. Besteht also die komische Darstellungsart in karikirter Sinnlichkeit, so wird dabey natuͤrlich jener verwuͤnschte Naturtrieb sehr laut werden, der so oft alle Vorkehrungen der Vernunft zu Schanden macht. Ueberhaupt bietet sich da ein reichhaltiger Stoff zum Laͤcherlichen und zu witzigen Gegensaͤtzen dar, weil so viele sittliche Begriffe, verstandige heilsame Anstalten und erhabne

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Zitationshilfe: Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 3. Berlin, 1800, S. 264. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_athenaeum_1800/276>, abgerufen am 22.11.2024.