Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 3. Berlin, 1800.

Bild:
<< vorherige Seite

reiften sie nicht diese göttlichen Gedanken -- Noch sind der Spuren unserer Offenbarung wenig -- Einst zeigt deine Uhr das Ende der Zeit, wenn du wirst wie unser einer, und voll Sehnsucht und Jnbrunst auslöschest und stirbst. Jn mir fühl ich deiner Geschäftigkeit Ende -- himmlische Freyheit, selige Rückkehr. Jn wilden Schmerzen erkenn ich deine Entfernung von unsrer Heymath, deinen Widerstand gegen den alten, herrlichen Himmel. Deine Wuth und dein Toben ist vergebens. Unverbrennlich steht das Kreutz -- eine Siegesfahne unsers Geschlechts.

Hinüber wall ich,
Und jede Pein
Wird einst ein Stachel
Der Wollust seyn.
Noch wenig Zeiten,
So bin ich los,
Und liege trunken
Der Lieb' im Schooß.
Unendliches Leben
Wogt mächtig in mir
Jch schaue von oben
Herunter nach dir.
An jenem Hügel
Verlischt dein Glanz --
Ein Schatten bringet
Den kühlenden Kranz.
O! sauge, Geliebter,
Gewaltig mich an,
Daß ich entschlummern
Und lieben kann.

reiften sie nicht diese goͤttlichen Gedanken — Noch sind der Spuren unserer Offenbarung wenig — Einst zeigt deine Uhr das Ende der Zeit, wenn du wirst wie unser einer, und voll Sehnsucht und Jnbrunst ausloͤschest und stirbst. Jn mir fuͤhl ich deiner Geschaͤftigkeit Ende — himmlische Freyheit, selige Ruͤckkehr. Jn wilden Schmerzen erkenn ich deine Entfernung von unsrer Heymath, deinen Widerstand gegen den alten, herrlichen Himmel. Deine Wuth und dein Toben ist vergebens. Unverbrennlich steht das Kreutz — eine Siegesfahne unsers Geschlechts.

Hinuͤber wall ich,
Und jede Pein
Wird einst ein Stachel
Der Wollust seyn.
Noch wenig Zeiten,
So bin ich los,
Und liege trunken
Der Lieb' im Schooß.
Unendliches Leben
Wogt maͤchtig in mir
Jch schaue von oben
Herunter nach dir.
An jenem Huͤgel
Verlischt dein Glanz —
Ein Schatten bringet
Den kuͤhlenden Kranz.
O! sauge, Geliebter,
Gewaltig mich an,
Daß ich entschlummern
Und lieben kann.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0206" n="194"/>
reiften sie nicht diese go&#x0364;ttlichen Gedanken &#x2014; Noch sind der Spuren unserer Offenbarung wenig &#x2014; Einst zeigt deine Uhr das Ende der Zeit, wenn du wirst wie unser einer, und voll Sehnsucht und Jnbrunst auslo&#x0364;schest und stirbst. Jn mir fu&#x0364;hl ich deiner Gescha&#x0364;ftigkeit Ende &#x2014; himmlische Freyheit, selige Ru&#x0364;ckkehr. Jn wilden Schmerzen erkenn ich deine Entfernung von unsrer Heymath, deinen Widerstand gegen den alten, herrlichen Himmel. Deine Wuth und dein Toben ist vergebens. Unverbrennlich steht das Kreutz &#x2014; eine Siegesfahne unsers Geschlechts.</p><lb/>
            <lg type="poem">
              <l>Hinu&#x0364;ber wall ich,</l><lb/>
              <l>Und jede Pein</l><lb/>
              <l>Wird einst ein Stachel</l><lb/>
              <l>Der Wollust seyn.</l><lb/>
              <l>Noch wenig Zeiten,</l><lb/>
              <l>So bin ich los,</l><lb/>
              <l>Und liege trunken</l><lb/>
              <l>Der Lieb' im Schooß.</l><lb/>
              <l>Unendliches Leben</l><lb/>
              <l>Wogt ma&#x0364;chtig in mir</l><lb/>
              <l>Jch schaue von oben</l><lb/>
              <l>Herunter nach dir.</l><lb/>
              <l>An jenem Hu&#x0364;gel</l><lb/>
              <l>Verlischt dein Glanz &#x2014;</l><lb/>
              <l>Ein Schatten bringet</l><lb/>
              <l>Den ku&#x0364;hlenden Kranz.</l><lb/>
              <l>O! sauge, Geliebter,</l><lb/>
              <l>Gewaltig mich an,</l><lb/>
              <l>Daß ich entschlummern</l><lb/>
              <l>Und lieben kann.</l><lb/>
            </lg>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[194/0206] reiften sie nicht diese goͤttlichen Gedanken — Noch sind der Spuren unserer Offenbarung wenig — Einst zeigt deine Uhr das Ende der Zeit, wenn du wirst wie unser einer, und voll Sehnsucht und Jnbrunst ausloͤschest und stirbst. Jn mir fuͤhl ich deiner Geschaͤftigkeit Ende — himmlische Freyheit, selige Ruͤckkehr. Jn wilden Schmerzen erkenn ich deine Entfernung von unsrer Heymath, deinen Widerstand gegen den alten, herrlichen Himmel. Deine Wuth und dein Toben ist vergebens. Unverbrennlich steht das Kreutz — eine Siegesfahne unsers Geschlechts. Hinuͤber wall ich, Und jede Pein Wird einst ein Stachel Der Wollust seyn. Noch wenig Zeiten, So bin ich los, Und liege trunken Der Lieb' im Schooß. Unendliches Leben Wogt maͤchtig in mir Jch schaue von oben Herunter nach dir. An jenem Huͤgel Verlischt dein Glanz — Ein Schatten bringet Den kuͤhlenden Kranz. O! sauge, Geliebter, Gewaltig mich an, Daß ich entschlummern Und lieben kann.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_athenaeum_1800
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_athenaeum_1800/206
Zitationshilfe: Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 3. Berlin, 1800, S. 194. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_athenaeum_1800/206>, abgerufen am 15.05.2024.