Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 3. Berlin, 1800.Aus süßer Poesie quillt ewge Wonne, Durch Religion entzündt sich lichte Güte, Jm schönen Tempel ist Natur Madonne. Was Hellas schlau ersann, was Jndien blühte, Germanscher Männer Lied wirds neu entfalten Wie zornig blinder Pöbel gegenwüthe. Jch sagte zweymal Uns. Die Worte galten Den Heldenkünstlern die sich selber nennen; Denn nimmer kann solch Feur wie dieß erkalten. Die Nachwelt wird sie glorreich anerkennen. Wer will, sey mit im Uns. Die sind verstoßen Die nach dem Nichts von Gott verlassen rennen, An Religion und Dichtkunst sich erboßen, Von der Natur Mysterien nichts nicht wissen, Zu sich in Roth das Heilge niederstoßen. Solch Sündenvolk, die leicht schier von Gewissen, Jm Herzen schlaff, von Sinnen stumpf, nicht merken, Daß sich der Nacht ein Weltall neu entrissen, Mag ewig Gott im Todtenschlaf bestärken, Bis Kraft des jüngsten Tags zuletzt sie wachen, Eh sie zergehn samt ihren nichtgen Werken. Wer Feuer, Wasser, Luft, die ersten Sachen Aus tiefer Seele liebt, kanns nie mehr lassen -- Schwömm auch allein auf weitem Meer sein Nachen. -- Er muß im Mittelpunkt den Erdgeist fassen, Metalle, Menschen, Pflanz' und Thier begreifen, Wo Licht und Sonne fern, das Träge hassen. Was Stoff, der Formen Sinn, wie Sterne schweifen, Dreyein'ger Kräfte Wechselspiel: die Frucht Muß golden ihm am Baum der Weisheit reifen. Zu Gott zurückfliehn will des Lebens Flucht, Geweiht bleibt ewig, wer Gott einmal schaut; Nie füllt sein Thun die bodenlose Sucht. Aus suͤßer Poesie quillt ewge Wonne, Durch Religion entzuͤndt sich lichte Guͤte, Jm schoͤnen Tempel ist Natur Madonne. Was Hellas schlau ersann, was Jndien bluͤhte, Germanscher Maͤnner Lied wirds neu entfalten Wie zornig blinder Poͤbel gegenwuͤthe. Jch sagte zweymal Uns. Die Worte galten Den Heldenkuͤnstlern die sich selber nennen; Denn nimmer kann solch Feur wie dieß erkalten. Die Nachwelt wird sie glorreich anerkennen. Wer will, sey mit im Uns. Die sind verstoßen Die nach dem Nichts von Gott verlassen rennen, An Religion und Dichtkunst sich erboßen, Von der Natur Mysterien nichts nicht wissen, Zu sich in Roth das Heilge niederstoßen. Solch Suͤndenvolk, die leicht schier von Gewissen, Jm Herzen schlaff, von Sinnen stumpf, nicht merken, Daß sich der Nacht ein Weltall neu entrissen, Mag ewig Gott im Todtenschlaf bestaͤrken, Bis Kraft des juͤngsten Tags zuletzt sie wachen, Eh sie zergehn samt ihren nichtgen Werken. Wer Feuer, Wasser, Luft, die ersten Sachen Aus tiefer Seele liebt, kanns nie mehr lassen — Schwoͤmm auch allein auf weitem Meer sein Nachen. — Er muß im Mittelpunkt den Erdgeist fassen, Metalle, Menschen, Pflanz' und Thier begreifen, Wo Licht und Sonne fern, das Traͤge hassen. Was Stoff, der Formen Sinn, wie Sterne schweifen, Dreyein'ger Kraͤfte Wechselspiel: die Frucht Muß golden ihm am Baum der Weisheit reifen. Zu Gott zuruͤckfliehn will des Lebens Flucht, Geweiht bleibt ewig, wer Gott einmal schaut; Nie fuͤllt sein Thun die bodenlose Sucht. <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <pb facs="#f0178" n="166"/> <l>Aus suͤßer Poesie quillt ewge Wonne,</l><lb/> <l>Durch Religion entzuͤndt sich lichte Guͤte,</l><lb/> <l>Jm schoͤnen Tempel ist Natur Madonne.</l><lb/> <l>Was Hellas schlau ersann, was Jndien bluͤhte,</l><lb/> <l>Germanscher Maͤnner Lied wirds neu entfalten</l><lb/> <l>Wie zornig blinder Poͤbel gegenwuͤthe.</l><lb/> <l>Jch sagte zweymal Uns. 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Aus suͤßer Poesie quillt ewge Wonne,
Durch Religion entzuͤndt sich lichte Guͤte,
Jm schoͤnen Tempel ist Natur Madonne.
Was Hellas schlau ersann, was Jndien bluͤhte,
Germanscher Maͤnner Lied wirds neu entfalten
Wie zornig blinder Poͤbel gegenwuͤthe.
Jch sagte zweymal Uns. Die Worte galten
Den Heldenkuͤnstlern die sich selber nennen;
Denn nimmer kann solch Feur wie dieß erkalten.
Die Nachwelt wird sie glorreich anerkennen.
Wer will, sey mit im Uns. Die sind verstoßen
Die nach dem Nichts von Gott verlassen rennen,
An Religion und Dichtkunst sich erboßen,
Von der Natur Mysterien nichts nicht wissen,
Zu sich in Roth das Heilge niederstoßen.
Solch Suͤndenvolk, die leicht schier von Gewissen,
Jm Herzen schlaff, von Sinnen stumpf, nicht merken,
Daß sich der Nacht ein Weltall neu entrissen,
Mag ewig Gott im Todtenschlaf bestaͤrken,
Bis Kraft des juͤngsten Tags zuletzt sie wachen,
Eh sie zergehn samt ihren nichtgen Werken.
Wer Feuer, Wasser, Luft, die ersten Sachen
Aus tiefer Seele liebt, kanns nie mehr lassen —
Schwoͤmm auch allein auf weitem Meer sein Nachen. —
Er muß im Mittelpunkt den Erdgeist fassen,
Metalle, Menschen, Pflanz' und Thier begreifen,
Wo Licht und Sonne fern, das Traͤge hassen.
Was Stoff, der Formen Sinn, wie Sterne schweifen,
Dreyein'ger Kraͤfte Wechselspiel: die Frucht
Muß golden ihm am Baum der Weisheit reifen.
Zu Gott zuruͤckfliehn will des Lebens Flucht,
Geweiht bleibt ewig, wer Gott einmal schaut;
Nie fuͤllt sein Thun die bodenlose Sucht.
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