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Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 2. Berlin, 1799.

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Blume in einem nützlichen Garten. Es ist eben so sehr außer der Familiengruppe, wie das Jesuskind, dem es an Schönheit aber überlegen ist. -- Die weibliche Seite ist dieses Mal nicht die annehmlichste: hier offenbart es sich, daß die mit so viel Selbständigkeit und Liebe dargestellte Einfalt der Sitten nicht schön und natürlich, sondern eine gothische Eingeschränktheit ist, die für diesen Theil der Familie nothwendig in das Klösterliche übergehen muß. Hier sehen wir keine Hausmutter mit blühenden Töchtern, sondern zwey Nonnen von gesetzten Jahren. Die ältere kniet nächst der Blende, aber etwas weiter zurück als der Vater gegenüber. Von ihrem Gesicht ist nur ein kleines Dreyeck sichtbar: die weißen leinenen Tücher, die sie um den Kopf gebunden, schneiden sich auf der Wange, schräg vom Kinne herauf und vom Auge herunter. Unter dem Auge feine Fältchen. Die nämliche Tracht läßt bey ihrer Tochter doch mehr von dem Gesicht sehen: das Tuch geht nur unter dem Kinne durch, und auf der Stirn liegt ein durchsichtiger Streif. Beyder Kleidung ist schwarz, am Kragen mit Pelzwerk gefüttert: alles ist dicht und schwer eingehüllt, bis auf die Fingerspitzen, die den Rosenkranz zählen. Auch im Gesicht der letzten ist keine gegenwärtige Regung zu bemerken, doch schaut sie verständig aus großen braunen Augen. Man sieht wohl, daß diese das Hauswesen angelegentlicher betreibt, als selbst den Dienst der Heiligen. Die Tochter sieht man ganz im Profil, nach damaliger Weise kostbar geschmückt, weiß mit Gold, die Aermel sorgfältig bis auf die Knöchel der Hand

Blume in einem nuͤtzlichen Garten. Es ist eben so sehr außer der Familiengruppe, wie das Jesuskind, dem es an Schoͤnheit aber uͤberlegen ist. — Die weibliche Seite ist dieses Mal nicht die annehmlichste: hier offenbart es sich, daß die mit so viel Selbstaͤndigkeit und Liebe dargestellte Einfalt der Sitten nicht schoͤn und natuͤrlich, sondern eine gothische Eingeschraͤnktheit ist, die fuͤr diesen Theil der Familie nothwendig in das Kloͤsterliche uͤbergehen muß. Hier sehen wir keine Hausmutter mit bluͤhenden Toͤchtern, sondern zwey Nonnen von gesetzten Jahren. Die aͤltere kniet naͤchst der Blende, aber etwas weiter zuruͤck als der Vater gegenuͤber. Von ihrem Gesicht ist nur ein kleines Dreyeck sichtbar: die weißen leinenen Tuͤcher, die sie um den Kopf gebunden, schneiden sich auf der Wange, schraͤg vom Kinne herauf und vom Auge herunter. Unter dem Auge feine Faͤltchen. Die naͤmliche Tracht laͤßt bey ihrer Tochter doch mehr von dem Gesicht sehen: das Tuch geht nur unter dem Kinne durch, und auf der Stirn liegt ein durchsichtiger Streif. Beyder Kleidung ist schwarz, am Kragen mit Pelzwerk gefuͤttert: alles ist dicht und schwer eingehuͤllt, bis auf die Fingerspitzen, die den Rosenkranz zaͤhlen. Auch im Gesicht der letzten ist keine gegenwaͤrtige Regung zu bemerken, doch schaut sie verstaͤndig aus großen braunen Augen. Man sieht wohl, daß diese das Hauswesen angelegentlicher betreibt, als selbst den Dienst der Heiligen. Die Tochter sieht man ganz im Profil, nach damaliger Weise kostbar geschmuͤckt, weiß mit Gold, die Aermel sorgfaͤltig bis auf die Knoͤchel der Hand

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[72/0080] Blume in einem nuͤtzlichen Garten. Es ist eben so sehr außer der Familiengruppe, wie das Jesuskind, dem es an Schoͤnheit aber uͤberlegen ist. — Die weibliche Seite ist dieses Mal nicht die annehmlichste: hier offenbart es sich, daß die mit so viel Selbstaͤndigkeit und Liebe dargestellte Einfalt der Sitten nicht schoͤn und natuͤrlich, sondern eine gothische Eingeschraͤnktheit ist, die fuͤr diesen Theil der Familie nothwendig in das Kloͤsterliche uͤbergehen muß. Hier sehen wir keine Hausmutter mit bluͤhenden Toͤchtern, sondern zwey Nonnen von gesetzten Jahren. Die aͤltere kniet naͤchst der Blende, aber etwas weiter zuruͤck als der Vater gegenuͤber. Von ihrem Gesicht ist nur ein kleines Dreyeck sichtbar: die weißen leinenen Tuͤcher, die sie um den Kopf gebunden, schneiden sich auf der Wange, schraͤg vom Kinne herauf und vom Auge herunter. Unter dem Auge feine Faͤltchen. Die naͤmliche Tracht laͤßt bey ihrer Tochter doch mehr von dem Gesicht sehen: das Tuch geht nur unter dem Kinne durch, und auf der Stirn liegt ein durchsichtiger Streif. Beyder Kleidung ist schwarz, am Kragen mit Pelzwerk gefuͤttert: alles ist dicht und schwer eingehuͤllt, bis auf die Fingerspitzen, die den Rosenkranz zaͤhlen. Auch im Gesicht der letzten ist keine gegenwaͤrtige Regung zu bemerken, doch schaut sie verstaͤndig aus großen braunen Augen. Man sieht wohl, daß diese das Hauswesen angelegentlicher betreibt, als selbst den Dienst der Heiligen. Die Tochter sieht man ganz im Profil, nach damaliger Weise kostbar geschmuͤckt, weiß mit Gold, die Aermel sorgfaͤltig bis auf die Knoͤchel der Hand

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Zitationshilfe: Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 2. Berlin, 1799, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_athenaeum_1799/80>, abgerufen am 23.11.2024.