Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 2. Berlin, 1799.Etrurische Gottheit mit vielen Citaten Anlaß geben wird. Er wird zeigen, daß eine geschmeidige Biegsamkeit der Grundsätze das erste Erforderniß zu einem Journalschreiber ist: die Erscheiuung nach Monaten sey symbolisch zu nehmen, und wie sich die Gestalt des Jahres mit dem Lauf derselben ändre, so habe auch ein Journal seine Monatswahrheiten. Sehr deutlich wird er machen, wie sich das oberflächliche Verdienst durch Gefälligkeit, Brauchbarkeit, mündliche und schriftliche Bezeugungen unendlicher Devozion zu ausgebreiteten Verbindungen mit Gelehrten durcharbeitet; wie man eine weitläufige Korrespondenz für seine Journale benutzt, indem die Leser selbst vor gleichsam ungesalznem Gewäsch einige Ehrerbietung bekommen, wenn London, Paris oder Rom darüber steht, weil es doch so weit hergereist ist und nothwendig viel Postgeld gekostet haben muß; wie man abgeschmackte Urtheile über die Kantische Philosophie ins Ausland schreibt und sie sich von dorther wieder zurück melden läßt; wie man beym Rezensiren, wo man anonym ist, niemals ermangelt seine eignen Schriften zu citiren, damit es doch irgend jemand thue; wie man ohne Schamerröthen Briefe und Aufsätze einrückt, in denen man selbst die derbsten Zurechtweisungen, ja Demüthigungen empfängt, und sie noch mit empfehlenden Anmerkungen begleitet; (z. B. man hat in einer Uebersicht der Englischen Litteratur, Opposizionsjournalen zufolge, manches in ein verächtliches oder feindseliges Licht gestellt, ein unterrichteter Engländer von entgegengesetzten Ansichten widerspricht, und läugnet alles grade zu, man befördert seine unparteylischen Ausspruche nicht bloß zur Bekanntmachung, sondern erhebt in dem Prolog dazu ein Geschrey über die abscheuliche Verschwörung gegen die Meinung von der Englischen Nazion, die in Deutschland immer mehr überhand nehme u. s. w.) wie man sich ohne Beruf in alles mischt, und bei einer gänzlichen Unfähigkeit das Schöne zu fühlen, sich über Künstler und Kunstwerke ein Urtheil zusammenhorcht, und dieses dann, wenn man eine große Autorität hinter sich zu haben glaubt, auf das zuversichtlichste und mit anmaßendem Enthusiasmus ausruft; wie man nach allen Seiten schiefe und leere Anpreisungen Etrurische Gottheit mit vielen Citaten Anlaß geben wird. Er wird zeigen, daß eine geschmeidige Biegsamkeit der Grundsaͤtze das erste Erforderniß zu einem Journalschreiber ist: die Erscheiuung nach Monaten sey symbolisch zu nehmen, und wie sich die Gestalt des Jahres mit dem Lauf derselben aͤndre, so habe auch ein Journal seine Monatswahrheiten. Sehr deutlich wird er machen, wie sich das oberflaͤchliche Verdienst durch Gefaͤlligkeit, Brauchbarkeit, muͤndliche und schriftliche Bezeugungen unendlicher Devozion zu ausgebreiteten Verbindungen mit Gelehrten durcharbeitet; wie man eine weitlaͤufige Korrespondenz fuͤr seine Journale benutzt, indem die Leser selbst vor gleichsam ungesalznem Gewaͤsch einige Ehrerbietung bekommen, wenn London, Paris oder Rom daruͤber steht, weil es doch so weit hergereist ist und nothwendig viel Postgeld gekostet haben muß; wie man abgeschmackte Urtheile uͤber die Kantische Philosophie ins Ausland schreibt und sie sich von dorther wieder zuruͤck melden laͤßt; wie man beym Rezensiren, wo man anonym ist, niemals ermangelt seine eignen Schriften zu citiren, damit es doch irgend jemand thue; wie man ohne Schamerroͤthen Briefe und Aufsaͤtze einruͤckt, in denen man selbst die derbsten Zurechtweisungen, ja Demuͤthigungen empfaͤngt, und sie noch mit empfehlenden Anmerkungen begleitet; (z. B. man hat in einer Uebersicht der Englischen Litteratur, Opposizionsjournalen zufolge, manches in ein veraͤchtliches oder feindseliges Licht gestellt, ein unterrichteter Englaͤnder von entgegengesetzten Ansichten widerspricht, und laͤugnet alles grade zu, man befoͤrdert seine unparteylischen Ausspruche nicht bloß zur Bekanntmachung, sondern erhebt in dem Prolog dazu ein Geschrey uͤber die abscheuliche Verschwoͤrung gegen die Meinung von der Englischen Nazion, die in Deutschland immer mehr uͤberhand nehme u. s. w.) wie man sich ohne Beruf in alles mischt, und bei einer gaͤnzlichen Unfaͤhigkeit das Schoͤne zu fuͤhlen, sich uͤber Kuͤnstler und Kunstwerke ein Urtheil zusammenhorcht, und dieses dann, wenn man eine große Autoritaͤt hinter sich zu haben glaubt, auf das zuversichtlichste und mit anmaßendem Enthusiasmus ausruft; wie man nach allen Seiten schiefe und leere Anpreisungen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0339" n="329"/> Etrurische Gottheit mit vielen Citaten Anlaß geben wird. Er wird zeigen, daß eine geschmeidige Biegsamkeit der Grundsaͤtze das erste Erforderniß zu einem Journalschreiber ist: die Erscheiuung nach Monaten sey symbolisch zu nehmen, und wie sich die Gestalt des Jahres mit dem Lauf derselben aͤndre, so habe auch ein Journal seine Monatswahrheiten. Sehr deutlich wird er machen, wie sich das oberflaͤchliche Verdienst durch Gefaͤlligkeit, Brauchbarkeit, muͤndliche und schriftliche Bezeugungen unendlicher Devozion zu ausgebreiteten Verbindungen mit Gelehrten durcharbeitet; wie man eine weitlaͤufige Korrespondenz fuͤr seine Journale benutzt, indem die Leser selbst vor gleichsam ungesalznem Gewaͤsch einige Ehrerbietung bekommen, wenn London, Paris oder Rom daruͤber steht, weil es doch so weit hergereist ist und nothwendig viel Postgeld gekostet haben muß; wie man abgeschmackte Urtheile uͤber die Kantische Philosophie ins Ausland schreibt und sie sich von dorther wieder zuruͤck melden laͤßt; wie man beym Rezensiren, wo man anonym ist, niemals ermangelt seine eignen Schriften zu citiren, damit es doch irgend jemand thue; wie man ohne Schamerroͤthen Briefe und Aufsaͤtze einruͤckt, in denen man selbst die derbsten Zurechtweisungen, ja Demuͤthigungen empfaͤngt, und sie noch mit empfehlenden Anmerkungen begleitet; (z. B. man hat in einer Uebersicht der Englischen Litteratur, Opposizionsjournalen zufolge, manches in ein veraͤchtliches oder feindseliges Licht gestellt, ein unterrichteter Englaͤnder von entgegengesetzten Ansichten widerspricht, und laͤugnet alles grade zu, man befoͤrdert seine unparteylischen Ausspruche nicht bloß zur Bekanntmachung, sondern erhebt in dem Prolog dazu ein Geschrey uͤber die abscheuliche Verschwoͤrung gegen die Meinung von der Englischen Nazion, die in Deutschland immer mehr uͤberhand nehme u. s. w.) wie man sich ohne Beruf in alles mischt, und bei einer gaͤnzlichen Unfaͤhigkeit das Schoͤne zu fuͤhlen, sich uͤber Kuͤnstler und Kunstwerke ein Urtheil zusammenhorcht, und dieses dann, wenn man eine große Autoritaͤt hinter sich zu haben glaubt, auf das zuversichtlichste und mit anmaßendem Enthusiasmus ausruft; wie man nach allen Seiten schiefe und leere Anpreisungen </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [329/0339]
Etrurische Gottheit mit vielen Citaten Anlaß geben wird. Er wird zeigen, daß eine geschmeidige Biegsamkeit der Grundsaͤtze das erste Erforderniß zu einem Journalschreiber ist: die Erscheiuung nach Monaten sey symbolisch zu nehmen, und wie sich die Gestalt des Jahres mit dem Lauf derselben aͤndre, so habe auch ein Journal seine Monatswahrheiten. Sehr deutlich wird er machen, wie sich das oberflaͤchliche Verdienst durch Gefaͤlligkeit, Brauchbarkeit, muͤndliche und schriftliche Bezeugungen unendlicher Devozion zu ausgebreiteten Verbindungen mit Gelehrten durcharbeitet; wie man eine weitlaͤufige Korrespondenz fuͤr seine Journale benutzt, indem die Leser selbst vor gleichsam ungesalznem Gewaͤsch einige Ehrerbietung bekommen, wenn London, Paris oder Rom daruͤber steht, weil es doch so weit hergereist ist und nothwendig viel Postgeld gekostet haben muß; wie man abgeschmackte Urtheile uͤber die Kantische Philosophie ins Ausland schreibt und sie sich von dorther wieder zuruͤck melden laͤßt; wie man beym Rezensiren, wo man anonym ist, niemals ermangelt seine eignen Schriften zu citiren, damit es doch irgend jemand thue; wie man ohne Schamerroͤthen Briefe und Aufsaͤtze einruͤckt, in denen man selbst die derbsten Zurechtweisungen, ja Demuͤthigungen empfaͤngt, und sie noch mit empfehlenden Anmerkungen begleitet; (z. B. man hat in einer Uebersicht der Englischen Litteratur, Opposizionsjournalen zufolge, manches in ein veraͤchtliches oder feindseliges Licht gestellt, ein unterrichteter Englaͤnder von entgegengesetzten Ansichten widerspricht, und laͤugnet alles grade zu, man befoͤrdert seine unparteylischen Ausspruche nicht bloß zur Bekanntmachung, sondern erhebt in dem Prolog dazu ein Geschrey uͤber die abscheuliche Verschwoͤrung gegen die Meinung von der Englischen Nazion, die in Deutschland immer mehr uͤberhand nehme u. s. w.) wie man sich ohne Beruf in alles mischt, und bei einer gaͤnzlichen Unfaͤhigkeit das Schoͤne zu fuͤhlen, sich uͤber Kuͤnstler und Kunstwerke ein Urtheil zusammenhorcht, und dieses dann, wenn man eine große Autoritaͤt hinter sich zu haben glaubt, auf das zuversichtlichste und mit anmaßendem Enthusiasmus ausruft; wie man nach allen Seiten schiefe und leere Anpreisungen
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