Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 2. Berlin, 1799.nähert: so hat sich auch bei dieser ausdrücklich zu einer solchen Absicht unternommenen Anstrengung die Form des Geistes und die Begrenzung seiner einzelnen Theile auf mannigfaltige Weise genauer als sonst dargestellt. Etwas davon, die Philosophie betreffendes habe ich gleich Anfangs bemerkt; noch mehr oben auf liegt manches, was auf die Persönlichkeit hindeutet. Die verachtende Bewunderung des Witzes, wovon Kant doch selbst soviel hat, und von einer Art, die ungleich mehr werth ist, als das, was er hier Zentnerschweren Witz nennt -- nur, daß er sich dessen hier sehr entäußert hat -- der Haß gegen die Wortspiele, da doch sein Etymologisiren und ein großer Theil seiner Kunstsprache besonders in späteren Schriften auf einem manierirten Wortspielen beruht, das gänzliche Nichtwissen um Kunst und besonders um Poesie, die Behandlung des weiblichen Geschlechts als einer Abart, und durchaus als Mittels, die Charakteristik der Völker, die sehr nach den Freuden der Tafel schmeckt, dies und mehreres Andere sind Beiträge zu einer Kantologie, die man sowol physiologisch als pragmatisch weiter ausführen könnte, ein Studium, welches wir den blinden Verehrers des großen Mannes bestens empfohlen haben wollen. Jn verschiednen Zeitungen wird bekannt gemacht, daß ein Deutscher Edelmann auf die Entdeckung der alten Bardengesänge, welche Karl der Große hat aufzeichnen lassen, oder auch nur eines einzigen davon, einen Preis von 100 Dukaten gesetzt hat. Hr. Gräter verspricht nähere Nachricht darüber in seiner Zeitschrift naͤhert: so hat sich auch bei dieser ausdruͤcklich zu einer solchen Absicht unternommenen Anstrengung die Form des Geistes und die Begrenzung seiner einzelnen Theile auf mannigfaltige Weise genauer als sonst dargestellt. Etwas davon, die Philosophie betreffendes habe ich gleich Anfangs bemerkt; noch mehr oben auf liegt manches, was auf die Persoͤnlichkeit hindeutet. Die verachtende Bewunderung des Witzes, wovon Kant doch selbst soviel hat, und von einer Art, die ungleich mehr werth ist, als das, was er hier Zentnerschweren Witz nennt — nur, daß er sich dessen hier sehr entaͤußert hat — der Haß gegen die Wortspiele, da doch sein Etymologisiren und ein großer Theil seiner Kunstsprache besonders in spaͤteren Schriften auf einem manierirten Wortspielen beruht, das gaͤnzliche Nichtwissen um Kunst und besonders um Poesie, die Behandlung des weiblichen Geschlechts als einer Abart, und durchaus als Mittels, die Charakteristik der Voͤlker, die sehr nach den Freuden der Tafel schmeckt, dies und mehreres Andere sind Beitraͤge zu einer Kantologie, die man sowol physiologisch als pragmatisch weiter ausfuͤhren koͤnnte, ein Studium, welches wir den blinden Verehrers des großen Mannes bestens empfohlen haben wollen. Jn verschiednen Zeitungen wird bekannt gemacht, daß ein Deutscher Edelmann auf die Entdeckung der alten Bardengesaͤnge, welche Karl der Große hat aufzeichnen lassen, oder auch nur eines einzigen davon, einen Preis von 100 Dukaten gesetzt hat. Hr. Graͤter verspricht naͤhere Nachricht daruͤber in seiner Zeitschrift <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0316" n="306"/> naͤhert: so hat sich auch bei dieser ausdruͤcklich zu einer solchen Absicht unternommenen Anstrengung die Form des Geistes und die Begrenzung seiner einzelnen Theile auf mannigfaltige Weise genauer als sonst dargestellt. Etwas davon, die Philosophie betreffendes habe ich gleich Anfangs bemerkt; noch mehr oben auf liegt manches, was auf die Persoͤnlichkeit hindeutet. Die verachtende Bewunderung des Witzes, wovon Kant doch selbst soviel hat, und von einer Art, die ungleich mehr werth ist, als das, was er hier Zentnerschweren Witz nennt — nur, daß er sich dessen hier sehr entaͤußert hat — der Haß gegen die Wortspiele, da doch sein Etymologisiren und ein großer Theil seiner Kunstsprache besonders in spaͤteren Schriften auf einem manierirten Wortspielen beruht, das gaͤnzliche Nichtwissen um Kunst und besonders um Poesie, die Behandlung des weiblichen Geschlechts als einer Abart, und durchaus als Mittels, die Charakteristik der Voͤlker, die sehr nach den Freuden der Tafel schmeckt, dies und mehreres Andere sind Beitraͤge zu einer Kantologie, die man sowol physiologisch als pragmatisch weiter ausfuͤhren koͤnnte, ein Studium, welches wir den blinden Verehrers des großen Mannes bestens empfohlen haben wollen.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> <p>Jn verschiednen Zeitungen wird bekannt gemacht, daß ein Deutscher Edelmann auf die Entdeckung der <hi rendition="#g">alten Bardengesaͤnge</hi>, welche Karl der Große hat aufzeichnen lassen, oder auch nur eines einzigen davon, einen Preis von 100 Dukaten gesetzt hat. Hr. Graͤter verspricht naͤhere Nachricht daruͤber in seiner Zeitschrift </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [306/0316]
naͤhert: so hat sich auch bei dieser ausdruͤcklich zu einer solchen Absicht unternommenen Anstrengung die Form des Geistes und die Begrenzung seiner einzelnen Theile auf mannigfaltige Weise genauer als sonst dargestellt. Etwas davon, die Philosophie betreffendes habe ich gleich Anfangs bemerkt; noch mehr oben auf liegt manches, was auf die Persoͤnlichkeit hindeutet. Die verachtende Bewunderung des Witzes, wovon Kant doch selbst soviel hat, und von einer Art, die ungleich mehr werth ist, als das, was er hier Zentnerschweren Witz nennt — nur, daß er sich dessen hier sehr entaͤußert hat — der Haß gegen die Wortspiele, da doch sein Etymologisiren und ein großer Theil seiner Kunstsprache besonders in spaͤteren Schriften auf einem manierirten Wortspielen beruht, das gaͤnzliche Nichtwissen um Kunst und besonders um Poesie, die Behandlung des weiblichen Geschlechts als einer Abart, und durchaus als Mittels, die Charakteristik der Voͤlker, die sehr nach den Freuden der Tafel schmeckt, dies und mehreres Andere sind Beitraͤge zu einer Kantologie, die man sowol physiologisch als pragmatisch weiter ausfuͤhren koͤnnte, ein Studium, welches wir den blinden Verehrers des großen Mannes bestens empfohlen haben wollen.
Jn verschiednen Zeitungen wird bekannt gemacht, daß ein Deutscher Edelmann auf die Entdeckung der alten Bardengesaͤnge, welche Karl der Große hat aufzeichnen lassen, oder auch nur eines einzigen davon, einen Preis von 100 Dukaten gesetzt hat. Hr. Graͤter verspricht naͤhere Nachricht daruͤber in seiner Zeitschrift
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