Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 2. Berlin, 1799.ein Familien-Mensch, und welches Gewand uns auch decke, und welcher Gedanke von Daseyn uns auch erhebe oder herabsetze; dennoch giebt es überall keine andere Menschen als Eltern und Kinder. Nie können wir daher etwas anders suchen und wollen, als das Jdeal des Familien-Menschen zu realisiren, und uns Friede und Freude in unsern Wohnungen zu bereiten. Es ist also genug, daß dieses Verhältniß ist, und daß wir ewig in ihm nur wirksam und thätig sind. Auf dieses Wirken und Thun müssen wir nur sehen, wenn wir den Menschen beurtheilen, und schonend und liebend werden wir ihm nahen, und uns nicht beruhigen über die Erscheinung des Freyen. Die Aufmunterung zu allem Großen und Schönen liegt in der Wirklichkeit. Sie nur rühret unsern Sinn zur Fülle des Lebens, und alles was wir suchen durch eine vollendete Form, steht da und winkt uns zur vollendenden That. Darum sehet die ewigen Altäre des Friedens, die Tempel der Göttin des Ueberflusses und die Wohnungen der Freude ringsum auf der blumenbekränzten Erde. Jch weiß es, sie sind; und jeder weiß es, der sich sagte, was diese Wirklichkeit bedeute. Alles was wir anschauen um uns und über uns, liegt im Umkreise unsers Daseyns und ist unser Daseyn; und wo wir diese Beziehung immer vor Augen behalten, erscheinet uns nothwendig alles in sich frey und vollendet, denn wir begreifen es nicht anders als in und mit unserm Handeln, welches ein Handeln in sich selbst und darum frey und vollendet ist. So stehen demnach die Menschen überall in dem ein Familien-Mensch, und welches Gewand uns auch decke, und welcher Gedanke von Daseyn uns auch erhebe oder herabsetze; dennoch giebt es uͤberall keine andere Menschen als Eltern und Kinder. Nie koͤnnen wir daher etwas anders suchen und wollen, als das Jdeal des Familien-Menschen zu realisiren, und uns Friede und Freude in unsern Wohnungen zu bereiten. Es ist also genug, daß dieses Verhaͤltniß ist, und daß wir ewig in ihm nur wirksam und thaͤtig sind. Auf dieses Wirken und Thun muͤssen wir nur sehen, wenn wir den Menschen beurtheilen, und schonend und liebend werden wir ihm nahen, und uns nicht beruhigen uͤber die Erscheinung des Freyen. Die Aufmunterung zu allem Großen und Schoͤnen liegt in der Wirklichkeit. Sie nur ruͤhret unsern Sinn zur Fuͤlle des Lebens, und alles was wir suchen durch eine vollendete Form, steht da und winkt uns zur vollendenden That. Darum sehet die ewigen Altaͤre des Friedens, die Tempel der Goͤttin des Ueberflusses und die Wohnungen der Freude ringsum auf der blumenbekraͤnzten Erde. Jch weiß es, sie sind; und jeder weiß es, der sich sagte, was diese Wirklichkeit bedeute. Alles was wir anschauen um uns und uͤber uns, liegt im Umkreise unsers Daseyns und ist unser Daseyn; und wo wir diese Beziehung immer vor Augen behalten, erscheinet uns nothwendig alles in sich frey und vollendet, denn wir begreifen es nicht anders als in und mit unserm Handeln, welches ein Handeln in sich selbst und darum frey und vollendet ist. So stehen demnach die Menschen uͤberall in dem <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0183" n="175"/> ein <hi rendition="#g">Familien</hi>-<hi rendition="#g">Mensch</hi>, und welches Gewand uns auch decke, und welcher Gedanke von Daseyn uns auch erhebe oder herabsetze; dennoch giebt es uͤberall keine andere Menschen als <hi rendition="#g">Eltern</hi> und <hi rendition="#g">Kinder</hi>. Nie koͤnnen wir daher etwas anders suchen und wollen, als das Jdeal des Familien-Menschen zu realisiren, und uns Friede und Freude in unsern Wohnungen zu bereiten. Es ist also genug, daß dieses Verhaͤltniß <hi rendition="#g">ist</hi>, und daß wir ewig in ihm nur wirksam und thaͤtig sind. Auf dieses Wirken und Thun muͤssen wir nur sehen, wenn wir den Menschen beurtheilen, und schonend und liebend werden wir ihm nahen, und uns nicht beruhigen uͤber die Erscheinung des Freyen. Die Aufmunterung zu allem Großen und Schoͤnen liegt in der Wirklichkeit. Sie nur ruͤhret unsern Sinn zur Fuͤlle des Lebens, und alles was wir suchen durch eine vollendete Form, steht da und winkt uns zur vollendenden That. Darum sehet die ewigen Altaͤre des Friedens, die Tempel der Goͤttin des Ueberflusses und die Wohnungen der Freude ringsum auf der blumenbekraͤnzten Erde. Jch weiß es, sie <hi rendition="#g">sind</hi>; und jeder weiß es, der sich sagte, was diese Wirklichkeit bedeute. Alles was wir anschauen um uns und uͤber uns, liegt im Umkreise unsers Daseyns und ist unser Daseyn; und wo wir diese Beziehung immer vor Augen behalten, erscheinet uns nothwendig alles in sich frey und vollendet, denn wir begreifen es nicht anders als in und mit unserm Handeln, welches ein Handeln in sich selbst und darum frey und vollendet ist.</p><lb/> <p>So stehen demnach die Menschen uͤberall in dem </p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [175/0183]
ein Familien-Mensch, und welches Gewand uns auch decke, und welcher Gedanke von Daseyn uns auch erhebe oder herabsetze; dennoch giebt es uͤberall keine andere Menschen als Eltern und Kinder. Nie koͤnnen wir daher etwas anders suchen und wollen, als das Jdeal des Familien-Menschen zu realisiren, und uns Friede und Freude in unsern Wohnungen zu bereiten. Es ist also genug, daß dieses Verhaͤltniß ist, und daß wir ewig in ihm nur wirksam und thaͤtig sind. Auf dieses Wirken und Thun muͤssen wir nur sehen, wenn wir den Menschen beurtheilen, und schonend und liebend werden wir ihm nahen, und uns nicht beruhigen uͤber die Erscheinung des Freyen. Die Aufmunterung zu allem Großen und Schoͤnen liegt in der Wirklichkeit. Sie nur ruͤhret unsern Sinn zur Fuͤlle des Lebens, und alles was wir suchen durch eine vollendete Form, steht da und winkt uns zur vollendenden That. Darum sehet die ewigen Altaͤre des Friedens, die Tempel der Goͤttin des Ueberflusses und die Wohnungen der Freude ringsum auf der blumenbekraͤnzten Erde. Jch weiß es, sie sind; und jeder weiß es, der sich sagte, was diese Wirklichkeit bedeute. Alles was wir anschauen um uns und uͤber uns, liegt im Umkreise unsers Daseyns und ist unser Daseyn; und wo wir diese Beziehung immer vor Augen behalten, erscheinet uns nothwendig alles in sich frey und vollendet, denn wir begreifen es nicht anders als in und mit unserm Handeln, welches ein Handeln in sich selbst und darum frey und vollendet ist.
So stehen demnach die Menschen uͤberall in dem
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