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Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 2. Berlin, 1799.

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Beine ein Unterkleid von eben jenem Zeuge sehen. Die Prinzessin trägt ein Kleid von weißem Stoff mit goldnen Blumen oder Schnörkeln gestickt, das sie mit der linken Hand an der Hüfte hinaufzieht, und dadurch das Unterkleid von grünlichem Moor sichtbar werden läßt. Die Form des Schnürleibs ist etwas steif, und sein Ausschnitt an der Brust viereckig, was durch zwey Festons von Perlen unter demselben wenig gemildert wird. Desto vortheilhafter für die Freundin neben ihr in einem Kleide von röthlichem Taft, mit braunen weit von einander entfernten Streifen. Jhr linker Arm ist vor der Prinzessin her mit einer redenden Geberde ausgestreckt, die rechte Hand nimmt einen weißen atlasnen Rock über jenem Kleide auf, und bringt darin eine üppige Unordnung von Falten hervor. Sie erscheint von der Seite: die Biegung des Leibes vorwärts und ein breiter Kragen von weißem Atlas, der in Festons ausgeschnitten von Brust und Schultern herunterfällt, verbergen das Mißfällige der Schnürbrust; ein zarter und blühender Busen, worauf ein Medaillon ruht, hebt sich so reizend daraus hervor, daß er allen Zwang unnatürlicher Trachten vergessen macht. Keine regelmäßige Schönheit: das Profil mit etwas auswärts gebogner Nase und einem kleinen Unterkinn ist niedlich und aufgeweckt. Das blonde Haar beynah in Griechischem Geschmack eng zusammengefaßt, und seine Flechten auf dem Wirbel gedreht und befestigt. So auch bey den übrigen, nur daß die Prinzessin eine Krone trägt. Die Köpfchen werden durch den einfachen Putz um so kleiner, und dies giebt den

Beine ein Unterkleid von eben jenem Zeuge sehen. Die Prinzessin traͤgt ein Kleid von weißem Stoff mit goldnen Blumen oder Schnoͤrkeln gestickt, das sie mit der linken Hand an der Huͤfte hinaufzieht, und dadurch das Unterkleid von gruͤnlichem Moor sichtbar werden laͤßt. Die Form des Schnuͤrleibs ist etwas steif, und sein Ausschnitt an der Brust viereckig, was durch zwey Festons von Perlen unter demselben wenig gemildert wird. Desto vortheilhafter fuͤr die Freundin neben ihr in einem Kleide von roͤthlichem Taft, mit braunen weit von einander entfernten Streifen. Jhr linker Arm ist vor der Prinzessin her mit einer redenden Geberde ausgestreckt, die rechte Hand nimmt einen weißen atlasnen Rock uͤber jenem Kleide auf, und bringt darin eine uͤppige Unordnung von Falten hervor. Sie erscheint von der Seite: die Biegung des Leibes vorwaͤrts und ein breiter Kragen von weißem Atlas, der in Festons ausgeschnitten von Brust und Schultern herunterfaͤllt, verbergen das Mißfaͤllige der Schnuͤrbrust; ein zarter und bluͤhender Busen, worauf ein Medaillon ruht, hebt sich so reizend daraus hervor, daß er allen Zwang unnatuͤrlicher Trachten vergessen macht. Keine regelmaͤßige Schoͤnheit: das Profil mit etwas auswaͤrts gebogner Nase und einem kleinen Unterkinn ist niedlich und aufgeweckt. Das blonde Haar beynah in Griechischem Geschmack eng zusammengefaßt, und seine Flechten auf dem Wirbel gedreht und befestigt. So auch bey den uͤbrigen, nur daß die Prinzessin eine Krone traͤgt. Die Koͤpfchen werden durch den einfachen Putz um so kleiner, und dies giebt den

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[114/0122] Beine ein Unterkleid von eben jenem Zeuge sehen. Die Prinzessin traͤgt ein Kleid von weißem Stoff mit goldnen Blumen oder Schnoͤrkeln gestickt, das sie mit der linken Hand an der Huͤfte hinaufzieht, und dadurch das Unterkleid von gruͤnlichem Moor sichtbar werden laͤßt. Die Form des Schnuͤrleibs ist etwas steif, und sein Ausschnitt an der Brust viereckig, was durch zwey Festons von Perlen unter demselben wenig gemildert wird. Desto vortheilhafter fuͤr die Freundin neben ihr in einem Kleide von roͤthlichem Taft, mit braunen weit von einander entfernten Streifen. Jhr linker Arm ist vor der Prinzessin her mit einer redenden Geberde ausgestreckt, die rechte Hand nimmt einen weißen atlasnen Rock uͤber jenem Kleide auf, und bringt darin eine uͤppige Unordnung von Falten hervor. Sie erscheint von der Seite: die Biegung des Leibes vorwaͤrts und ein breiter Kragen von weißem Atlas, der in Festons ausgeschnitten von Brust und Schultern herunterfaͤllt, verbergen das Mißfaͤllige der Schnuͤrbrust; ein zarter und bluͤhender Busen, worauf ein Medaillon ruht, hebt sich so reizend daraus hervor, daß er allen Zwang unnatuͤrlicher Trachten vergessen macht. Keine regelmaͤßige Schoͤnheit: das Profil mit etwas auswaͤrts gebogner Nase und einem kleinen Unterkinn ist niedlich und aufgeweckt. Das blonde Haar beynah in Griechischem Geschmack eng zusammengefaßt, und seine Flechten auf dem Wirbel gedreht und befestigt. So auch bey den uͤbrigen, nur daß die Prinzessin eine Krone traͤgt. Die Koͤpfchen werden durch den einfachen Putz um so kleiner, und dies giebt den

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Zitationshilfe: Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 2. Berlin, 1799, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_athenaeum_1799/122>, abgerufen am 03.05.2024.