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Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 1. Berlin, 1798.

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Hat der Staat denn ein Recht, Wechsel aus reiner Willkühr gültiger zu heiligen, als andre Verträge, und dadurch diese ihrer Majestät zu entsetzen?



Es ist nicht selten, daß jemand lange kalt scheint und heißt, der nachher bey außerordentlichen Veranlassungen durch die gewaltigsten Explosionen von Leidenschaft alles in Erstaunen setzt. Das ist der wahrhaft gefühlvolle Mensch, bey dem die ersten Eindrücke nicht stark sind, aber lange nachwirken, tief ins Jnnre dringen, und im Stillen durch ihre eigne Kraft wachsen. Jmmer gleich zu reagiren ist das Kennzeichen der Schwäche, jenes innre Crescendo der Empfindungen ist die Eigenheit energischer Naturen.



Der Satan der Jtaliänischen und Engländischen Dichter mag poetischer seyn: aber der deutsche Satan ist satanischer; und insofern könnte man sagen, der Satan sey eine deutsche Erfindung. Gewiß ist er ein Favorit deutscher Dichter und Philosophen. Er muß also wohl auch sein Gutes haben, und wenn sein Karakter in der unbedingten Willkührlichkeit und Absichtlichkeit, und in der Liebhaberey am Vernichten, Verwirren und Verführen besteht, so findet man ihn unstreitig nicht selten in der schönsten Gesellschaft. Aber sollte man sich bisher nicht in den Dimensionen vergriffen haben? Ein großer Satan hat immer etwas Ungeschlachtes, und Vierschrötiges; er paßt höchstens nur für die Prätensionen auf Ruchlosigkeit

Hat der Staat denn ein Recht, Wechsel aus reiner Willkuͤhr guͤltiger zu heiligen, als andre Vertraͤge, und dadurch diese ihrer Majestaͤt zu entsetzen?



Es ist nicht selten, daß jemand lange kalt scheint und heißt, der nachher bey außerordentlichen Veranlassungen durch die gewaltigsten Explosionen von Leidenschaft alles in Erstaunen setzt. Das ist der wahrhaft gefuͤhlvolle Mensch, bey dem die ersten Eindruͤcke nicht stark sind, aber lange nachwirken, tief ins Jnnre dringen, und im Stillen durch ihre eigne Kraft wachsen. Jmmer gleich zu reagiren ist das Kennzeichen der Schwaͤche, jenes innre Crescendo der Empfindungen ist die Eigenheit energischer Naturen.



Der Satan der Jtaliaͤnischen und Englaͤndischen Dichter mag poetischer seyn: aber der deutsche Satan ist satanischer; und insofern koͤnnte man sagen, der Satan sey eine deutsche Erfindung. Gewiß ist er ein Favorit deutscher Dichter und Philosophen. Er muß also wohl auch sein Gutes haben, und wenn sein Karakter in der unbedingten Willkuͤhrlichkeit und Absichtlichkeit, und in der Liebhaberey am Vernichten, Verwirren und Verfuͤhren besteht, so findet man ihn unstreitig nicht selten in der schoͤnsten Gesellschaft. Aber sollte man sich bisher nicht in den Dimensionen vergriffen haben? Ein großer Satan hat immer etwas Ungeschlachtes, und Vierschroͤtiges; er paßt hoͤchstens nur fuͤr die Praͤtensionen auf Ruchlosigkeit

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[115/0304] Hat der Staat denn ein Recht, Wechsel aus reiner Willkuͤhr guͤltiger zu heiligen, als andre Vertraͤge, und dadurch diese ihrer Majestaͤt zu entsetzen? Es ist nicht selten, daß jemand lange kalt scheint und heißt, der nachher bey außerordentlichen Veranlassungen durch die gewaltigsten Explosionen von Leidenschaft alles in Erstaunen setzt. Das ist der wahrhaft gefuͤhlvolle Mensch, bey dem die ersten Eindruͤcke nicht stark sind, aber lange nachwirken, tief ins Jnnre dringen, und im Stillen durch ihre eigne Kraft wachsen. Jmmer gleich zu reagiren ist das Kennzeichen der Schwaͤche, jenes innre Crescendo der Empfindungen ist die Eigenheit energischer Naturen. Der Satan der Jtaliaͤnischen und Englaͤndischen Dichter mag poetischer seyn: aber der deutsche Satan ist satanischer; und insofern koͤnnte man sagen, der Satan sey eine deutsche Erfindung. Gewiß ist er ein Favorit deutscher Dichter und Philosophen. Er muß also wohl auch sein Gutes haben, und wenn sein Karakter in der unbedingten Willkuͤhrlichkeit und Absichtlichkeit, und in der Liebhaberey am Vernichten, Verwirren und Verfuͤhren besteht, so findet man ihn unstreitig nicht selten in der schoͤnsten Gesellschaft. Aber sollte man sich bisher nicht in den Dimensionen vergriffen haben? Ein großer Satan hat immer etwas Ungeschlachtes, und Vierschroͤtiges; er paßt hoͤchstens nur fuͤr die Praͤtensionen auf Ruchlosigkeit

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Zitationshilfe: Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 1. Berlin, 1798, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_athenaeum_1798/304>, abgerufen am 22.11.2024.