Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 1. Berlin, 1798.und nach dem Maße des gegebnen Ärgernisses ihm Leser und Tadler verschafft hat. Jn einer Erzählung der Mutter Gans das leibhaftige Deutsche Theater sammt allem Zubehör aufs Theater zu bringen, ist wahrlich unerhört. Wenn die Satire noch methodisch, deklamatorisch, gallicht wäre; aber grade umgekehrt, sie ist durchaus muthwillig und possenhaft, kurz gegen alle rechtliche Ordnung. Jch gebe den Verfasser verloren: er wird sich niemals von den Streichen, die er ausgetheilt hat, erholen können. Oder glaubt er, den großen Schikaneder ungestraft antasten zu dürfen? Besonders, da er es mit den Schildbürgern durch seine Geschichtschronik derselben unheilbar verdorben hat, und wie ein Korsar kecklich in die Häfen dieser angesehenen Nazion eingelaufen ist, die durch ihr Schutz- und Trutzbündniß mit den ebenfalls zahlreichen Philistern noch furchtbarer wird. Sie werden es ihm schon einzutränken wissen, und den Spaß auf eine Art verstehn, daß es ihm vergehn soll, welchen zu machen. Eher möchte der Prolog zu einem Schauspiele, das niemals aufgeführt wird, vor der Polizey der Ernsthaftigkeit durchschlüpfen: der ganz heterogene Sinn der vom Theaterwesen entlehnten Einkleidung wird vielleicht nicht allen klar werden, weil sie in dem theologischphilosopihschen Vorspiele selbst zu eifrig mitagiren, um Unrath zu merken. Was den Theaterdirektor betrifft, über den hier viel spekulirt wird, so ist er eine lieberale Person, die gern jedes in seiner Art leben läßt; wenn nur die Lampenputzer nicht in seinem Namen empfindlich werden, daß und nach dem Maße des gegebnen Ärgernisses ihm Leser und Tadler verschafft hat. Jn einer Erzaͤhlung der Mutter Gans das leibhaftige Deutsche Theater sammt allem Zubehoͤr aufs Theater zu bringen, ist wahrlich unerhoͤrt. Wenn die Satire noch methodisch, deklamatorisch, gallicht waͤre; aber grade umgekehrt, sie ist durchaus muthwillig und possenhaft, kurz gegen alle rechtliche Ordnung. Jch gebe den Verfasser verloren: er wird sich niemals von den Streichen, die er ausgetheilt hat, erholen koͤnnen. Oder glaubt er, den großen Schikaneder ungestraft antasten zu duͤrfen? Besonders, da er es mit den Schildbuͤrgern durch seine Geschichtschronik derselben unheilbar verdorben hat, und wie ein Korsar kecklich in die Haͤfen dieser angesehenen Nazion eingelaufen ist, die durch ihr Schutz- und Trutzbuͤndniß mit den ebenfalls zahlreichen Philistern noch furchtbarer wird. Sie werden es ihm schon einzutraͤnken wissen, und den Spaß auf eine Art verstehn, daß es ihm vergehn soll, welchen zu machen. Eher moͤchte der Prolog zu einem Schauspiele, das niemals aufgefuͤhrt wird, vor der Polizey der Ernsthaftigkeit durchschluͤpfen: der ganz heterogene Sinn der vom Theaterwesen entlehnten Einkleidung wird vielleicht nicht allen klar werden, weil sie in dem theologischphilosopihschen Vorspiele selbst zu eifrig mitagiren, um Unrath zu merken. Was den Theaterdirektor betrifft, uͤber den hier viel spekulirt wird, so ist er eine lieberale Person, die gern jedes in seiner Art leben laͤßt; wenn nur die Lampenputzer nicht in seinem Namen empfindlich werden, daß <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0180" n="169"/> und nach dem Maße des gegebnen Ärgernisses ihm Leser und Tadler verschafft hat. Jn einer Erzaͤhlung der Mutter Gans das leibhaftige Deutsche Theater sammt allem Zubehoͤr aufs Theater zu bringen, ist wahrlich unerhoͤrt. Wenn die Satire noch methodisch, deklamatorisch, gallicht waͤre; aber grade umgekehrt, sie ist durchaus muthwillig und possenhaft, kurz gegen alle rechtliche Ordnung. Jch gebe den Verfasser verloren: er wird sich niemals von den Streichen, die er ausgetheilt hat, erholen koͤnnen. Oder glaubt er, den großen Schikaneder ungestraft antasten zu duͤrfen? Besonders, da er es mit den Schildbuͤrgern durch seine <hi rendition="#g">Geschichtschronik</hi> derselben unheilbar verdorben hat, und wie ein Korsar kecklich in die Haͤfen dieser angesehenen Nazion eingelaufen ist, die durch ihr Schutz- und Trutzbuͤndniß mit den ebenfalls zahlreichen Philistern noch furchtbarer wird. Sie werden es ihm schon einzutraͤnken wissen, und den Spaß auf eine Art verstehn, daß es ihm vergehn soll, welchen zu machen. Eher moͤchte der <hi rendition="#g">Prolog</hi> zu einem Schauspiele, das niemals aufgefuͤhrt wird, vor der Polizey der Ernsthaftigkeit durchschluͤpfen: der ganz heterogene Sinn der vom Theaterwesen entlehnten Einkleidung wird vielleicht nicht allen klar werden, weil sie in dem theologischphilosopihschen Vorspiele selbst zu eifrig mitagiren, um Unrath zu merken. Was den Theaterdirektor betrifft, uͤber den hier viel spekulirt wird, so ist er eine lieberale Person, die gern jedes in seiner Art leben laͤßt; wenn nur die Lampenputzer nicht in seinem Namen empfindlich werden, daß<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [169/0180]
und nach dem Maße des gegebnen Ärgernisses ihm Leser und Tadler verschafft hat. Jn einer Erzaͤhlung der Mutter Gans das leibhaftige Deutsche Theater sammt allem Zubehoͤr aufs Theater zu bringen, ist wahrlich unerhoͤrt. Wenn die Satire noch methodisch, deklamatorisch, gallicht waͤre; aber grade umgekehrt, sie ist durchaus muthwillig und possenhaft, kurz gegen alle rechtliche Ordnung. Jch gebe den Verfasser verloren: er wird sich niemals von den Streichen, die er ausgetheilt hat, erholen koͤnnen. Oder glaubt er, den großen Schikaneder ungestraft antasten zu duͤrfen? Besonders, da er es mit den Schildbuͤrgern durch seine Geschichtschronik derselben unheilbar verdorben hat, und wie ein Korsar kecklich in die Haͤfen dieser angesehenen Nazion eingelaufen ist, die durch ihr Schutz- und Trutzbuͤndniß mit den ebenfalls zahlreichen Philistern noch furchtbarer wird. Sie werden es ihm schon einzutraͤnken wissen, und den Spaß auf eine Art verstehn, daß es ihm vergehn soll, welchen zu machen. Eher moͤchte der Prolog zu einem Schauspiele, das niemals aufgefuͤhrt wird, vor der Polizey der Ernsthaftigkeit durchschluͤpfen: der ganz heterogene Sinn der vom Theaterwesen entlehnten Einkleidung wird vielleicht nicht allen klar werden, weil sie in dem theologischphilosopihschen Vorspiele selbst zu eifrig mitagiren, um Unrath zu merken. Was den Theaterdirektor betrifft, uͤber den hier viel spekulirt wird, so ist er eine lieberale Person, die gern jedes in seiner Art leben laͤßt; wenn nur die Lampenputzer nicht in seinem Namen empfindlich werden, daß
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |