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Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 1. Berlin, 1798.

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Unmittelbar kann der Mensch schlechterdings nicht mit derselben in Verhältniß stehn. Jn der Wahl dieses Mittelglieds muß der Mensch durchaus frey seyn. Der mindeste Zwang hierin schadet seiner Religion. Die Wahl ist karakteristisch, und es werden mithin die gebildeten Menschen ziemlich gleiche Mittelglieder wählen, dahingegen der Ungebildete gewöhnlich durch Zufall hier bestimmt werden wird. Da aber so wenig Menschen einer freyen Wahl überhaupt fähig sind, so werden manche Mittelglieder allgemeiner werden; sey es durch Zufall, durch Associazion, oder ihre besondre Schicklichkeit dazu. Auf diese Art entstehn Landesreligionen. Je selbständiger der Mensch wird, desto mehr vermindert sich die Quantität des Mittelglieds, die Qualität verfeinert sich, und seine Verhältnisse zu demselben werden mannichfaltiger und gebildeter: Fetische, Gestirne, Thiere, Helden, Götzen, Götter, Ein Gottmensch. Man sieht bald, wie relativ diese Wahlen sind, und wird unvermerkt auf die Jdee getrieben, daß das Wesen der Religion wohl nicht von der Beschaffenheit des Mittlers abhange, sondern lediglich in der Ansicht desselben, in den Verhältnissen zu ihm bestehe.

Es ist ein Götzendienst im weitern Sinn, wenn ich diesen Mittler in der That für Gott selbst ansehe. Es ist Jrreligion, wenn ich gar keinen Mittler annehme; und in so fern ist Aberglaube und Götzendienst, und Unglaube oder Theismus, den man auch ältern Judaism nennen kann, beydes Jrreligion. Hingegen ist Atheism nur Negazion aller Religion überhaupt,

Unmittelbar kann der Mensch schlechterdings nicht mit derselben in Verhaͤltniß stehn. Jn der Wahl dieses Mittelglieds muß der Mensch durchaus frey seyn. Der mindeste Zwang hierin schadet seiner Religion. Die Wahl ist karakteristisch, und es werden mithin die gebildeten Menschen ziemlich gleiche Mittelglieder waͤhlen, dahingegen der Ungebildete gewoͤhnlich durch Zufall hier bestimmt werden wird. Da aber so wenig Menschen einer freyen Wahl uͤberhaupt faͤhig sind, so werden manche Mittelglieder allgemeiner werden; sey es durch Zufall, durch Associazion, oder ihre besondre Schicklichkeit dazu. Auf diese Art entstehn Landesreligionen. Je selbstaͤndiger der Mensch wird, desto mehr vermindert sich die Quantitaͤt des Mittelglieds, die Qualitaͤt verfeinert sich, und seine Verhaͤltnisse zu demselben werden mannichfaltiger und gebildeter: Fetische, Gestirne, Thiere, Helden, Goͤtzen, Goͤtter, Ein Gottmensch. Man sieht bald, wie relativ diese Wahlen sind, und wird unvermerkt auf die Jdee getrieben, daß das Wesen der Religion wohl nicht von der Beschaffenheit des Mittlers abhange, sondern lediglich in der Ansicht desselben, in den Verhaͤltnissen zu ihm bestehe.

Es ist ein Goͤtzendienst im weitern Sinn, wenn ich diesen Mittler in der That fuͤr Gott selbst ansehe. Es ist Jrreligion, wenn ich gar keinen Mittler annehme; und in so fern ist Aberglaube und Goͤtzendienst, und Unglaube oder Theismus, den man auch aͤltern Judaism nennen kann, beydes Jrreligion. Hingegen ist Atheism nur Negazion aller Religion uͤberhaupt,

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[91/0102] Unmittelbar kann der Mensch schlechterdings nicht mit derselben in Verhaͤltniß stehn. Jn der Wahl dieses Mittelglieds muß der Mensch durchaus frey seyn. Der mindeste Zwang hierin schadet seiner Religion. Die Wahl ist karakteristisch, und es werden mithin die gebildeten Menschen ziemlich gleiche Mittelglieder waͤhlen, dahingegen der Ungebildete gewoͤhnlich durch Zufall hier bestimmt werden wird. Da aber so wenig Menschen einer freyen Wahl uͤberhaupt faͤhig sind, so werden manche Mittelglieder allgemeiner werden; sey es durch Zufall, durch Associazion, oder ihre besondre Schicklichkeit dazu. Auf diese Art entstehn Landesreligionen. Je selbstaͤndiger der Mensch wird, desto mehr vermindert sich die Quantitaͤt des Mittelglieds, die Qualitaͤt verfeinert sich, und seine Verhaͤltnisse zu demselben werden mannichfaltiger und gebildeter: Fetische, Gestirne, Thiere, Helden, Goͤtzen, Goͤtter, Ein Gottmensch. Man sieht bald, wie relativ diese Wahlen sind, und wird unvermerkt auf die Jdee getrieben, daß das Wesen der Religion wohl nicht von der Beschaffenheit des Mittlers abhange, sondern lediglich in der Ansicht desselben, in den Verhaͤltnissen zu ihm bestehe. Es ist ein Goͤtzendienst im weitern Sinn, wenn ich diesen Mittler in der That fuͤr Gott selbst ansehe. Es ist Jrreligion, wenn ich gar keinen Mittler annehme; und in so fern ist Aberglaube und Goͤtzendienst, und Unglaube oder Theismus, den man auch aͤltern Judaism nennen kann, beydes Jrreligion. Hingegen ist Atheism nur Negazion aller Religion uͤberhaupt,

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Zitationshilfe: Schlegel, August Wilhelm von; Schlegel, Friedrich von (Hrsg.): Athenaeum. Bd. 1. Berlin, 1798, S. 91. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schlegel_athenaeum_1798/102>, abgerufen am 24.11.2024.