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Schirmer, David: Erstes Rosen Gepüsche. [s. l.], 1653.

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Rosen-Gepüsche
Auff dieser gantzen Erden
hat iedes seine Pflicht/
warum es muste werden.
Du aber/ Schöne/ nicht.
Zum lieben bistu Göttin/ außerkiest/
noch dennoch bleibstu allzeit wie du bist.
Könt ich in dir erwürgen
die grosse Tyranney/
so wolt ich mich verbürgen/
mich bald zu machen frey.
Dann würd ich allzeit/ sonder Angst und Pein/
in deinem Hertzen/ O Melinde/ seyn.
Jch muß mich selbst verfluchen
das meine Redlig keit
dich ie hat wollen suchen
bey solcher trüben Zeit.
Nun aber kan ich nicht zurücke ziehn/
du bist der Strick/ der lest mich nicht entfliehn.
Kom Todt/ ich wil dir geben
ein feistes Opffer hin.
Hier ist mein kranckes Leben/
hier ist mein krancker Sinn.
Jhr müden Geister scheidet von mir ab/
ich eile fort von euch ins finstre Grab.
Bedencke dich/ Melinde/
ob ich auch schuldig sey
üm dich mich so geschwinde
der Gruft zu setzen bey.
Bedencke dich/ mein Schatz/ ob diese Noth
nicht sey mein Ruhm und dein gewisser Todt.
Roſen-Gepuͤſche
Auff dieſer gantzen Erden
hat iedes ſeine Pflicht/
warum es muſte werden.
Du aber/ Schoͤne/ nicht.
Zum lieben biſtu Goͤttin/ außerkieſt/
noch dennoch bleibſtu allzeit wie du biſt.
Koͤnt ich in dir erwuͤrgen
die groſſe Tyranney/
ſo wolt ich mich verbuͤrgen/
mich bald zu machen frey.
Dann wuͤrd ich allzeit/ ſonder Angſt und Pein/
in deinem Hertzen/ O Melinde/ ſeyn.
Jch muß mich ſelbſt verfluchen
das meine Redlig keit
dich ie hat wollen ſuchen
bey ſolcher truͤben Zeit.
Nun aber kan ich nicht zuruͤcke ziehn/
du biſt der Strick/ der leſt mich nicht entfliehn.
Kom Todt/ ich wil dir geben
ein feiſtes Opffer hin.
Hier iſt mein kranckes Leben/
hier iſt mein krancker Sinn.
Jhr muͤden Geiſter ſcheidet von mir ab/
ich eile fort von euch ins finſtre Grab.
Bedencke dich/ Melinde/
ob ich auch ſchuldig ſey
uͤm dich mich ſo geſchwinde
der Gruft zu ſetzen bey.
Bedencke dich/ mein Schatz/ ob dieſe Noth
nicht ſey mein Ruhm und dein gewiſſer Todt.
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[23/0043] Roſen-Gepuͤſche Auff dieſer gantzen Erden hat iedes ſeine Pflicht/ warum es muſte werden. Du aber/ Schoͤne/ nicht. Zum lieben biſtu Goͤttin/ außerkieſt/ noch dennoch bleibſtu allzeit wie du biſt. Koͤnt ich in dir erwuͤrgen die groſſe Tyranney/ ſo wolt ich mich verbuͤrgen/ mich bald zu machen frey. Dann wuͤrd ich allzeit/ ſonder Angſt und Pein/ in deinem Hertzen/ O Melinde/ ſeyn. Jch muß mich ſelbſt verfluchen das meine Redlig keit dich ie hat wollen ſuchen bey ſolcher truͤben Zeit. Nun aber kan ich nicht zuruͤcke ziehn/ du biſt der Strick/ der leſt mich nicht entfliehn. Kom Todt/ ich wil dir geben ein feiſtes Opffer hin. Hier iſt mein kranckes Leben/ hier iſt mein krancker Sinn. Jhr muͤden Geiſter ſcheidet von mir ab/ ich eile fort von euch ins finſtre Grab. Bedencke dich/ Melinde/ ob ich auch ſchuldig ſey uͤm dich mich ſo geſchwinde der Gruft zu ſetzen bey. Bedencke dich/ mein Schatz/ ob dieſe Noth nicht ſey mein Ruhm und dein gewiſſer Todt.

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Zitationshilfe: Schirmer, David: Erstes Rosen Gepüsche. [s. l.], 1653, S. 23. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schirmer_rosengepuesche_1653/43>, abgerufen am 28.03.2024.