Schirmer, David: Erstes Rosen Gepüsche. [s. l.], 1653.D. S. drittes XIX. An seinen Freund/ als er der Sere- nen Brodt küssete. JCh liebe nicht wie du. Jch eß auch nicht derglei- chen. Legt aber sich ein Mund auff meinen Lippen an/ so hab ich eine Kost/ die mich erhalten kan/ von solcher schlechten Pracht müst ich ja mehr ver- bleichen. Wie thörlich thustu doch/ daß du der Liebe Zeichen auf Eitelkeiten stellst. Hätt ich also gethan/ so würde sich mein Geist erkiesen eine Bahn/ Die mir zum Acheron und Plutus würde reichen. Solt ich ein steter Gast bey deiner Speise sitzen/ so wehr ich längst schon kalt. Kein Leben lebt in mir wenn dem so schlechtes Brodt mein Hertze solte stü- tzen. Mein Freund das thu ich nicht. Hier wend ich mich von dir. Wilst aber/ wie du wilst/ ein Essen du geniessen/ so kanstu tausendmal Serenen täglich küssen. XX. An die Sterne/ als Er nicht bey Marnien war. JHr Kinder süsser Nacht/ ihr Feuer vollen Brüder/ du kleines Heer der Luft/ du Himmels-Bürgerey/ die du durchs blaue Feld nach reiner Melodey erhebest deinen Tantz und deine schönen Glieder. Wenn ietzt der faule Schlaff die müden Augenlied durch
D. S. drittes XIX. An ſeinen Freund/ als er der Sere- nen Brodt kuͤſſete. JCh liebe nicht wie du. Jch eß auch nicht derglei- chen. Legt aber ſich ein Mund auff meinen Lippen an/ ſo hab ich eine Koſt/ die mich erhalten kan/ von ſolcher ſchlechten Pracht muͤſt ich ja mehr ver- bleichen. Wie thoͤrlich thuſtu doch/ daß du der Liebe Zeichen auf Eitelkeiten ſtellſt. Haͤtt ich alſo gethan/ ſo wuͤrde ſich mein Geiſt erkieſen eine Bahn/ Die mir zum Acheron und Plutus wuͤrde reichen. Solt ich ein ſteter Gaſt bey deiner Speiſe ſitzen/ ſo wehr ich laͤngſt ſchon kalt. Kein Leben lebt in mir wenn dem ſo ſchlechtes Brodt mein Hertze ſolte ſtuͤ- tzen. Mein Freund das thu ich nicht. Hier wend ich mich von dir. Wilſt aber/ wie du wilſt/ ein Eſſen du genieſſen/ ſo kanſtu tauſendmal Serenen taͤglich kuͤſſen. XX. An die Sterne/ als Er nicht bey Marnien war. JHr Kinder ſuͤſſer Nacht/ ihr Feuer vollen Bruͤder/ du kleines Heer der Luft/ du Himmels-Buͤrgerey/ die du durchs blaue Feld nach reiner Melodey erhebeſt deinen Tantz und deine ſchoͤnen Glieder. Wenn ietzt der faule Schlaff die muͤden Augenlieď durch
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <pb facs="#f0164" n="144"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">D. S. drittes</hi> </fw><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">XIX.</hi><lb/> An ſeinen Freund/ als er der Sere-<lb/> nen Brodt kuͤſſete.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <l><hi rendition="#in">J</hi>Ch liebe nicht wie du. Jch eß auch nicht derglei-</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">chen.</hi> </l><lb/> <l>Legt aber ſich ein Mund auff meinen Lippen an/</l><lb/> <l>ſo hab ich eine Koſt/ die mich erhalten kan/</l><lb/> <l>von ſolcher ſchlechten Pracht muͤſt ich ja mehr ver-</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">bleichen.</hi> </l><lb/> <l>Wie thoͤrlich thuſtu doch/ daß du der Liebe Zeichen</l><lb/> <l>auf Eitelkeiten ſtellſt. Haͤtt ich alſo gethan/</l><lb/> <l>ſo wuͤrde ſich mein Geiſt erkieſen eine Bahn/</l><lb/> <l>Die mir zum Acheron und Plutus wuͤrde reichen.</l><lb/> <l>Solt ich ein ſteter Gaſt bey deiner Speiſe ſitzen/</l><lb/> <l>ſo wehr ich laͤngſt ſchon kalt. Kein Leben lebt in mir</l><lb/> <l>wenn dem ſo ſchlechtes Brodt mein Hertze ſolte ſtuͤ-</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">tzen.</hi> </l><lb/> <l>Mein Freund das thu ich nicht. Hier wend ich</l><lb/> <l> <hi rendition="#et">mich von dir.</hi> </l><lb/> <l>Wilſt aber/ wie du wilſt/ ein Eſſen du genieſſen/</l><lb/> <l>ſo kanſtu tauſendmal Serenen taͤglich kuͤſſen.</l> </lg> </div><lb/> <div n="2"> <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#aq">XX.</hi><lb/> An die Sterne/ als Er nicht bey<lb/> Marnien war.</hi> </head><lb/> <lg type="poem"> <l><hi rendition="#in">J</hi>Hr Kinder ſuͤſſer Nacht/ ihr Feuer vollen Bruͤder/</l><lb/> <l>du kleines Heer der Luft/ du Himmels-Buͤrgerey/</l><lb/> <l>die du durchs blaue Feld nach reiner Melodey</l><lb/> <l>erhebeſt deinen Tantz und deine ſchoͤnen Glieder.</l><lb/> <l>Wenn ietzt der faule Schlaff die muͤden Augenlieď</l><lb/> <fw place="bottom" type="catch">durch</fw><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [144/0164]
D. S. drittes
XIX.
An ſeinen Freund/ als er der Sere-
nen Brodt kuͤſſete.
JCh liebe nicht wie du. Jch eß auch nicht derglei-
chen.
Legt aber ſich ein Mund auff meinen Lippen an/
ſo hab ich eine Koſt/ die mich erhalten kan/
von ſolcher ſchlechten Pracht muͤſt ich ja mehr ver-
bleichen.
Wie thoͤrlich thuſtu doch/ daß du der Liebe Zeichen
auf Eitelkeiten ſtellſt. Haͤtt ich alſo gethan/
ſo wuͤrde ſich mein Geiſt erkieſen eine Bahn/
Die mir zum Acheron und Plutus wuͤrde reichen.
Solt ich ein ſteter Gaſt bey deiner Speiſe ſitzen/
ſo wehr ich laͤngſt ſchon kalt. Kein Leben lebt in mir
wenn dem ſo ſchlechtes Brodt mein Hertze ſolte ſtuͤ-
tzen.
Mein Freund das thu ich nicht. Hier wend ich
mich von dir.
Wilſt aber/ wie du wilſt/ ein Eſſen du genieſſen/
ſo kanſtu tauſendmal Serenen taͤglich kuͤſſen.
XX.
An die Sterne/ als Er nicht bey
Marnien war.
JHr Kinder ſuͤſſer Nacht/ ihr Feuer vollen Bruͤder/
du kleines Heer der Luft/ du Himmels-Buͤrgerey/
die du durchs blaue Feld nach reiner Melodey
erhebeſt deinen Tantz und deine ſchoͤnen Glieder.
Wenn ietzt der faule Schlaff die muͤden Augenlieď
durch
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |