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Schirmer, David: Erstes Rosen Gepüsche. [s. l.], 1653.

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Rosen- Gepüsche
sellschafft angetroffen/ welche dermassen gefrolo-
cket/ das es schien/ als wolte der gütige Himmel mit
seinen weiß-blauen Angesichte die angefangene Freu-
de vermehren helffen. Nach den ich aber wiederüm
urlaub genommen/ kam ich in ein mit den runden
Schnee-Ballen verfallnes Thal/ in welchen ich eine
klägliche Stimme nur von weiten erklingen hörete/
so das ich nichts anders draus urtheilete/ es weren
denen berühmten Schäffern an dem Saalen-stran-
de umher ihr Heerden geraubet! die hürden eingerissen/
und ihre Trifften verunruhiget worden. Als ich aber
näher hinzu kam/ und den Sänger zuzusprechen vor-
nemens war/ erhöret ich also bald/ dz mein Aufenthalt
Amyntas/ der mit dem Dasnis an der fliessenden
Meysse seine Lämmer täglich zu weiden pflegt/ diesen
Trauer-thon erschallen liesse. Jch/ nach dem ich ihm
(weil wir einander sonst wol vermögen) rückwärts
zugesprochen/ wz sein Thun hier seyn müste? was in den
kalten Winter das so brünstige singen bedeutete? Gab
er kürtzlich diese Nachricht: Thyrsis ist dahin/ weil
ihm Cynthia keine Gunst-winde und Lebens-kräfte/
wie sonsten/ wolte zukommen lassen. Jch bat darauf/
er möchte mir dieses mal in Diensten stehen/ und
mich das betrübte Lied/ dessen Thon ein weitberühm-
ter Orpheus-bruder neulich aufgesetzet/ anhören und
betrachten lassen. Meine Bitte mir/ als seinem Ver-
trautesten/ zu gewehren/ stimmte er gar zitternd an
hiesige nach gesetzte.

Ode:
J ij

Roſen- Gepuͤſche
ſellſchafft angetroffen/ welche dermaſſen gefrolo-
cket/ das es ſchien/ als wolte der guͤtige Himmel mit
ſeinen weiß-blauen Angeſichte die angefangene Freu-
de vermehren helffen. Nach den ich aber wiederuͤm
urlaub genommen/ kam ich in ein mit den runden
Schnee-Ballen verfallnes Thal/ in welchen ich eine
klaͤgliche Stimme nur von weiten erklingen hoͤrete/
ſo das ich nichts anders draus urtheilete/ es weren
denen beruͤhmten Schaͤffern an dem Saalen-ſtran-
de umher ihr Heerdẽ geraubet! die huͤrden eingeriſſen/
und ihre Trifften verunruhiget worden. Als ich aber
naͤher hinzu kam/ und den Saͤnger zuzuſprechen vor-
nemens war/ erhoͤret ich alſo bald/ dz mein Aufenthalt
Amyntas/ der mit dem Daſnis an der flieſſenden
Meyſſe ſeine Laͤmmer taͤglich zu weiden pflegt/ dieſen
Trauer-thon erſchallen lieſſe. Jch/ nach dem ich ihm
(weil wir einander ſonſt wol vermoͤgen) ruͤckwaͤrts
zugeſprochen/ wz ſein Thun hier ſeyn muͤſte? was in dẽ
kalten Winter das ſo bruͤnſtige ſingen bedeutete? Gab
er kuͤrtzlich dieſe Nachricht: Thyrſis iſt dahin/ weil
ihm Cynthia keine Gunſt-winde und Lebens-kraͤfte/
wie ſonſten/ wolte zukommen laſſen. Jch bat darauf/
er moͤchte mir dieſes mal in Dienſten ſtehen/ und
mich das betruͤbte Lied/ deſſen Thon ein weitberuͤhm-
ter Orpheus-bruder neulich aufgeſetzet/ anhoͤren und
betrachten laſſen. Meine Bitte mir/ als ſeinem Ver-
trauteſten/ zu gewehren/ ſtimmte er gar zitternd an
hieſige nach geſetzte.

Ode:
J ij
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[111/0131] Roſen- Gepuͤſche ſellſchafft angetroffen/ welche dermaſſen gefrolo- cket/ das es ſchien/ als wolte der guͤtige Himmel mit ſeinen weiß-blauen Angeſichte die angefangene Freu- de vermehren helffen. Nach den ich aber wiederuͤm urlaub genommen/ kam ich in ein mit den runden Schnee-Ballen verfallnes Thal/ in welchen ich eine klaͤgliche Stimme nur von weiten erklingen hoͤrete/ ſo das ich nichts anders draus urtheilete/ es weren denen beruͤhmten Schaͤffern an dem Saalen-ſtran- de umher ihr Heerdẽ geraubet! die huͤrden eingeriſſen/ und ihre Trifften verunruhiget worden. Als ich aber naͤher hinzu kam/ und den Saͤnger zuzuſprechen vor- nemens war/ erhoͤret ich alſo bald/ dz mein Aufenthalt Amyntas/ der mit dem Daſnis an der flieſſenden Meyſſe ſeine Laͤmmer taͤglich zu weiden pflegt/ dieſen Trauer-thon erſchallen lieſſe. Jch/ nach dem ich ihm (weil wir einander ſonſt wol vermoͤgen) ruͤckwaͤrts zugeſprochen/ wz ſein Thun hier ſeyn muͤſte? was in dẽ kalten Winter das ſo bruͤnſtige ſingen bedeutete? Gab er kuͤrtzlich dieſe Nachricht: Thyrſis iſt dahin/ weil ihm Cynthia keine Gunſt-winde und Lebens-kraͤfte/ wie ſonſten/ wolte zukommen laſſen. Jch bat darauf/ er moͤchte mir dieſes mal in Dienſten ſtehen/ und mich das betruͤbte Lied/ deſſen Thon ein weitberuͤhm- ter Orpheus-bruder neulich aufgeſetzet/ anhoͤren und betrachten laſſen. Meine Bitte mir/ als ſeinem Ver- trauteſten/ zu gewehren/ ſtimmte er gar zitternd an hieſige nach geſetzte. Ode: J ij

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Zitationshilfe: Schirmer, David: Erstes Rosen Gepüsche. [s. l.], 1653, S. 111. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schirmer_rosengepuesche_1653/131>, abgerufen am 23.11.2024.