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Schirmer, David: Erstes Poetische Rosen-Gepüsche. Halle, 1650.

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Vberschrifften
Etlicher vornehmen Freunde.
LAsse die Lieder/ mein lieblicher Schirmer/
Die du vor Jahren gemacher/ herauß/
Tödte der Zeiten verzehrende Würmer/
Gib sie der Ewigkeit Werckstat zu ha[uf].
Laß setzen und drücken
Mit tausent Buchstücken
Was vielen beliebt/
Wol allen den Lenten/
Wer mit seinen Zeiten    (giebt.
Der rad Welt auf Wucher die Künste hin-
Feuer/ und Motten/ und rostiges Eisen
Kan dir non schaden i[n] Ewigkeit nicht.
Was wir von Troia und andern noch weisen
Jst ja noch immer ein gutes Gedicht:
Vor tausend und mehren
Der Jahre verzehren
Ein Lied sich entfreyt/
Das auch wo zuweilen
Jn Sprachen und Zeilen
Alle vier Winckel der Erden durchschreyt.
Wenn uns die Mutter der Menschen würd fressen/
und uns die nach-Welt in Schriften nicht find/
Werden viel tansend derselben vergessen/
Ob sie die grösten gewesen auch sind/
Die nichts nicht geschrieben
Von singen und lieben.
Ein feuriger Geist/
Der trachtet in Schriften
Sein Ewigs zu stiften/
Vnd also von Pöbel sich sondert und reist.
Also pflichtet dem Dichter bey
Der Beständige.
An
(b) iij


Vberſchrifften
Etlicher vornehmen Freunde.
LAſſe die Lieder/ mein lieblicher Schirmer/
Die du vor Jahren gemacher/ herauß/
Toͤdte der Zeiten verzehrende Wuͤrmer/
Gib ſie der Ewigkeit Werckſtat zu ha[uf].
Laß ſetzen und druͤcken
Mit tauſent Buchſtuͤcken
Was vielen beliebt/
Wol allen den Lenten/
Wer mit ſeinen Zeiten    (giebt.
Der rad Welt auf Wucher die Kuͤnſte hin-
Feuer/ und Motten/ und roſtiges Eiſen
Kan dir non ſchaden i[n] Ewigkeit nicht.
Was wir von Troia und andern noch weiſen
Jſt ja noch immer ein gutes Gedicht:
Vor tauſend und mehren
Der Jahre verzehren
Ein Lied ſich entfreyt/
Das auch wo zuweilen
Jn Sprachen und Zeilen
Alle vier Winckel der Erden durchſchreyt.
Wenn uns die Mutter der Menſchen wuͤrd freſſen/
und uns die nach-Welt in Schriften nicht find/
Werden viel tanſend derſelben vergeſſen/
Ob ſie die groͤſten geweſen auch ſind/
Die nichts nicht geſchrieben
Von ſingen und lieben.
Ein feuriger Geiſt/
Der trachtet in Schriften
Sein Ewigs zu ſtiften/
Vnd alſo von Poͤbel ſich ſondert und reiſt.
Alſo pflichtet dem Dichter bey
Der Beſtaͤndige.
An
(b) iij
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[0025] Vberſchrifften Etlicher vornehmen Freunde. LAſſe die Lieder/ mein lieblicher Schirmer/ Die du vor Jahren gemacher/ herauß/ Toͤdte der Zeiten verzehrende Wuͤrmer/ Gib ſie der Ewigkeit Werckſtat zu hauf. Laß ſetzen und druͤcken Mit tauſent Buchſtuͤcken Was vielen beliebt/ Wol allen den Lenten/ Wer mit ſeinen Zeiten (giebt. Der rad Welt auf Wucher die Kuͤnſte hin- Feuer/ und Motten/ und roſtiges Eiſen Kan dir non ſchaden in Ewigkeit nicht. Was wir von Troia und andern noch weiſen Jſt ja noch immer ein gutes Gedicht: Vor tauſend und mehren Der Jahre verzehren Ein Lied ſich entfreyt/ Das auch wo zuweilen Jn Sprachen und Zeilen Alle vier Winckel der Erden durchſchreyt. Wenn uns die Mutter der Menſchen wuͤrd freſſen/ und uns die nach-Welt in Schriften nicht find/ Werden viel tanſend derſelben vergeſſen/ Ob ſie die groͤſten geweſen auch ſind/ Die nichts nicht geſchrieben Von ſingen und lieben. Ein feuriger Geiſt/ Der trachtet in Schriften Sein Ewigs zu ſtiften/ Vnd alſo von Poͤbel ſich ſondert und reiſt. Alſo pflichtet dem Dichter bey Der Beſtaͤndige. An (b) iij

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Zitationshilfe: Schirmer, David: Erstes Poetische Rosen-Gepüsche. Halle, 1650, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schirmer_rosengepuesche_1650/25>, abgerufen am 28.03.2024.