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Schirmer, David: Erstes Poetische Rosen-Gepüsche. Halle, 1650.

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cynie setzet/ das sie der Natur nichts nach zu-
geben/ offtmals sachen erdencken/ die nie ge-
wesen sind/ noch seyn werden/ Eine liebe ma-
chen/ die sie nie in den Sinn gebracht. Vnd
zum theil ander Leute buhlschafften/ eitelkei-
ten und müssige unruhe/ durch ihre erdichtete
fürbilden zum theil die einsamkeit/ darinnen
sie sich dieser zeit befinden/ lieber mit diesen
als mit nichts (ich setze hinzu als nichts übels
thun) erleichtern wollen. Steckt aber ja auch
etwas von den anmuthigen übel bey ihnen/
so müssen sie dencken/ das die gantze Welt der
liebe als wie ein Ballenspiel sey/ darinnen sie
auch ümgetrieben werden/ und das war sey
was die Liebe in dem Holländischen Sinn-
bildern ofterwehnten Heinsiens allen Men-
schen fürhelt.

Den stercken ben ick sterck/ den sachten sachte banden/
En toomen werp ick om: bett wyckt doch al myn handen
Al wat de schvone Son bestra[unleserliches Material - 3 Zeichen fehlen] het is een kind
Een Kind/ een Kind alleen/ dat so veel mannen bindt.
Wat wo[n]der ist dat Haer de Menschen overgheven
Als ick de Leeuwen toom/ en onder my doebeven?
Wat st[r]ydt ghi teghen my? als doch soo wesen moet/
Waerom en [unleserliches Material - 2 Zeichen fehlen]ert ghy [mek] my komon te ghemöet.

Damit du aber auch von dem Titel un-
terricht einholen mögest (das ich weis/ das du
dich auch darumb bekümmerst) so wisse das
ich ihn darümb von den Rosen entlehnet/ die
weil sie der Liebe geheiliget sein/ wie Auacreon
in der JV. Ode solches bezeuget. Die ur-
sache gibt Ovidius in der fabel von dem A-

donis.

cynie ſetzet/ das ſie der Natur nichts nach zu-
geben/ offtmals ſachen erdencken/ die nie ge-
weſen ſind/ noch ſeyn werden/ Eine liebe ma-
chen/ die ſie nie in den Sinn gebracht. Vnd
zum theil ander Leute buhlſchafften/ eitelkei-
ten und muͤſſige unruhe/ durch ihre erdichtete
fuͤrbilden zum theil die einſamkeit/ darinnen
ſie ſich dieſer zeit befinden/ lieber mit dieſen
als mit nichts (ich ſetze hinzu als nichts uͤbels
thun) erleichtern wollen. Steckt aber ja auch
etwas von den anmuthigen uͤbel bey ihnen/
ſo muͤſſen ſie dencken/ das die gantze Welt der
liebe als wie ein Ballenſpiel ſey/ darinnen ſie
auch uͤmgetrieben werden/ und das war ſey
was die Liebe in dem Hollaͤndiſchen Sinn-
bildern ofterwehnten Heinſiens allen Men-
ſchen fuͤrhelt.

Den ſtercken ben ick ſterck/ den ſachten ſachte banden/
En toomen werp ick om: bett wyckt doch al myn handen
Al wat de ſchvone Son beſtra[unleserliches Material – 3 Zeichen fehlen] het iſ een kind
Een Kind/ een Kind alleen/ dat ſo veel mannen bindt.
Wat wo[n]der iſt dat Haer de Menſchen overgheven
Als ick de Leeuwen toom/ en onder my doebeven?
Wat ſt[r]ydt ghi teghen my? alſ doch ſoo weſen moet/
Waerom en [unleserliches Material – 2 Zeichen fehlen]ert ghy [mek] my komon te ghemoͤet.

Damit du aber auch von dem Titel un-
terricht einholen moͤgeſt (das ich weis/ das du
dich auch darumb bekuͤmmerſt) ſo wiſſe das
ich ihn daruͤmb von den Roſen entlehnet/ die
weil ſie der Liebe geheiliget ſein/ wie Auacreon
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ſache gibt Ovidius in der fabel von dem A-

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[0022] cynie ſetzet/ das ſie der Natur nichts nach zu- geben/ offtmals ſachen erdencken/ die nie ge- weſen ſind/ noch ſeyn werden/ Eine liebe ma- chen/ die ſie nie in den Sinn gebracht. Vnd zum theil ander Leute buhlſchafften/ eitelkei- ten und muͤſſige unruhe/ durch ihre erdichtete fuͤrbilden zum theil die einſamkeit/ darinnen ſie ſich dieſer zeit befinden/ lieber mit dieſen als mit nichts (ich ſetze hinzu als nichts uͤbels thun) erleichtern wollen. Steckt aber ja auch etwas von den anmuthigen uͤbel bey ihnen/ ſo muͤſſen ſie dencken/ das die gantze Welt der liebe als wie ein Ballenſpiel ſey/ darinnen ſie auch uͤmgetrieben werden/ und das war ſey was die Liebe in dem Hollaͤndiſchen Sinn- bildern ofterwehnten Heinſiens allen Men- ſchen fuͤrhelt. Den ſtercken ben ick ſterck/ den ſachten ſachte banden/ En toomen werp ick om: bett wyckt doch al myn handen Al wat de ſchvone Son beſtra___ het iſ een kind Een Kind/ een Kind alleen/ dat ſo veel mannen bindt. Wat wonder iſt dat Haer de Menſchen overgheven Als ick de Leeuwen toom/ en onder my doebeven? Wat ſtrydt ghi teghen my? alſ doch ſoo weſen moet/ Waerom en __ert ghy mek my komon te ghemoͤet. Damit du aber auch von dem Titel un- terricht einholen moͤgeſt (das ich weis/ das du dich auch darumb bekuͤmmerſt) ſo wiſſe das ich ihn daruͤmb von den Roſen entlehnet/ die weil ſie der Liebe geheiliget ſein/ wie Auacreon in der JV. Ode ſolches bezeuget. Die ur- ſache gibt Ovidius in der fabel von dem A- donis.

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Zitationshilfe: Schirmer, David: Erstes Poetische Rosen-Gepüsche. Halle, 1650, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schirmer_rosengepuesche_1650/22>, abgerufen am 18.04.2024.