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Schirmer, David: Erstes Poetische Rosen-Gepüsche. Halle, 1650.

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D. S. drittes
XIX.
An seinen Freund/ als er der Sere-
nen Brodt küssete.
JCh liebe nicht wie du. Jch eß auch nicht derglei-
chen.
Legt aber sich ein Mund auf meinen Lippen an/
So hab ich eine Kost/ die mich erhalten kan/
Von solcher schlechten Pracht müst ich ja mehr ver-
bleichen.
Wie thörlich thustu doch/ daß du der Liebe Zeichen
Auf Eitelkeiten stellst. Hätt ich also gethan/
So würde sich mein Geist erkiesen eine Bahn/
Die mir zum Acheron und Plutus würde reichen.
Solt ich ein steter Gast bey deiner Speise sitzen/
So wehr ich längst schon kalt. Kein Leben lebt in mir
Wenn dein so schlechtes Brodt mein Hertze solte stü-
tzen.
Mein Freund das thu ich nicht. Hier wend ich
mich von dir.
Wilst aber/ wie du wilst/ ein Essen du geniessen/
So kanstu tausentmal Serenen täglich küssen.
XX.
An die Sterne/ als Er nicht bey
Marnien war.
JHr Kinder süsser Nacht/ jhr Feuervollen Brüder/
Du kleines Heer der Luft/ du Himmels. Bürgerey/
Die du durchs blaue Feld nach reiner Melodey
Erhebest deinen Tantz und deine schönen Glieder.
Wenn jetzt der faule Schlaf die müden Augenlieder
Durch
D. S. drittes
XIX.
An ſeinen Freund/ als er der Sere-
nen Brodt kuͤſſete.
JCh liebe nicht wie du. Jch eß auch nicht derglei-
chen.
Legt aber ſich ein Mund auf meinen Lippen an/
So hab ich eine Koſt/ die mich erhalten kan/
Von ſolcher ſchlechten Pracht muͤſt ich ja mehr ver-
bleichen.
Wie thoͤrlich thuſtu doch/ daß du der Liebe Zeichen
Auf Eitelkeiten ſtellſt. Haͤtt ich alſo gethan/
So wuͤrde ſich mein Geiſt erkieſen eine Bahn/
Die mir zum Acheron und Plutus wuͤrde reichen.
Solt ich ein ſteter Gaſt bey deiner Speiſe ſitzen/
So wehr ich laͤngſt ſchon kalt. Kein Leben lebt in mir
Wenn dein ſo ſchlechtes Brodt mein Hertze ſolte ſtuͤ-
tzen.
Mein Freund das thu ich nicht. Hier wend ich
mich von dir.
Wilſt aber/ wie du wilſt/ ein Eſſen du genieſſen/
So kanſtu tauſentmal Serenen taͤglich kuͤſſen.
XX.
An die Sterne/ als Er nicht bey
Marnien war.
JHr Kinder ſuͤſſer Nacht/ jhr Feuervollen Bruͤder/
Du kleines Heer der Luft/ du Him̃els. Buͤrgerey/
Die du durchs blaue Feld nach reiner Melodey
Erhebeſt deinen Tantz und deine ſchoͤnen Glieder.
Weñ jetzt der faule Schlaf die muͤden Augenlieder
Durch
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[146/0174] D. S. drittes XIX. An ſeinen Freund/ als er der Sere- nen Brodt kuͤſſete. JCh liebe nicht wie du. Jch eß auch nicht derglei- chen. Legt aber ſich ein Mund auf meinen Lippen an/ So hab ich eine Koſt/ die mich erhalten kan/ Von ſolcher ſchlechten Pracht muͤſt ich ja mehr ver- bleichen. Wie thoͤrlich thuſtu doch/ daß du der Liebe Zeichen Auf Eitelkeiten ſtellſt. Haͤtt ich alſo gethan/ So wuͤrde ſich mein Geiſt erkieſen eine Bahn/ Die mir zum Acheron und Plutus wuͤrde reichen. Solt ich ein ſteter Gaſt bey deiner Speiſe ſitzen/ So wehr ich laͤngſt ſchon kalt. Kein Leben lebt in mir Wenn dein ſo ſchlechtes Brodt mein Hertze ſolte ſtuͤ- tzen. Mein Freund das thu ich nicht. Hier wend ich mich von dir. Wilſt aber/ wie du wilſt/ ein Eſſen du genieſſen/ So kanſtu tauſentmal Serenen taͤglich kuͤſſen. XX. An die Sterne/ als Er nicht bey Marnien war. JHr Kinder ſuͤſſer Nacht/ jhr Feuervollen Bruͤder/ Du kleines Heer der Luft/ du Him̃els. Buͤrgerey/ Die du durchs blaue Feld nach reiner Melodey Erhebeſt deinen Tantz und deine ſchoͤnen Glieder. Weñ jetzt der faule Schlaf die muͤden Augenlieder Durch

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Zitationshilfe: Schirmer, David: Erstes Poetische Rosen-Gepüsche. Halle, 1650, S. 146. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schirmer_rosengepuesche_1650/174>, abgerufen am 27.04.2024.