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Schirmer, David: Erstes Poetische Rosen-Gepüsche. Halle, 1650.

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D. S. ander
Wie/ daß sich niemand schämet/
Sonst Gold wird drauf gebrämer.
Jch gleiche sie den Rosen/
Darinnen lieblich kosen
Die kühlen Westen-Winde/
Wenn solche sehr gelinde/
Mit den Geruche spielen.
Wie Röthin in den kühlen
Den rothen Himmel kleidet:
Wie Finsternüß abscheidet/
Wenn Titan es läst tagen/
und spannet vor den Wagen
Die Hengste/ die durch schnauben
Die Nacht den Tagen rauben:
So prahlen jhre Haare/
Der göldnen Venus Waare.

Der Augen helle Sonnen/
Die deinen Geist entbronnen/
Entbürden dich der Schmertzen/
Der Schmertzen/ die im Hertzen
Dich wie die Sonne brennen.
Du must den Mond dich nennen/
Weil sie dir Brunst und Leben/
und schönen Glantz kan geben.
Sie kan die Stralen schiessen
Auf dich. Sie lässet fliessen
Die sanften Liebes-blicke/
Sie ziehn dich gantz zurücke/
Wenn sie mit jhren schielen
Beginnet wie zu spielen.
Wo

D. S. ander
Wie/ daß ſich niemand ſchaͤmet/
Sonſt Gold wird drauf gebraͤmer.
Jch gleiche ſie den Roſen/
Darinnen lieblich koſen
Die kuͤhlen Weſten-Winde/
Wenn ſolche ſehr gelinde/
Mit den Geruche ſpielen.
Wie Roͤthin in den kuͤhlen
Den rothen Himmel kleidet:
Wie Finſternuͤß abſcheidet/
Wenn Titan es laͤſt tagen/
und ſpannet vor den Wagen
Die Hengſte/ die durch ſchnauben
Die Nacht den Tagen rauben:
So prahlen jhre Haare/
Der goͤldnen Venus Waare.

Der Augen helle Sonnen/
Die deinen Geiſt entbronnen/
Entbuͤrden dich der Schmertzen/
Der Schmertzen/ die im Hertzen
Dich wie die Sonne brennen.
Du muſt den Mond dich nennen/
Weil ſie dir Brunſt und Leben/
und ſchoͤnen Glantz kan geben.
Sie kan die Stralen ſchieſſen
Auf dich. Sie laͤſſet flieſſen
Die ſanften Liebes-blicke/
Sie ziehn dich gantz zuruͤcke/
Wenn ſie mit jhren ſchielen
Beginnet wie zu ſpielen.
Wo
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[120/0148] D. S. ander Wie/ daß ſich niemand ſchaͤmet/ Sonſt Gold wird drauf gebraͤmer. Jch gleiche ſie den Roſen/ Darinnen lieblich koſen Die kuͤhlen Weſten-Winde/ Wenn ſolche ſehr gelinde/ Mit den Geruche ſpielen. Wie Roͤthin in den kuͤhlen Den rothen Himmel kleidet: Wie Finſternuͤß abſcheidet/ Wenn Titan es laͤſt tagen/ und ſpannet vor den Wagen Die Hengſte/ die durch ſchnauben Die Nacht den Tagen rauben: So prahlen jhre Haare/ Der goͤldnen Venus Waare. Der Augen helle Sonnen/ Die deinen Geiſt entbronnen/ Entbuͤrden dich der Schmertzen/ Der Schmertzen/ die im Hertzen Dich wie die Sonne brennen. Du muſt den Mond dich nennen/ Weil ſie dir Brunſt und Leben/ und ſchoͤnen Glantz kan geben. Sie kan die Stralen ſchieſſen Auf dich. Sie laͤſſet flieſſen Die ſanften Liebes-blicke/ Sie ziehn dich gantz zuruͤcke/ Wenn ſie mit jhren ſchielen Beginnet wie zu ſpielen. Wo

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Zitationshilfe: Schirmer, David: Erstes Poetische Rosen-Gepüsche. Halle, 1650, S. 120. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schirmer_rosengepuesche_1650/148>, abgerufen am 23.11.2024.