Schiller, Friedrich: Die Räuber. [Stuttgart], Frankfurt u. a., 1781.Die Räuber, Welt wiegt diesen Rausch des Entzückens auf?Kommt Kameraden! Roller. Sachte nur! Sachte! wohin? das Thier muß auch seinen Kopf haben, Kinder. Spiegelberg. Giftig. Was predigt der Zaude- rer? Stand nicht der Kopf schon, eh noch ein Glied sich regte? folgt Kameraden. Roller. Gemach sag ich. Auch die Freyheit muß ihren Herrn haben. Ohne Oberhaupt gieng Rom und Sparta zu Grunde. Spiegelberg. Geschmeidig. Ja -- haltet -- Rol- ler sagt recht. Und das muß ein erleuchteter Kopf seyn. Versteht ihr? Ein feiner politischer Kopf muß das seyn. Ja! wenn ich mirs denke, was ihr vor einer Stunde waret, was ihr izt seyd, -- durch Einen glüklichen Gedanken seyd -- Ja freylich, freylich, müßt ihr einen Chef haben -- Und wer diesen Gedanken entsponnen, sagt, muß das nicht ein erleuchteter politischer Kopf seyn? Roller. Wenn sichs hoffen liesse -- träumen ließe -- Aber ich fürchte er wird es nicht thun. Spiegelberg. Warum nicht? Sags kek her- aus, Freund! -- So schwer es ist das kämpffende Schiff gegen die Winde zu lenken, so schwer sie auch drükt die Last der Kronen -- Sags unver- zagt, Roller, -- Vielleicht wird ers doch thun. Roller. Und lek ist das Ganze wenn ers nicht thut. Ohne den Moor sind wir Leib ohne Seele. Spie-
Die Raͤuber, Welt wiegt dieſen Rauſch des Entzuͤckens auf?Kommt Kameraden! Roller. Sachte nur! Sachte! wohin? das Thier muß auch ſeinen Kopf haben, Kinder. Spiegelberg. Giftig. Was predigt der Zaude- rer? Stand nicht der Kopf ſchon, eh noch ein Glied ſich regte? folgt Kameraden. Roller. Gemach ſag ich. Auch die Freyheit muß ihren Herrn haben. Ohne Oberhaupt gieng Rom und Sparta zu Grunde. Spiegelberg. Geſchmeidig. Ja — haltet — Rol- ler ſagt recht. Und das muß ein erleuchteter Kopf ſeyn. Verſteht ihr? Ein feiner politiſcher Kopf muß das ſeyn. Ja! wenn ich mirs denke, was ihr vor einer Stunde waret, was ihr izt ſeyd, — durch Einen gluͤklichen Gedanken ſeyd — Ja freylich, freylich, muͤßt ihr einen Chef haben — Und wer dieſen Gedanken entſponnen, ſagt, muß das nicht ein erleuchteter politiſcher Kopf ſeyn? Roller. Wenn ſichs hoffen lieſſe — traͤumen ließe — Aber ich fuͤrchte er wird es nicht thun. Spiegelberg. Warum nicht? Sags kek her- aus, Freund! — So ſchwer es iſt das kaͤmpffende Schiff gegen die Winde zu lenken, ſo ſchwer ſie auch druͤkt die Laſt der Kronen — Sags unver- zagt, Roller, — Vielleicht wird ers doch thun. Roller. Und lek iſt das Ganze wenn ers nicht thut. Ohne den Moor ſind wir Leib ohne Seele. Spie-
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <sp who="#SPI"> <p><pb facs="#f0060" n="38"/><fw place="top" type="header">Die Raͤuber,</fw><lb/> Welt wiegt dieſen Rauſch des Entzuͤckens auf?<lb/> Kommt Kameraden!</p> </sp><lb/> <sp who="#ROL"> <speaker> <hi rendition="#b">Roller.</hi> </speaker> <p>Sachte nur! Sachte! wohin? das Thier<lb/> muß auch ſeinen Kopf haben, Kinder.</p> </sp><lb/> <sp who="#SPI"> <speaker> <hi rendition="#b">Spiegelberg.</hi> </speaker> <stage>Giftig.</stage> <p>Was predigt der Zaude-<lb/> rer? Stand nicht der Kopf ſchon, eh noch ein<lb/> Glied ſich regte? folgt Kameraden.</p> </sp><lb/> <sp who="#ROL"> <speaker> <hi rendition="#b">Roller.</hi> </speaker> <p>Gemach ſag ich. Auch die Freyheit muß<lb/> ihren Herrn haben. Ohne Oberhaupt gieng Rom<lb/> und Sparta zu Grunde.</p> </sp><lb/> <sp who="#SPI"> <speaker> <hi rendition="#b">Spiegelberg.</hi> </speaker> <stage>Geſchmeidig.</stage> <p>Ja — haltet — Rol-<lb/> ler ſagt recht. Und das muß ein erleuchteter Kopf<lb/> ſeyn. Verſteht ihr? Ein feiner politiſcher Kopf<lb/> muß das ſeyn. Ja! wenn ich mirs denke, was ihr<lb/> vor einer Stunde waret, was ihr izt ſeyd, — durch<lb/> Einen gluͤklichen Gedanken ſeyd — Ja freylich,<lb/> freylich, muͤßt ihr einen <hi rendition="#aq">Chef</hi> haben — Und wer<lb/> dieſen Gedanken entſponnen, ſagt, muß das nicht ein<lb/> erleuchteter politiſcher Kopf ſeyn?</p> </sp><lb/> <sp who="#ROL"> <speaker> <hi rendition="#b">Roller.</hi> </speaker> <p>Wenn ſichs hoffen lieſſe — traͤumen<lb/> ließe — Aber ich fuͤrchte er wird es nicht thun.</p> </sp><lb/> <sp who="#SPI"> <speaker> <hi rendition="#b">Spiegelberg.</hi> </speaker> <p>Warum nicht? Sags kek her-<lb/> aus, Freund! — So ſchwer es iſt das kaͤmpffende<lb/> Schiff gegen die Winde zu lenken, ſo ſchwer ſie<lb/> auch druͤkt die Laſt der Kronen — Sags unver-<lb/> zagt, Roller, — Vielleicht wird ers doch thun.</p> </sp><lb/> <sp who="#ROL"> <speaker> <hi rendition="#b">Roller.</hi> </speaker> <p>Und lek iſt das Ganze wenn ers nicht<lb/> thut. Ohne den Moor ſind wir Leib ohne Seele.</p> </sp><lb/> <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#b">Spie-</hi> </fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [38/0060]
Die Raͤuber,
Welt wiegt dieſen Rauſch des Entzuͤckens auf?
Kommt Kameraden!
Roller. Sachte nur! Sachte! wohin? das Thier
muß auch ſeinen Kopf haben, Kinder.
Spiegelberg. Giftig. Was predigt der Zaude-
rer? Stand nicht der Kopf ſchon, eh noch ein
Glied ſich regte? folgt Kameraden.
Roller. Gemach ſag ich. Auch die Freyheit muß
ihren Herrn haben. Ohne Oberhaupt gieng Rom
und Sparta zu Grunde.
Spiegelberg. Geſchmeidig. Ja — haltet — Rol-
ler ſagt recht. Und das muß ein erleuchteter Kopf
ſeyn. Verſteht ihr? Ein feiner politiſcher Kopf
muß das ſeyn. Ja! wenn ich mirs denke, was ihr
vor einer Stunde waret, was ihr izt ſeyd, — durch
Einen gluͤklichen Gedanken ſeyd — Ja freylich,
freylich, muͤßt ihr einen Chef haben — Und wer
dieſen Gedanken entſponnen, ſagt, muß das nicht ein
erleuchteter politiſcher Kopf ſeyn?
Roller. Wenn ſichs hoffen lieſſe — traͤumen
ließe — Aber ich fuͤrchte er wird es nicht thun.
Spiegelberg. Warum nicht? Sags kek her-
aus, Freund! — So ſchwer es iſt das kaͤmpffende
Schiff gegen die Winde zu lenken, ſo ſchwer ſie
auch druͤkt die Laſt der Kronen — Sags unver-
zagt, Roller, — Vielleicht wird ers doch thun.
Roller. Und lek iſt das Ganze wenn ers nicht
thut. Ohne den Moor ſind wir Leib ohne Seele.
Spie-
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |