Schiller, Friedrich: Die Räuber. [Stuttgart], Frankfurt u. a., 1781.ein Schauspiel. Fünfter Akt. Erste Scene. Aussicht von vielen Zimmern. Finstre Nacht. Daniel kommt mit einer Laterne und einem Reisebündel. Lebewol, theures Mutterhauß -- Hab so manch guts und liebs in dir genoßen, da der Herr seeliger noch lebete -- Tränen auf deine Ge- beine du lange verfaulter! das verlangt er von ei- nem alten Knecht -- es war das Obdach der Way- sen, und der Port der Verlaßenen, und dieser Sohn hats gemacht zur Mördergrube -- Lebe wol du gu- ter Boden! wie oft hat der alte Daniel dich abge- fegt -- Lebe wol du lieber Ofen, der alte Daniel nimmt schweren Abschied von dir -- es war dir al- les so vertraut worden -- wird dir weh thun, al- ter Elieser -- Aber Gott bewahre mich in Gnaden vor dem Trug und List des Argen -- Leer kam ich hieher -- leer zieh ich wieder hin -- aber meine Seele ist gerettet wie er gehen will kömmt Franz im Schlafrock hereingestürzt. Daniel. Gott steh mir bey! Mein Herr! Löscht die Laterne a#s. Franz. M 4
ein Schauſpiel. Fuͤnfter Akt. Erſte Scene. Auſſicht von vielen Zimmern. Finſtre Nacht. Daniel kommt mit einer Laterne und einem Reiſebuͤndel. Lebewol, theures Mutterhauß — Hab ſo manch guts und liebs in dir genoßen, da der Herr ſeeliger noch lebete — Traͤnen auf deine Ge- beine du lange verfaulter! das verlangt er von ei- nem alten Knecht — es war das Obdach der Way- ſen, und der Port der Verlaßenen, und dieſer Sohn hats gemacht zur Moͤrdergrube — Lebe wol du gu- ter Boden! wie oft hat der alte Daniel dich abge- fegt — Lebe wol du lieber Ofen, der alte Daniel nimmt ſchweren Abſchied von dir — es war dir al- les ſo vertraut worden — wird dir weh thun, al- ter Elieſer — Aber Gott bewahre mich in Gnaden vor dem Trug und Liſt des Argen — Leer kam ich hieher — leer zieh ich wieder hin — aber meine Seele iſt gerettet wie er gehen will koͤmmt Franz im Schlafrock hereingeſtuͤrzt. Daniel. Gott ſteh mir bey! Mein Herr! Loͤſcht die Laterne a#s. Franz. M 4
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ein Schauſpiel.
Fuͤnfter Akt.
Erſte Scene.
Auſſicht von vielen Zimmern.
Finſtre Nacht.
Daniel kommt mit einer Laterne und einem Reiſebuͤndel.
Lebewol, theures Mutterhauß — Hab
ſo manch guts und liebs in dir genoßen, da der
Herr ſeeliger noch lebete — Traͤnen auf deine Ge-
beine du lange verfaulter! das verlangt er von ei-
nem alten Knecht — es war das Obdach der Way-
ſen, und der Port der Verlaßenen, und dieſer Sohn
hats gemacht zur Moͤrdergrube — Lebe wol du gu-
ter Boden! wie oft hat der alte Daniel dich abge-
fegt — Lebe wol du lieber Ofen, der alte Daniel
nimmt ſchweren Abſchied von dir — es war dir al-
les ſo vertraut worden — wird dir weh thun, al-
ter Elieſer — Aber Gott bewahre mich in Gnaden
vor dem Trug und Liſt des Argen — Leer kam ich
hieher — leer zieh ich wieder hin — aber meine
Seele iſt gerettet wie er gehen will koͤmmt
Franz im Schlafrock hereingeſtuͤrzt.
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Franz.
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Zitationshilfe: | Schiller, Friedrich: Die Räuber. [Stuttgart], Frankfurt u. a., 1781, S. 183. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_raeuber_1781/205>, abgerufen am 16.02.2025. |