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Schiller, Friedrich: Die Räuber. [Stuttgart], Frankfurt u. a., 1781.

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Die Räuber,
nuten noch -- hinten am Schloßhof -- #nd wir
sprengen davon!
Vierte Scene.
Jm Garten.
Amalia
Du weinst Amalia? -- und das sprach er mit
einer Stimme! mit einer Stimme -- mir wars,
als ob die Natur sich verjüngete -- die genosse-
nen Lenze der Liebe dämmerten auf mit der Stim-
me! Die Nachtigall schlug wie damals -- die Blu-
men hauchten wie damals -- und ich lag Wonne
berauscht an seinem Hals -- Ha falsches treu-
loses Herz! Wie du deinen Meineid beschönigen
willst! Nein, nein, weg aus meiner Seele du
Frevel-Bild -- ich hab meinen Eid nicht gebro-
chen, du einziger! Weg aus meiner Seele, ihr
verrätherischen gottlosen Wünsche! i# Herzen, wo
Karl herrscht, darf kein Erdensohn nisten. --
Aber warum meine Seele, so immer, so wider
Willen nach diesem Fremdling? Hängt er sich nicht
so hart an das Bild meines einzigen? Jst er nicht
der ewige Begleiter meines einzigen? Du weinst
Amalia?
-- Ha ich will ihn fliehen! -- fliehen!
-- Nimmer sehen soll mein Aug diesen Fremd-
ling!

Ama-
Die Raͤuber,
nuten noch — hinten am Schloßhof — #nd wir
ſprengen davon!
Vierte Scene.
Jm Garten.
Amalia
Du weinſt Amalia? — und das ſprach er mit
einer Stimme! mit einer Stimme — mir wars,
als ob die Natur ſich verjuͤngete — die genoſſe-
nen Lenze der Liebe daͤmmerten auf mit der Stim-
me! Die Nachtigall ſchlug wie damals — die Blu-
men hauchten wie damals — und ich lag Wonne
berauſcht an ſeinem Hals — Ha falſches treu-
loſes Herz! Wie du deinen Meineid beſchoͤnigen
willſt! Nein, nein, weg aus meiner Seele du
Frevel-Bild — ich hab meinen Eid nicht gebro-
chen, du einziger! Weg aus meiner Seele, ihr
verraͤtheriſchen gottloſen Wuͤnſche! i# Herzen, wo
Karl herrſcht, darf kein Erdenſohn niſten. —
Aber warum meine Seele, ſo immer, ſo wider
Willen nach dieſem Fremdling? Haͤngt er ſich nicht
ſo hart an das Bild meines einzigen? Jſt er nicht
der ewige Begleiter meines einzigen? Du weinſt
Amalia?
— Ha ich will ihn fliehen! — fliehen!
— Nimmer ſehen ſoll mein Aug dieſen Fremd-
ling!

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[156/0178] Die Raͤuber, nuten noch — hinten am Schloßhof — #nd wir ſprengen davon! Vierte Scene. Jm Garten. Amalia Du weinſt Amalia? — und das ſprach er mit einer Stimme! mit einer Stimme — mir wars, als ob die Natur ſich verjuͤngete — die genoſſe- nen Lenze der Liebe daͤmmerten auf mit der Stim- me! Die Nachtigall ſchlug wie damals — die Blu- men hauchten wie damals — und ich lag Wonne berauſcht an ſeinem Hals — Ha falſches treu- loſes Herz! Wie du deinen Meineid beſchoͤnigen willſt! Nein, nein, weg aus meiner Seele du Frevel-Bild — ich hab meinen Eid nicht gebro- chen, du einziger! Weg aus meiner Seele, ihr verraͤtheriſchen gottloſen Wuͤnſche! i# Herzen, wo Karl herrſcht, darf kein Erdenſohn niſten. — Aber warum meine Seele, ſo immer, ſo wider Willen nach dieſem Fremdling? Haͤngt er ſich nicht ſo hart an das Bild meines einzigen? Jſt er nicht der ewige Begleiter meines einzigen? Du weinſt Amalia? — Ha ich will ihn fliehen! — fliehen! — Nimmer ſehen ſoll mein Aug dieſen Fremd- ling! Ama-

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Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Die Räuber. [Stuttgart], Frankfurt u. a., 1781, S. 156. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_raeuber_1781/178>, abgerufen am 24.11.2024.