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Schiller, Friedrich: Die Räuber. [Stuttgart], Frankfurt u. a., 1781.

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ein Schauspiel.
Daniel. Eure Hand, eure Hand! ich bitt euch.
Moor. Du sollst nicht.
Daniel. Jch muß! Er greifft sie, betrachtet sie schnell'
und fällt vor ihm nieder.
Lieber, bester Karl!
Moor. erschrikt, faßt sich, fremd. Freund, was
sagst du? Jch verstehe dich nicht.
Daniel. Ja, läugnet es nur, verstellt euch!
Schön, schön! Jhr seyd immer mein bester köstli-
cher Junker -- Lieber Gott! daß ich alter Mann
noch die Freude -- dummer Tölpel ich, daß ich
euch nicht gleich -- ey du himmlicher Vater! So
seyd ihr ja wiedergekommen, und der alte Herr ist
unterm Boden, und da seyd ihr ja wieder --
was für ein blinder Esel ich doch war, sich vor den
Kopf schlagend
daß ich euch nicht im ersten Hui --
ey du mein! Wer hätte sich das träumen lassen! --
um was ich mit Thränen betete, -- Jesus Chri-
stus! Da steht er ja leibhaftig wieder in der alten
Stube!
Moor. Was ist das für eine Sprache? Seyd
ihr vom hizigen Fieber aufgesprungen, oder wollt
ihr eine Komödien Rolle an mir probiren?
Daniel. Ey pfui doch, pfui doch! Das ist
nicht fein, einen alten Knecht so zum besten ha-
ben -- Diese Narbe! He, wißt ihr noch? --
Grosser Gott! Was ihr mir da für eine Angst
einjagtet -- ich hab euch immer so lieb gehabt,
und was ihr mir da für Herzeleid hättet anrich-
ten
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ein Schauſpiel.
Daniel. Eure Hand, eure Hand! ich bitt euch.
Moor. Du ſollſt nicht.
Daniel. Jch muß! Er greifft ſie, betrachtet ſie ſchnell'
und faͤllt vor ihm nieder.
Lieber, beſter Karl!
Moor. erſchrikt, faßt ſich, fremd. Freund, was
ſagſt du? Jch verſtehe dich nicht.
Daniel. Ja, laͤugnet es nur, verſtellt euch!
Schoͤn, ſchoͤn! Jhr ſeyd immer mein beſter koͤſtli-
cher Junker — Lieber Gott! daß ich alter Mann
noch die Freude — dummer Toͤlpel ich, daß ich
euch nicht gleich — ey du himmlicher Vater! So
ſeyd ihr ja wiedergekommen, und der alte Herr iſt
unterm Boden, und da ſeyd ihr ja wieder —
was fuͤr ein blinder Eſel ich doch war, ſich vor den
Kopf ſchlagend
daß ich euch nicht im erſten Hui —
ey du mein! Wer haͤtte ſich das traͤumen laſſen! —
um was ich mit Thraͤnen betete, — Jeſus Chri-
ſtus! Da ſteht er ja leibhaftig wieder in der alten
Stube!
Moor. Was iſt das fuͤr eine Sprache? Seyd
ihr vom hizigen Fieber aufgeſprungen, oder wollt
ihr eine Komoͤdien Rolle an mir probiren?
Daniel. Ey pfui doch, pfui doch! Das iſt
nicht fein, einen alten Knecht ſo zum beſten ha-
ben — Dieſe Narbe! He, wißt ihr noch? —
Groſſer Gott! Was ihr mir da fuͤr eine Angſt
einjagtet — ich hab euch immer ſo lieb gehabt,
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[149/0171] ein Schauſpiel. Daniel. Eure Hand, eure Hand! ich bitt euch. Moor. Du ſollſt nicht. Daniel. Jch muß! Er greifft ſie, betrachtet ſie ſchnell' und faͤllt vor ihm nieder. Lieber, beſter Karl! Moor. erſchrikt, faßt ſich, fremd. Freund, was ſagſt du? Jch verſtehe dich nicht. Daniel. Ja, laͤugnet es nur, verſtellt euch! Schoͤn, ſchoͤn! Jhr ſeyd immer mein beſter koͤſtli- cher Junker — Lieber Gott! daß ich alter Mann noch die Freude — dummer Toͤlpel ich, daß ich euch nicht gleich — ey du himmlicher Vater! So ſeyd ihr ja wiedergekommen, und der alte Herr iſt unterm Boden, und da ſeyd ihr ja wieder — was fuͤr ein blinder Eſel ich doch war, ſich vor den Kopf ſchlagend daß ich euch nicht im erſten Hui — ey du mein! Wer haͤtte ſich das traͤumen laſſen! — um was ich mit Thraͤnen betete, — Jeſus Chri- ſtus! Da ſteht er ja leibhaftig wieder in der alten Stube! Moor. Was iſt das fuͤr eine Sprache? Seyd ihr vom hizigen Fieber aufgeſprungen, oder wollt ihr eine Komoͤdien Rolle an mir probiren? Daniel. Ey pfui doch, pfui doch! Das iſt nicht fein, einen alten Knecht ſo zum beſten ha- ben — Dieſe Narbe! He, wißt ihr noch? — Groſſer Gott! Was ihr mir da fuͤr eine Angſt einjagtet — ich hab euch immer ſo lieb gehabt, und was ihr mir da fuͤr Herzeleid haͤttet anrich- ten K 3

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Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Die Räuber. [Stuttgart], Frankfurt u. a., 1781, S. 149. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_raeuber_1781/171>, abgerufen am 22.11.2024.