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Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792.

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Uebermacht zu weichen gezwungen war. Nachdem er in Holland und England mehrere vergebliche Versuche zu seiner Wiederherstellung gethan, zog er sich in das Stift Straßburg zurück, um dort als Domdechant zu sterben; das erste Opfer des geistlichen Vorbehalts, oder vielmehr der schlechten Harmonie unter den Deutschen Protestanten.

An diese Cöllnische Streitigkeit knüpfte sich kurz nachher eine neue in Straßburg an. Mehrere protestantische Domkapitularen aus Cölln, die der päbstliche Bannstrahl zugleich mit dem Churfürsten getroffen hatte, hatten sich in dieses Bißthum geflüchtet, wo sie gleichfalls Präbenden besassen. Da die katholischen Kapitularen in dem Straßburger Stifte Bedenken trugen, ihnen als Geächteten den Genuß ihrer Präbenden zu gestatten, so sezten sie sich eigenmächtig und gewaltsam in Besiz, und ein mächtiger protestantischer Anhang unter den Bürgern von Straßburg verschaffte ihnen bald die Oberhand in dem Stifte. Die katholischen Domherrn entwichen nach Elsaß-Zabern, wo sie unter dem Schuz ihres Bischofs ihr Kapitel als das einzig rechtmäßige fortführten, und die in Straßburg zurück gebliebenen als unächt erklärten. Unterdessen hatten sich diese leztern durch Aufnahme mehrerer protestantischen Mitglieder von hohem Range verstärkt, daß sie sich nach dem Absterben des Bischofs heraus nehmen konnten, in der Person des Prinzen Johann Georg von Brandenburg einen neuen protestantischen Bischof zu postuliren. Die katholischen Domherren, weit entfernt diese Wahl zu genehmigen, postulirten den Bischof von Mez, einen Prinzen von Lothringen, zu dieser Würde, der seine Erhebung sogleich durch Feindseligkeiten gegen das Gebieth von Straßburg verkündigte.

Da die Stadt Straßburg für das protestantische Kapitel und den Prinzen von Brandenburg zu den

Uebermacht zu weichen gezwungen war. Nachdem er in Holland und England mehrere vergebliche Versuche zu seiner Wiederherstellung gethan, zog er sich in das Stift Straßburg zurück, um dort als Domdechant zu sterben; das erste Opfer des geistlichen Vorbehalts, oder vielmehr der schlechten Harmonie unter den Deutschen Protestanten.

An diese Cöllnische Streitigkeit knüpfte sich kurz nachher eine neue in Straßburg an. Mehrere protestantische Domkapitularen aus Cölln, die der päbstliche Bannstrahl zugleich mit dem Churfürsten getroffen hatte, hatten sich in dieses Bißthum geflüchtet, wo sie gleichfalls Präbenden besassen. Da die katholischen Kapitularen in dem Straßburger Stifte Bedenken trugen, ihnen als Geächteten den Genuß ihrer Präbenden zu gestatten, so sezten sie sich eigenmächtig und gewaltsam in Besiz, und ein mächtiger protestantischer Anhang unter den Bürgern von Straßburg verschaffte ihnen bald die Oberhand in dem Stifte. Die katholischen Domherrn entwichen nach Elsaß-Zabern, wo sie unter dem Schuz ihres Bischofs ihr Kapitel als das einzig rechtmäßige fortführten, und die in Straßburg zurück gebliebenen als unächt erklärten. Unterdessen hatten sich diese leztern durch Aufnahme mehrerer protestantischen Mitglieder von hohem Range verstärkt, daß sie sich nach dem Absterben des Bischofs heraus nehmen konnten, in der Person des Prinzen Johann Georg von Brandenburg einen neuen protestantischen Bischof zu postuliren. Die katholischen Domherren, weit entfernt diese Wahl zu genehmigen, postulirten den Bischof von Mez, einen Prinzen von Lothringen, zu dieser Würde, der seine Erhebung sogleich durch Feindseligkeiten gegen das Gebieth von Straßburg verkündigte.

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[48/0056] Uebermacht zu weichen gezwungen war. Nachdem er in Holland und England mehrere vergebliche Versuche zu seiner Wiederherstellung gethan, zog er sich in das Stift Straßburg zurück, um dort als Domdechant zu sterben; das erste Opfer des geistlichen Vorbehalts, oder vielmehr der schlechten Harmonie unter den Deutschen Protestanten. An diese Cöllnische Streitigkeit knüpfte sich kurz nachher eine neue in Straßburg an. Mehrere protestantische Domkapitularen aus Cölln, die der päbstliche Bannstrahl zugleich mit dem Churfürsten getroffen hatte, hatten sich in dieses Bißthum geflüchtet, wo sie gleichfalls Präbenden besassen. Da die katholischen Kapitularen in dem Straßburger Stifte Bedenken trugen, ihnen als Geächteten den Genuß ihrer Präbenden zu gestatten, so sezten sie sich eigenmächtig und gewaltsam in Besiz, und ein mächtiger protestantischer Anhang unter den Bürgern von Straßburg verschaffte ihnen bald die Oberhand in dem Stifte. Die katholischen Domherrn entwichen nach Elsaß-Zabern, wo sie unter dem Schuz ihres Bischofs ihr Kapitel als das einzig rechtmäßige fortführten, und die in Straßburg zurück gebliebenen als unächt erklärten. Unterdessen hatten sich diese leztern durch Aufnahme mehrerer protestantischen Mitglieder von hohem Range verstärkt, daß sie sich nach dem Absterben des Bischofs heraus nehmen konnten, in der Person des Prinzen Johann Georg von Brandenburg einen neuen protestantischen Bischof zu postuliren. Die katholischen Domherren, weit entfernt diese Wahl zu genehmigen, postulirten den Bischof von Mez, einen Prinzen von Lothringen, zu dieser Würde, der seine Erhebung sogleich durch Feindseligkeiten gegen das Gebieth von Straßburg verkündigte. Da die Stadt Straßburg für das protestantische Kapitel und den Prinzen von Brandenburg zu den

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Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792, S. 48. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_krieg_1792/56>, abgerufen am 30.11.2024.