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Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792.

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als das Gift der Unmäßigkeit und des Verdrusses getödtet. Mit großem Ruhme, obgleich mit abwechselndem Glück, behauptete er das Ansehen der Schwedischen Waffen in Deutschland, und zeigte sich durch eine Kette von Siegesthaten seines großen Lehrers in der Kriegeskunst werth. Er war reich an Anschlägen, die er geheimnißvoll bewahrte und rasch vollstreckte, besonnen in Gefahren, in der Widerwärtigkeit größer als im Glück, und nie mehr furchtbar, als wenn man ihn am Rande des Verderbens glaubte. Aber die Tugenden des Kriegshelden waren in ihm mit allen Unarten und Lastern gepaart, die das Waffenhandwerk erzeugt, oder doch in Schutz nimmt. Eben so gebieterisch im Umgang als vor der Fronte seines Heers, rauh wie sein Gewerbe, und stolz wie ein Eroberer, drückte er die Deutschen Fürsten nicht weniger durch seinen Uebermuth, als durch seine Erpressungen ihre Länder. Für die Beschwerden des Kriegs entschädigte er sich durch die Freuden der Tafel und in den Armen der Wollust, die er bis zum Uebermaße trieb, und endlich mit einem frühen Tod büßen mußte. Aber üppig wie ein Alexander und Mahomed der zweyte, stürzte er sich mit gleicher Leichtigkeit aus den Armen der Wollust in die härteste Arbeit des Kriegs, und in seiner ganzen Feldherrngröße stand er da, als die Armee über den Weichling murrte. Gegen achtzigtausend Mann fielen in den zahlreichen Schlachten, die er lieferte, und gegen sechshundert feindliche Standarten und Fahnen, die er nach Stockholm sandte, beurkundeten seine Siege. Der Verlust dieses großen Führers wurde von den Schweden bald aufs empfindlichste gefühlt, und man fürchtete, daß er nicht zu ersetzen seyn würde. Der Geist der Empörung und Zügellosigkeit, durch das überwiegende Ansehen dieses gefürchteten Generals in Schranken gehalten, erwachte, sobald er dahin war. Die Offiziere fodern mit furchtbarer Einstimmigkeit

als das Gift der Unmäßigkeit und des Verdrusses getödtet. Mit großem Ruhme, obgleich mit abwechselndem Glück, behauptete er das Ansehen der Schwedischen Waffen in Deutschland, und zeigte sich durch eine Kette von Siegesthaten seines großen Lehrers in der Kriegeskunst werth. Er war reich an Anschlägen, die er geheimnißvoll bewahrte und rasch vollstreckte, besonnen in Gefahren, in der Widerwärtigkeit größer als im Glück, und nie mehr furchtbar, als wenn man ihn am Rande des Verderbens glaubte. Aber die Tugenden des Kriegshelden waren in ihm mit allen Unarten und Lastern gepaart, die das Waffenhandwerk erzeugt, oder doch in Schutz nimmt. Eben so gebieterisch im Umgang als vor der Fronte seines Heers, rauh wie sein Gewerbe, und stolz wie ein Eroberer, drückte er die Deutschen Fürsten nicht weniger durch seinen Uebermuth, als durch seine Erpressungen ihre Länder. Für die Beschwerden des Kriegs entschädigte er sich durch die Freuden der Tafel und in den Armen der Wollust, die er bis zum Uebermaße trieb, und endlich mit einem frühen Tod büßen mußte. Aber üppig wie ein Alexander und Mahomed der zweyte, stürzte er sich mit gleicher Leichtigkeit aus den Armen der Wollust in die härteste Arbeit des Kriegs, und in seiner ganzen Feldherrngröße stand er da, als die Armee über den Weichling murrte. Gegen achtzigtausend Mann fielen in den zahlreichen Schlachten, die er lieferte, und gegen sechshundert feindliche Standarten und Fahnen, die er nach Stockholm sandte, beurkundeten seine Siege. Der Verlust dieses großen Führers wurde von den Schweden bald aufs empfindlichste gefühlt, und man fürchtete, daß er nicht zu ersetzen seyn würde. Der Geist der Empörung und Zügellosigkeit, durch das überwiegende Ansehen dieses gefürchteten Generals in Schranken gehalten, erwachte, sobald er dahin war. Die Offiziere fodern mit furchtbarer Einstimmigkeit

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[457/0465] als das Gift der Unmäßigkeit und des Verdrusses getödtet. Mit großem Ruhme, obgleich mit abwechselndem Glück, behauptete er das Ansehen der Schwedischen Waffen in Deutschland, und zeigte sich durch eine Kette von Siegesthaten seines großen Lehrers in der Kriegeskunst werth. Er war reich an Anschlägen, die er geheimnißvoll bewahrte und rasch vollstreckte, besonnen in Gefahren, in der Widerwärtigkeit größer als im Glück, und nie mehr furchtbar, als wenn man ihn am Rande des Verderbens glaubte. Aber die Tugenden des Kriegshelden waren in ihm mit allen Unarten und Lastern gepaart, die das Waffenhandwerk erzeugt, oder doch in Schutz nimmt. Eben so gebieterisch im Umgang als vor der Fronte seines Heers, rauh wie sein Gewerbe, und stolz wie ein Eroberer, drückte er die Deutschen Fürsten nicht weniger durch seinen Uebermuth, als durch seine Erpressungen ihre Länder. Für die Beschwerden des Kriegs entschädigte er sich durch die Freuden der Tafel und in den Armen der Wollust, die er bis zum Uebermaße trieb, und endlich mit einem frühen Tod büßen mußte. Aber üppig wie ein Alexander und Mahomed der zweyte, stürzte er sich mit gleicher Leichtigkeit aus den Armen der Wollust in die härteste Arbeit des Kriegs, und in seiner ganzen Feldherrngröße stand er da, als die Armee über den Weichling murrte. Gegen achtzigtausend Mann fielen in den zahlreichen Schlachten, die er lieferte, und gegen sechshundert feindliche Standarten und Fahnen, die er nach Stockholm sandte, beurkundeten seine Siege. Der Verlust dieses großen Führers wurde von den Schweden bald aufs empfindlichste gefühlt, und man fürchtete, daß er nicht zu ersetzen seyn würde. Der Geist der Empörung und Zügellosigkeit, durch das überwiegende Ansehen dieses gefürchteten Generals in Schranken gehalten, erwachte, sobald er dahin war. Die Offiziere fodern mit furchtbarer Einstimmigkeit

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Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792, S. 457. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_krieg_1792/465>, abgerufen am 24.11.2024.