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Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792.

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Ausführung seiner Entwürfe, seines Armes versicherte. Von einem Fürsten wie Bernhard, der sich ohne den Beystand einer fremden Macht nicht behaupten konnte, hatte Frankreich nichts zu besorgen, da auch der glücklichste Erfolg nicht hinreichte, ihn außer Abhängigkeit von dieser Krone zu setzen. Bernhard kam selbst nach Frankreich, und schloß im Oktober 1635 zu St. Germain en Laye, nicht mehr als Schwedischer General, sondern in eigenem Namen, einen Vergleich mit dieser Krone, worin ihm eine jährliche Pension von anderthalb Millionen Livres für ihn selbst, und vier Millionen zu Unterhaltung einer Armee, die er unter königlichen Befehlen kommandiren sollte, bewilligt wurde. Um seinen Eifer desto lebhafter anzufeuern, und die Eroberung von Elsaß durch ihn zu beschleunigen, trug man kein Bedenken, ihm in einem geheimen Artikel diese Provinz zur Belohnung anzubieten; eine Großmuth, von der man sehr weit entfernt war, und welche der Herzog selbst nach Würden zu schätzen wußte. Aber Bernhard vertraute seinem Glück und seinem Arme, und setzte der Verstellung Verstellung entgegen. War er einmal mächtig genug, das Elsaß dem Feinde zu entreißen, so verzweifelte er nicht daran, es ebenfalls auch gegen einen Freund behaupten zu können. Jetzt also schuf er sich mit Französischem Gelde eine eigene Armee, die er zwar unter Französischer Hoheit, aber doch so gut als unumschränkt, kommandirte, ohne jedoch seine Verbindung mit den Schweden ganz und gar aufzuheben. Er eröffnete seine Operationen am Rheinstrom, wo eine andre Französische Armee unter dem Kardinal la Valette die Feindseligkeiten gegen den Kaiser schon im Jahre 1635 eröffnet hatte.

Gegen diese hatte sich das Oesterreichische Hauptheer, welches den großen Sieg bey Nördlingen erfochten hatte, nach Unterwerfung Schwabens und Frankens unter der Anführung des Gallas gewendet, und sie auch glücklich bis Metz zurück gescheucht,

Ausführung seiner Entwürfe, seines Armes versicherte. Von einem Fürsten wie Bernhard, der sich ohne den Beystand einer fremden Macht nicht behaupten konnte, hatte Frankreich nichts zu besorgen, da auch der glücklichste Erfolg nicht hinreichte, ihn außer Abhängigkeit von dieser Krone zu setzen. Bernhard kam selbst nach Frankreich, und schloß im Oktober 1635 zu St. Germain en Laye, nicht mehr als Schwedischer General, sondern in eigenem Namen, einen Vergleich mit dieser Krone, worin ihm eine jährliche Pension von anderthalb Millionen Livres für ihn selbst, und vier Millionen zu Unterhaltung einer Armee, die er unter königlichen Befehlen kommandiren sollte, bewilligt wurde. Um seinen Eifer desto lebhafter anzufeuern, und die Eroberung von Elsaß durch ihn zu beschleunigen, trug man kein Bedenken, ihm in einem geheimen Artikel diese Provinz zur Belohnung anzubieten; eine Großmuth, von der man sehr weit entfernt war, und welche der Herzog selbst nach Würden zu schätzen wußte. Aber Bernhard vertraute seinem Glück und seinem Arme, und setzte der Verstellung Verstellung entgegen. War er einmal mächtig genug, das Elsaß dem Feinde zu entreißen, so verzweifelte er nicht daran, es ebenfalls auch gegen einen Freund behaupten zu können. Jetzt also schuf er sich mit Französischem Gelde eine eigene Armee, die er zwar unter Französischer Hoheit, aber doch so gut als unumschränkt, kommandirte, ohne jedoch seine Verbindung mit den Schweden ganz und gar aufzuheben. Er eröffnete seine Operationen am Rheinstrom, wo eine andre Französische Armee unter dem Kardinal la Valette die Feindseligkeiten gegen den Kaiser schon im Jahre 1635 eröffnet hatte.

Gegen diese hatte sich das Oesterreichische Hauptheer, welches den großen Sieg bey Nördlingen erfochten hatte, nach Unterwerfung Schwabens und Frankens unter der Anführung des Gallas gewendet, und sie auch glücklich bis Metz zurück gescheucht,

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[439/0447] Ausführung seiner Entwürfe, seines Armes versicherte. Von einem Fürsten wie Bernhard, der sich ohne den Beystand einer fremden Macht nicht behaupten konnte, hatte Frankreich nichts zu besorgen, da auch der glücklichste Erfolg nicht hinreichte, ihn außer Abhängigkeit von dieser Krone zu setzen. Bernhard kam selbst nach Frankreich, und schloß im Oktober 1635 zu St. Germain en Laye, nicht mehr als Schwedischer General, sondern in eigenem Namen, einen Vergleich mit dieser Krone, worin ihm eine jährliche Pension von anderthalb Millionen Livres für ihn selbst, und vier Millionen zu Unterhaltung einer Armee, die er unter königlichen Befehlen kommandiren sollte, bewilligt wurde. Um seinen Eifer desto lebhafter anzufeuern, und die Eroberung von Elsaß durch ihn zu beschleunigen, trug man kein Bedenken, ihm in einem geheimen Artikel diese Provinz zur Belohnung anzubieten; eine Großmuth, von der man sehr weit entfernt war, und welche der Herzog selbst nach Würden zu schätzen wußte. Aber Bernhard vertraute seinem Glück und seinem Arme, und setzte der Verstellung Verstellung entgegen. War er einmal mächtig genug, das Elsaß dem Feinde zu entreißen, so verzweifelte er nicht daran, es ebenfalls auch gegen einen Freund behaupten zu können. Jetzt also schuf er sich mit Französischem Gelde eine eigene Armee, die er zwar unter Französischer Hoheit, aber doch so gut als unumschränkt, kommandirte, ohne jedoch seine Verbindung mit den Schweden ganz und gar aufzuheben. Er eröffnete seine Operationen am Rheinstrom, wo eine andre Französische Armee unter dem Kardinal la Valette die Feindseligkeiten gegen den Kaiser schon im Jahre 1635 eröffnet hatte. Gegen diese hatte sich das Oesterreichische Hauptheer, welches den großen Sieg bey Nördlingen erfochten hatte, nach Unterwerfung Schwabens und Frankens unter der Anführung des Gallas gewendet, und sie auch glücklich bis Metz zurück gescheucht,

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Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792, S. 439. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_krieg_1792/447>, abgerufen am 22.11.2024.