Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792.Einzige war, der es wieder gut machen konnte. Sein durchdringender Blick übersah alle Hindernisse, welche sich der Ausführung seiner Entwürfe entgegen stellten, die Muthlosigkeit der Stände, die Intriguen der feindlichen Höfe, die Trennung der Bundsgenossen, die Eifersucht der Häupter, die Abneigung der Reichsfürsten, sich fremder Führung zu unterwerfen. Aber eben dieser tiefe Blick in die damalige Lage der Dinge, der ihm die ganze Größe des Uebels aufdeckte, zeigte ihm auch die Mittel, es zu besiegen. Es kam darauf an, den gesunkenen Muth der schwächern Reichsstände aufzurichten, den geheimen Machinationen der Feinde entgegen zu wirken, die Eifersucht der mächtigern Alliirten zu schonen, die befreundeten Mächte, Frankreich besonders, zu thätiger Hülfleistung zu ermuntern, vor allem aber die Trümmer des Deutschen Bundes zu sammeln, und die getrennten Kräfte der Partey durch ein enges und dauerhaftes Band zu vereinigen. Die Bestürzung, in welche der Verlust ihres Oberhauptes die Deutschen Protestanten versetzte, konnte sie eben so gut zu einem festern Bündnisse mit Schweden, als zu einem übereilten Frieden mit dem Kaiser antreiben, und nur von dem Betragen, das man beobachtete, hieng es ab, welche von diesen beyden Wirkungen erfolgen sollte. Verloren war alles, sobald man Muthlosigkeit blicken ließ; nur die Zuversicht, die man selbst zeigte, konnte ein edles Selbstvertrauen bey den Deutschen entflammen. Alle Versuche des Oesterreichischen Hofs, die letztern von der Schwedischen Allianz abzuziehen, verfehlten ihren Zweck, sobald man ihnen die Augen über ihren wahren Vortheil eröffnete, und sie zu einem öffentlichen und förmlichen Bruch mit dem Kaiser vermochte. Freylich ging, ehe diese Maßregeln genommen, und die nöthigen Punkte zwischen der Regierung und ihrem Minister berichtigt waren, eine kostbare Zeit für die Wirksamkeit der Schwedischen Armee verloren, die von den Feinden aufs beste benutzt Einzige war, der es wieder gut machen konnte. Sein durchdringender Blick übersah alle Hindernisse, welche sich der Ausführung seiner Entwürfe entgegen stellten, die Muthlosigkeit der Stände, die Intriguen der feindlichen Höfe, die Trennung der Bundsgenossen, die Eifersucht der Häupter, die Abneigung der Reichsfürsten, sich fremder Führung zu unterwerfen. Aber eben dieser tiefe Blick in die damalige Lage der Dinge, der ihm die ganze Größe des Uebels aufdeckte, zeigte ihm auch die Mittel, es zu besiegen. Es kam darauf an, den gesunkenen Muth der schwächern Reichsstände aufzurichten, den geheimen Machinationen der Feinde entgegen zu wirken, die Eifersucht der mächtigern Alliirten zu schonen, die befreundeten Mächte, Frankreich besonders, zu thätiger Hülfleistung zu ermuntern, vor allem aber die Trümmer des Deutschen Bundes zu sammeln, und die getrennten Kräfte der Partey durch ein enges und dauerhaftes Band zu vereinigen. Die Bestürzung, in welche der Verlust ihres Oberhauptes die Deutschen Protestanten versetzte, konnte sie eben so gut zu einem festern Bündnisse mit Schweden, als zu einem übereilten Frieden mit dem Kaiser antreiben, und nur von dem Betragen, das man beobachtete, hieng es ab, welche von diesen beyden Wirkungen erfolgen sollte. Verloren war alles, sobald man Muthlosigkeit blicken ließ; nur die Zuversicht, die man selbst zeigte, konnte ein edles Selbstvertrauen bey den Deutschen entflammen. Alle Versuche des Oesterreichischen Hofs, die letztern von der Schwedischen Allianz abzuziehen, verfehlten ihren Zweck, sobald man ihnen die Augen über ihren wahren Vortheil eröffnete, und sie zu einem öffentlichen und förmlichen Bruch mit dem Kaiser vermochte. Freylich ging, ehe diese Maßregeln genommen, und die nöthigen Punkte zwischen der Regierung und ihrem Minister berichtigt waren, eine kostbare Zeit für die Wirksamkeit der Schwedischen Armee verloren, die von den Feinden aufs beste benutzt <TEI> <text> <body> <div n="1"> <p><pb facs="#f0368" n="360"/> Einzige war, der es wieder gut machen konnte. Sein durchdringender Blick übersah alle Hindernisse, welche sich der Ausführung seiner Entwürfe entgegen stellten, die Muthlosigkeit der Stände, die Intriguen der feindlichen Höfe, die Trennung der Bundsgenossen, die Eifersucht der Häupter, die Abneigung der Reichsfürsten, sich fremder Führung zu unterwerfen. Aber eben dieser tiefe Blick in die damalige Lage der Dinge, der ihm die ganze Größe des Uebels aufdeckte, zeigte ihm auch die Mittel, es zu besiegen. Es kam darauf an, den gesunkenen Muth der schwächern Reichsstände aufzurichten, den geheimen Machinationen der Feinde entgegen zu wirken, die Eifersucht der mächtigern Alliirten zu schonen, die befreundeten Mächte, Frankreich besonders, zu thätiger Hülfleistung zu ermuntern, vor allem aber die Trümmer des Deutschen Bundes zu sammeln, und die getrennten Kräfte der Partey durch ein enges und dauerhaftes Band zu vereinigen. Die Bestürzung, in welche der Verlust ihres Oberhauptes die Deutschen Protestanten versetzte, konnte sie eben so gut zu einem festern Bündnisse mit Schweden, als zu einem übereilten Frieden mit dem Kaiser antreiben, und nur von dem Betragen, das man beobachtete, hieng es ab, welche von diesen beyden Wirkungen erfolgen sollte. Verloren war alles, sobald man Muthlosigkeit blicken ließ; nur die Zuversicht, die man selbst zeigte, konnte ein edles Selbstvertrauen bey den Deutschen entflammen. Alle Versuche des Oesterreichischen Hofs, die letztern von der Schwedischen Allianz abzuziehen, verfehlten ihren Zweck, sobald man ihnen die Augen über ihren wahren Vortheil eröffnete, und sie zu einem öffentlichen und förmlichen Bruch mit dem Kaiser vermochte.</p> <p>Freylich ging, ehe diese Maßregeln genommen, und die nöthigen Punkte zwischen der Regierung und ihrem Minister berichtigt waren, eine kostbare Zeit für die Wirksamkeit der Schwedischen Armee verloren, die von den Feinden aufs beste benutzt </p> </div> </body> </text> </TEI> [360/0368]
Einzige war, der es wieder gut machen konnte. Sein durchdringender Blick übersah alle Hindernisse, welche sich der Ausführung seiner Entwürfe entgegen stellten, die Muthlosigkeit der Stände, die Intriguen der feindlichen Höfe, die Trennung der Bundsgenossen, die Eifersucht der Häupter, die Abneigung der Reichsfürsten, sich fremder Führung zu unterwerfen. Aber eben dieser tiefe Blick in die damalige Lage der Dinge, der ihm die ganze Größe des Uebels aufdeckte, zeigte ihm auch die Mittel, es zu besiegen. Es kam darauf an, den gesunkenen Muth der schwächern Reichsstände aufzurichten, den geheimen Machinationen der Feinde entgegen zu wirken, die Eifersucht der mächtigern Alliirten zu schonen, die befreundeten Mächte, Frankreich besonders, zu thätiger Hülfleistung zu ermuntern, vor allem aber die Trümmer des Deutschen Bundes zu sammeln, und die getrennten Kräfte der Partey durch ein enges und dauerhaftes Band zu vereinigen. Die Bestürzung, in welche der Verlust ihres Oberhauptes die Deutschen Protestanten versetzte, konnte sie eben so gut zu einem festern Bündnisse mit Schweden, als zu einem übereilten Frieden mit dem Kaiser antreiben, und nur von dem Betragen, das man beobachtete, hieng es ab, welche von diesen beyden Wirkungen erfolgen sollte. Verloren war alles, sobald man Muthlosigkeit blicken ließ; nur die Zuversicht, die man selbst zeigte, konnte ein edles Selbstvertrauen bey den Deutschen entflammen. Alle Versuche des Oesterreichischen Hofs, die letztern von der Schwedischen Allianz abzuziehen, verfehlten ihren Zweck, sobald man ihnen die Augen über ihren wahren Vortheil eröffnete, und sie zu einem öffentlichen und förmlichen Bruch mit dem Kaiser vermochte.
Freylich ging, ehe diese Maßregeln genommen, und die nöthigen Punkte zwischen der Regierung und ihrem Minister berichtigt waren, eine kostbare Zeit für die Wirksamkeit der Schwedischen Armee verloren, die von den Feinden aufs beste benutzt
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_krieg_1792 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_krieg_1792/368 |
Zitationshilfe: | Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792, S. 360. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_krieg_1792/368>, abgerufen am 16.07.2024. |