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Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792.

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zugestanden, und dem Churfürsten alle Gewalt abgesprochen, die Schlachtordnung oder auch nur die Marschroute der Armee abzuändern. Nichts behielt er sich vor, als das Recht der Strafen und Belohnungen über seine eignen Soldaten, und den freyen Gebrauch derselben, sobald sie nicht mit den kaiserlichen Truppen vereinigt agirten.

Nach diesen Vorbereitungen wagte man es endlich, einander unter die Augen zu treten, doch nicht eher, als bis eine gänzliche Vergessenheit alles Vergangenen zugesagt, und die äußern Formalitäten des Versöhnungsakts aufs genauste berichtigt waren. Der Verabredung gemäß umarmten sich beyde Prinzen im Angesicht ihrer Truppen, und gaben einander gegenseitige Versicherungen der Freundschaft, indeß die Herzen von Haß überflossen. Maximilian zwar, in der Verstellungskunst ausgelernt, besaß Herrschaft genug über sich selbst, um seine wahren Gefühle auch nicht durch einen einzigen Zug zu verrathen; aber in Wallensteins Augen funkelte eine hämische Siegesfreude, und der Zwang, der in allen seinen Bewegungen sichtbar war, entdeckte die Macht des Affekts, der sein stolzes Herz übermeisterte.

Die vereinigten kaiserlich-bayrischen Truppen machten nun eine Armee von beynahe sechzigtausend, größtentheils bewährten Soldaten aus, vor welcher der Schwedische Monarch es nicht wagen durfte, sich im Felde zu zeigen. Eilfertig nahm er also, nachdem der Versuch ihre Vereinigung zu hindern mißlungen war, seinen Rückzug nach Franken, und erwartete nunmehr eine entscheidende Bewegung des Feindes, um seine Entschließung zu fassen. Die Stellung der vereinigten Armee zwischen der Sächsischen und Bayrischen Grenze ließ es eine Zeit lang noch ungewiß, ob sie den Schauplatz des Kriegs nach dem erstem der beyden Länder verpflanzen, oder suchen würde, die Schweden von der Donau zurück zu treiben und Bayern in Freyheit zu setzen. Sachsen hatte Arnheim von Truppen entblößt, um in Schlesien Eroberungen zu machen; nicht ohne die geheime Absicht, wie ihm von

zugestanden, und dem Churfürsten alle Gewalt abgesprochen, die Schlachtordnung oder auch nur die Marschroute der Armee abzuändern. Nichts behielt er sich vor, als das Recht der Strafen und Belohnungen über seine eignen Soldaten, und den freyen Gebrauch derselben, sobald sie nicht mit den kaiserlichen Truppen vereinigt agirten.

Nach diesen Vorbereitungen wagte man es endlich, einander unter die Augen zu treten, doch nicht eher, als bis eine gänzliche Vergessenheit alles Vergangenen zugesagt, und die äußern Formalitäten des Versöhnungsakts aufs genauste berichtigt waren. Der Verabredung gemäß umarmten sich beyde Prinzen im Angesicht ihrer Truppen, und gaben einander gegenseitige Versicherungen der Freundschaft, indeß die Herzen von Haß überflossen. Maximilian zwar, in der Verstellungskunst ausgelernt, besaß Herrschaft genug über sich selbst, um seine wahren Gefühle auch nicht durch einen einzigen Zug zu verrathen; aber in Wallensteins Augen funkelte eine hämische Siegesfreude, und der Zwang, der in allen seinen Bewegungen sichtbar war, entdeckte die Macht des Affekts, der sein stolzes Herz übermeisterte.

Die vereinigten kaiserlich-bayrischen Truppen machten nun eine Armee von beynahe sechzigtausend, größtentheils bewährten Soldaten aus, vor welcher der Schwedische Monarch es nicht wagen durfte, sich im Felde zu zeigen. Eilfertig nahm er also, nachdem der Versuch ihre Vereinigung zu hindern mißlungen war, seinen Rückzug nach Franken, und erwartete nunmehr eine entscheidende Bewegung des Feindes, um seine Entschließung zu fassen. Die Stellung der vereinigten Armee zwischen der Sächsischen und Bayrischen Grenze ließ es eine Zeit lang noch ungewiß, ob sie den Schauplatz des Kriegs nach dem erstem der beyden Länder verpflanzen, oder suchen würde, die Schweden von der Donau zurück zu treiben und Bayern in Freyheit zu setzen. Sachsen hatte Arnheim von Truppen entblößt, um in Schlesien Eroberungen zu machen; nicht ohne die geheime Absicht, wie ihm von

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[312/0320] zugestanden, und dem Churfürsten alle Gewalt abgesprochen, die Schlachtordnung oder auch nur die Marschroute der Armee abzuändern. Nichts behielt er sich vor, als das Recht der Strafen und Belohnungen über seine eignen Soldaten, und den freyen Gebrauch derselben, sobald sie nicht mit den kaiserlichen Truppen vereinigt agirten. Nach diesen Vorbereitungen wagte man es endlich, einander unter die Augen zu treten, doch nicht eher, als bis eine gänzliche Vergessenheit alles Vergangenen zugesagt, und die äußern Formalitäten des Versöhnungsakts aufs genauste berichtigt waren. Der Verabredung gemäß umarmten sich beyde Prinzen im Angesicht ihrer Truppen, und gaben einander gegenseitige Versicherungen der Freundschaft, indeß die Herzen von Haß überflossen. Maximilian zwar, in der Verstellungskunst ausgelernt, besaß Herrschaft genug über sich selbst, um seine wahren Gefühle auch nicht durch einen einzigen Zug zu verrathen; aber in Wallensteins Augen funkelte eine hämische Siegesfreude, und der Zwang, der in allen seinen Bewegungen sichtbar war, entdeckte die Macht des Affekts, der sein stolzes Herz übermeisterte. Die vereinigten kaiserlich-bayrischen Truppen machten nun eine Armee von beynahe sechzigtausend, größtentheils bewährten Soldaten aus, vor welcher der Schwedische Monarch es nicht wagen durfte, sich im Felde zu zeigen. Eilfertig nahm er also, nachdem der Versuch ihre Vereinigung zu hindern mißlungen war, seinen Rückzug nach Franken, und erwartete nunmehr eine entscheidende Bewegung des Feindes, um seine Entschließung zu fassen. Die Stellung der vereinigten Armee zwischen der Sächsischen und Bayrischen Grenze ließ es eine Zeit lang noch ungewiß, ob sie den Schauplatz des Kriegs nach dem erstem der beyden Länder verpflanzen, oder suchen würde, die Schweden von der Donau zurück zu treiben und Bayern in Freyheit zu setzen. Sachsen hatte Arnheim von Truppen entblößt, um in Schlesien Eroberungen zu machen; nicht ohne die geheime Absicht, wie ihm von

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Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792, S. 312. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_krieg_1792/320>, abgerufen am 25.11.2024.