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Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792.

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Verbindung mit demselben eine Dritte Partey im Reiche zu errichten, so lag der Ausschlag des Krieges in seiner Hand, und er hatte durch diesen einzigen Schritt zugleich seine Rache an dem Kaiser befriedigt, seine verschmähte Freundschaft an dem Schwedischen König gerächt, und auf den Ruin von beyden den Bau seiner eigenen Größe gegründet.

Aber auf welchem Wege er auch seinen Zweck verfolgte, so konnte er denselben, ohne den Beystand einer ihm ganz ergebenen Armee, nicht zur Ausführung bringen. Diese Armee konnte so geheim nicht geworben werden, daß am kaiserlichen Hofe nicht Verdacht geschöpft, und der Anschlag gleich in seiner Entstehung vereitelt wurde. Diese Armee durfte ihre gesetzwidrige Bestimmung vor der Zeit nicht erfahren, indem schwerlich zu erwarten war, daß sie dem Ruf eines Verräthers gehorchen, und gegen ihren rechtmäßigen Oberherrn dienen würde. Wallenstein mußte also unter kaiserlicher Autorität und öffentlich werben, und von dem Kaiser selbst zur unumschränkten Herrschaft über die Truppen berechtigt seyn. Wie konnte dieß aber anders geschehen, als wenn ihm das entzogene Generalat aufs neue übertragen, und die Führung des Kriegs unbedingt überlassen ward? Dennoch erlaubte ihm weder sein Stolz noch sein Vortheil, sich selbst zu diesem Posten zu drängen, und als ein Bittender von der Gnade des Kaisers eine beschränkte Macht zu erflehen, die von der Furcht desselben uneingeschränkt zu ertrotzen stand. Um sich zum Herrn der Bedingungen zu machen, unter welchen das Kommando von ihm übernommen würde, mußte er abwarten, bis es ihm von seinem Herrn aufgedrungen ward - Dieß war der Rath, den ihm Arnheim ertheilte, und dieß das Ziel, wornach er mit tiefer Politik und rastloser Thätigkeit strebte.

Ueberzeugt, daß nur die äußerste Noth die Unentschlossenheit des Kaisers besiegen, und den Widerspruch Bayerns und Spaniens, seiner beyden eifrigsten Gegner, unkräftig machen könne, bewies er sich

Verbindung mit demselben eine Dritte Partey im Reiche zu errichten, so lag der Ausschlag des Krieges in seiner Hand, und er hatte durch diesen einzigen Schritt zugleich seine Rache an dem Kaiser befriedigt, seine verschmähte Freundschaft an dem Schwedischen König gerächt, und auf den Ruin von beyden den Bau seiner eigenen Größe gegründet.

Aber auf welchem Wege er auch seinen Zweck verfolgte, so konnte er denselben, ohne den Beystand einer ihm ganz ergebenen Armee, nicht zur Ausführung bringen. Diese Armee konnte so geheim nicht geworben werden, daß am kaiserlichen Hofe nicht Verdacht geschöpft, und der Anschlag gleich in seiner Entstehung vereitelt wurde. Diese Armee durfte ihre gesetzwidrige Bestimmung vor der Zeit nicht erfahren, indem schwerlich zu erwarten war, daß sie dem Ruf eines Verräthers gehorchen, und gegen ihren rechtmäßigen Oberherrn dienen würde. Wallenstein mußte also unter kaiserlicher Autorität und öffentlich werben, und von dem Kaiser selbst zur unumschränkten Herrschaft über die Truppen berechtigt seyn. Wie konnte dieß aber anders geschehen, als wenn ihm das entzogene Generalat aufs neue übertragen, und die Führung des Kriegs unbedingt überlassen ward? Dennoch erlaubte ihm weder sein Stolz noch sein Vortheil, sich selbst zu diesem Posten zu drängen, und als ein Bittender von der Gnade des Kaisers eine beschränkte Macht zu erflehen, die von der Furcht desselben uneingeschränkt zu ertrotzen stand. Um sich zum Herrn der Bedingungen zu machen, unter welchen das Kommando von ihm übernommen würde, mußte er abwarten, bis es ihm von seinem Herrn aufgedrungen ward – Dieß war der Rath, den ihm Arnheim ertheilte, und dieß das Ziel, wornach er mit tiefer Politik und rastloser Thätigkeit strebte.

Ueberzeugt, daß nur die äußerste Noth die Unentschlossenheit des Kaisers besiegen, und den Widerspruch Bayerns und Spaniens, seiner beyden eifrigsten Gegner, unkräftig machen könne, bewies er sich

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[295/0303] Verbindung mit demselben eine Dritte Partey im Reiche zu errichten, so lag der Ausschlag des Krieges in seiner Hand, und er hatte durch diesen einzigen Schritt zugleich seine Rache an dem Kaiser befriedigt, seine verschmähte Freundschaft an dem Schwedischen König gerächt, und auf den Ruin von beyden den Bau seiner eigenen Größe gegründet. Aber auf welchem Wege er auch seinen Zweck verfolgte, so konnte er denselben, ohne den Beystand einer ihm ganz ergebenen Armee, nicht zur Ausführung bringen. Diese Armee konnte so geheim nicht geworben werden, daß am kaiserlichen Hofe nicht Verdacht geschöpft, und der Anschlag gleich in seiner Entstehung vereitelt wurde. Diese Armee durfte ihre gesetzwidrige Bestimmung vor der Zeit nicht erfahren, indem schwerlich zu erwarten war, daß sie dem Ruf eines Verräthers gehorchen, und gegen ihren rechtmäßigen Oberherrn dienen würde. Wallenstein mußte also unter kaiserlicher Autorität und öffentlich werben, und von dem Kaiser selbst zur unumschränkten Herrschaft über die Truppen berechtigt seyn. Wie konnte dieß aber anders geschehen, als wenn ihm das entzogene Generalat aufs neue übertragen, und die Führung des Kriegs unbedingt überlassen ward? Dennoch erlaubte ihm weder sein Stolz noch sein Vortheil, sich selbst zu diesem Posten zu drängen, und als ein Bittender von der Gnade des Kaisers eine beschränkte Macht zu erflehen, die von der Furcht desselben uneingeschränkt zu ertrotzen stand. Um sich zum Herrn der Bedingungen zu machen, unter welchen das Kommando von ihm übernommen würde, mußte er abwarten, bis es ihm von seinem Herrn aufgedrungen ward – Dieß war der Rath, den ihm Arnheim ertheilte, und dieß das Ziel, wornach er mit tiefer Politik und rastloser Thätigkeit strebte. Ueberzeugt, daß nur die äußerste Noth die Unentschlossenheit des Kaisers besiegen, und den Widerspruch Bayerns und Spaniens, seiner beyden eifrigsten Gegner, unkräftig machen könne, bewies er sich

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Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792, S. 295. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_krieg_1792/303>, abgerufen am 23.11.2024.