Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792.welche sich Gustav Adolph bey dem Adel des ganzen Kreises zu sezen gewußt hatte, die Bewunderung und Ehrfurcht, welche ihm seine glänzenden Thaten selbst bey dem Feind erweckten, die reiche Beute, die man sich im Dienst eines stets siegreichen Königs versprach, kamen ihm bey der Truppenwerbung sehr zu Statten, die der Abgang so vieler Besazungen von dem Hauptheere nothwendig machte. Aus allen Gegenden des Frankenlandes eilte man haufenweise herbey, sobald nur die Trommel gerührt wurde. Der König hatte auf die Einnahme Frankens nicht viel mehr Zeit verwenden können, als er überhaupt gebraucht hatte, es zu durcheilen; die Unterwerfung des ganzen Kreises zu vollenden, und das Eroberte zu behaupten, wurde Gustav Horn, einer seiner tüchtigsten Generale, mit einem achttausend Mann starken Kriegsheere zurück gelassen. Er selbst eilte mit der Hauptarmee, die durch die Werbungen in Franken verstärkt war, gegen den Rhein, um sich dieser Grenze des Reichs gegen die Spanier zu versichern, die geistlichen Churfürsten zu entwaffnen, und in diesen wohlhabenden Ländern neue Hülfsquellen zur Fortsezung des Kriegs zu eröffnen. Er folgte dem Lauf des Mainstroms; Seligenstadt, Aschaffenburg, Steinheim, alles Land an beyden Ufern des Flusses ward auf diesem Zuge zur Unterwerfung gebracht; selten erwarteten die kaiserlichen Besazungen seine Ankunft, niemals behaupteten sie sich. Schon einige Zeit vorher war es einem seiner Obersten geglückt, die Stadt und Citadelle Hanau, auf deren Erhaltung Graf Tilly so bedacht gewesen war, den Kaiserlichen durch einen Ueberfall zu entreißen; froh, von dem unerträglichen Druck dieser Soldateska befreyt zu seyn, unterwarf sich der Graf bereitwillig dem gelindern Joche des Schwedischen Königs. Auf die Stadt Frankfurt war jezt das vorzügliche Augenmerk Gustav Adolphs gerichtet, dessen Maxime es überhaupt auf Deutschem Boden war, sich durch die Freundschaft und den Besiz der wichtigern welche sich Gustav Adolph bey dem Adel des ganzen Kreises zu sezen gewußt hatte, die Bewunderung und Ehrfurcht, welche ihm seine glänzenden Thaten selbst bey dem Feind erweckten, die reiche Beute, die man sich im Dienst eines stets siegreichen Königs versprach, kamen ihm bey der Truppenwerbung sehr zu Statten, die der Abgang so vieler Besazungen von dem Hauptheere nothwendig machte. Aus allen Gegenden des Frankenlandes eilte man haufenweise herbey, sobald nur die Trommel gerührt wurde. Der König hatte auf die Einnahme Frankens nicht viel mehr Zeit verwenden können, als er überhaupt gebraucht hatte, es zu durcheilen; die Unterwerfung des ganzen Kreises zu vollenden, und das Eroberte zu behaupten, wurde Gustav Horn, einer seiner tüchtigsten Generale, mit einem achttausend Mann starken Kriegsheere zurück gelassen. Er selbst eilte mit der Hauptarmee, die durch die Werbungen in Franken verstärkt war, gegen den Rhein, um sich dieser Grenze des Reichs gegen die Spanier zu versichern, die geistlichen Churfürsten zu entwaffnen, und in diesen wohlhabenden Ländern neue Hülfsquellen zur Fortsezung des Kriegs zu eröffnen. Er folgte dem Lauf des Mainstroms; Seligenstadt, Aschaffenburg, Steinheim, alles Land an beyden Ufern des Flusses ward auf diesem Zuge zur Unterwerfung gebracht; selten erwarteten die kaiserlichen Besazungen seine Ankunft, niemals behaupteten sie sich. Schon einige Zeit vorher war es einem seiner Obersten geglückt, die Stadt und Citadelle Hanau, auf deren Erhaltung Graf Tilly so bedacht gewesen war, den Kaiserlichen durch einen Ueberfall zu entreißen; froh, von dem unerträglichen Druck dieser Soldateska befreyt zu seyn, unterwarf sich der Graf bereitwillig dem gelindern Joche des Schwedischen Königs. 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Er folgte dem Lauf des Mainstroms; Seligenstadt, Aschaffenburg, Steinheim, alles Land an beyden Ufern des Flusses ward auf diesem Zuge zur Unterwerfung gebracht; selten erwarteten die kaiserlichen Besazungen seine Ankunft, niemals behaupteten sie sich. Schon einige Zeit vorher war es einem seiner Obersten geglückt, die Stadt und Citadelle Hanau, auf deren Erhaltung Graf Tilly so bedacht gewesen war, den Kaiserlichen durch einen Ueberfall zu entreißen; froh, von dem unerträglichen Druck dieser Soldateska befreyt zu seyn, unterwarf sich der Graf bereitwillig dem gelindern Joche des Schwedischen Königs.</p> <p>Auf die Stadt <hi rendition="#g">Frankfurt</hi> war jezt das vorzügliche Augenmerk <persName>Gustav Adolphs</persName> gerichtet, dessen Maxime es überhaupt auf Deutschem Boden war, sich durch die Freundschaft und den Besiz der wichtigern </p> </div> </body> </text> </TEI> [244/0252]
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Der König hatte auf die Einnahme Frankens nicht viel mehr Zeit verwenden können, als er überhaupt gebraucht hatte, es zu durcheilen; die Unterwerfung des ganzen Kreises zu vollenden, und das Eroberte zu behaupten, wurde Gustav Horn, einer seiner tüchtigsten Generale, mit einem achttausend Mann starken Kriegsheere zurück gelassen. Er selbst eilte mit der Hauptarmee, die durch die Werbungen in Franken verstärkt war, gegen den Rhein, um sich dieser Grenze des Reichs gegen die Spanier zu versichern, die geistlichen Churfürsten zu entwaffnen, und in diesen wohlhabenden Ländern neue Hülfsquellen zur Fortsezung des Kriegs zu eröffnen. Er folgte dem Lauf des Mainstroms; Seligenstadt, Aschaffenburg, Steinheim, alles Land an beyden Ufern des Flusses ward auf diesem Zuge zur Unterwerfung gebracht; selten erwarteten die kaiserlichen Besazungen seine Ankunft, niemals behaupteten sie sich. Schon einige Zeit vorher war es einem seiner Obersten geglückt, die Stadt und Citadelle Hanau, auf deren Erhaltung Graf Tilly so bedacht gewesen war, den Kaiserlichen durch einen Ueberfall zu entreißen; froh, von dem unerträglichen Druck dieser Soldateska befreyt zu seyn, unterwarf sich der Graf bereitwillig dem gelindern Joche des Schwedischen Königs.
Auf die Stadt Frankfurt war jezt das vorzügliche Augenmerk Gustav Adolphs gerichtet, dessen Maxime es überhaupt auf Deutschem Boden war, sich durch die Freundschaft und den Besiz der wichtigern
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Zitationshilfe: | Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792, S. 244. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_krieg_1792/252>, abgerufen am 16.02.2025. |