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Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792.

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unangegriffen, werden von Vertheidigern entblößt, um der dringendern Noth in der Stadt zu begegnen. Schnell benuzt der Feind die dadurch entstandne Verwirrung, um auch diese Posten anzugreifen. Der Widerstand ist lebhaft und hartnäckig, bis endlich vier kaiserliche Regimenter, des Walles Meister, den Magdeburgern in den Rücken fallen, und so ihre Niederlage vollenden. Ein tapferer Capitän, Namens Schmidt, der in dieser allgemeinen Verwirrung die Entschlossensten noch einmal gegen den Feind führt, und glücklich genug ist, ihn bis an das Thor zurück zu treiben, fällt tödtlich verwundet, Magdeburgs lezte Hoffnung mit ihm. Alle Werke sind noch vor Mittag erobert, die Stadt in Feindes Händen.

Zwey Thore werden jezt von den Stürmenden der Hauptarmee geöffnet, und Tilly läßt einen Theil seines Fußvolks einmarschieren. Es besezt sogleich die Hauptstraßen, und das aufgepflanzte Geschüz scheucht alle Bürger in ihre Wohnungen, dort ihr Schicksal zu erwarten. Nicht lange läßt man sie im Zweifel, zwey Worte des Grafen Tilly bestimmen Magdeburgs Geschick. Ein nur etwas menschlicher Feldherr würde solchen Truppen vergeblich Schonung anbefohlen haben; Tilly gab sich auch nicht die Mühe, es zu versuchen. Durch das Stillschweigen seines Generals zum Herrn über das Leben aller Bürger gemacht, stürzt der Soldat in das Innere der Häuser, um ungebunden alle Begierden einer viehischen Seele zu kühlen. Vor manchem Deutschen Ohre fand die flehende Unschuld Erbarmen, keines vor dem tauben Grimm der Wallonen aus Pappenheims Heer. Kaum hatte dieses Blutbad seinen Anfang genommen, als alle übrigen Thore aufgingen, die ganze Reiterey und der Kroaten fürchterliche Banden gegen die unglückliche Stadt los gelassen wurden.

unangegriffen, werden von Vertheidigern entblößt, um der dringendern Noth in der Stadt zu begegnen. Schnell benuzt der Feind die dadurch entstandne Verwirrung, um auch diese Posten anzugreifen. Der Widerstand ist lebhaft und hartnäckig, bis endlich vier kaiserliche Regimenter, des Walles Meister, den Magdeburgern in den Rücken fallen, und so ihre Niederlage vollenden. Ein tapferer Capitän, Namens Schmidt, der in dieser allgemeinen Verwirrung die Entschlossensten noch einmal gegen den Feind führt, und glücklich genug ist, ihn bis an das Thor zurück zu treiben, fällt tödtlich verwundet, Magdeburgs lezte Hoffnung mit ihm. Alle Werke sind noch vor Mittag erobert, die Stadt in Feindes Händen.

Zwey Thore werden jezt von den Stürmenden der Hauptarmee geöffnet, und Tilly läßt einen Theil seines Fußvolks einmarschieren. Es besezt sogleich die Hauptstraßen, und das aufgepflanzte Geschüz scheucht alle Bürger in ihre Wohnungen, dort ihr Schicksal zu erwarten. Nicht lange läßt man sie im Zweifel, zwey Worte des Grafen Tilly bestimmen Magdeburgs Geschick. Ein nur etwas menschlicher Feldherr würde solchen Truppen vergeblich Schonung anbefohlen haben; Tilly gab sich auch nicht die Mühe, es zu versuchen. Durch das Stillschweigen seines Generals zum Herrn über das Leben aller Bürger gemacht, stürzt der Soldat in das Innere der Häuser, um ungebunden alle Begierden einer viehischen Seele zu kühlen. Vor manchem Deutschen Ohre fand die flehende Unschuld Erbarmen, keines vor dem tauben Grimm der Wallonen aus Pappenheims Heer. Kaum hatte dieses Blutbad seinen Anfang genommen, als alle übrigen Thore aufgingen, die ganze Reiterey und der Kroaten fürchterliche Banden gegen die unglückliche Stadt los gelassen wurden.

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[199/0207] unangegriffen, werden von Vertheidigern entblößt, um der dringendern Noth in der Stadt zu begegnen. Schnell benuzt der Feind die dadurch entstandne Verwirrung, um auch diese Posten anzugreifen. Der Widerstand ist lebhaft und hartnäckig, bis endlich vier kaiserliche Regimenter, des Walles Meister, den Magdeburgern in den Rücken fallen, und so ihre Niederlage vollenden. Ein tapferer Capitän, Namens Schmidt, der in dieser allgemeinen Verwirrung die Entschlossensten noch einmal gegen den Feind führt, und glücklich genug ist, ihn bis an das Thor zurück zu treiben, fällt tödtlich verwundet, Magdeburgs lezte Hoffnung mit ihm. Alle Werke sind noch vor Mittag erobert, die Stadt in Feindes Händen. Zwey Thore werden jezt von den Stürmenden der Hauptarmee geöffnet, und Tilly läßt einen Theil seines Fußvolks einmarschieren. Es besezt sogleich die Hauptstraßen, und das aufgepflanzte Geschüz scheucht alle Bürger in ihre Wohnungen, dort ihr Schicksal zu erwarten. Nicht lange läßt man sie im Zweifel, zwey Worte des Grafen Tilly bestimmen Magdeburgs Geschick. Ein nur etwas menschlicher Feldherr würde solchen Truppen vergeblich Schonung anbefohlen haben; Tilly gab sich auch nicht die Mühe, es zu versuchen. Durch das Stillschweigen seines Generals zum Herrn über das Leben aller Bürger gemacht, stürzt der Soldat in das Innere der Häuser, um ungebunden alle Begierden einer viehischen Seele zu kühlen. Vor manchem Deutschen Ohre fand die flehende Unschuld Erbarmen, keines vor dem tauben Grimm der Wallonen aus Pappenheims Heer. Kaum hatte dieses Blutbad seinen Anfang genommen, als alle übrigen Thore aufgingen, die ganze Reiterey und der Kroaten fürchterliche Banden gegen die unglückliche Stadt los gelassen wurden.

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Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792, S. 199. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_krieg_1792/207>, abgerufen am 23.11.2024.