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Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792.

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am 6ten Februar 1631 zu Leipzig eröffnet werden sollte. Brandenburg, Hessenkassel, mehrere Fürsten, Grafen, Reichsstände, protestantische Bischöfe erschienen entweder selbst oder durch Bevollmächtigte auf dieser Versammlung, welche der Sächsische Hofprediger, D. Hoe von Hohenegg, mit einer heftigen Kanzelrede eröffnete. Vergebens hatte sich der Kaiser bemüht, diese eigenmächtige Zusammenkunft, welche augenscheinlich auf Selbsthülfe zielte, und bey der Anwesenheit der Schweden in Deutschland höchst bedenklich war, zu hintertreiben. Die versammelten Fürsten, von den Fortschritten Gustav Adolphs belebt, behaupteten ihre Rechte, und gingen nach Verlauf zweyer Monate mit einem merkwürdigen Schluß auseinander, der den Kaiser in nicht geringe Verlegenheit sezte. Der Inhalt desselben war, den Kaiser in einem gemeinschaftlichen Schreiben um Aufhebung des Restitutionsediktes, Zurückziehung seiner Truppen aus ihren Residenzen und Festungen, Einstellung der Exekutionen und Abstellung aller bisherigen Mißbräuche nachdrücklich zu ersuchen - einstweilen aber eine 30,000 Mann starke Armee zusammen zu bringen, um sich selbst Recht zu schaffen, wenn der Kaiser es ihnen verweigerte.

Ein Umstand kam noch hinzu, der nicht wenig dazu beytrug, die Entschlossenheit der protestantischen Fürsten zu vermehren. Endlich hatte der König von Schweden die Bedenklichkeit besiegt, welche ihn bisher von einer nähern Verbindung mit Frankreich zurück schreckten, und war am 13ten Jänner dieses 1631sten Jahres in eine förmliche Allianz mit dieser Krone getreten. Nach einem sehr ernsthaften Streite über die künftige Behandlungsart der katholischen Reichsfürsten, welche Frankreich in Schuz nahm, Gustav hingegen das Recht der Wiedervergeltung empfinden lassen wollte, und nach einem minder wichtigen Zank über den Titel Majestät, den der

am 6ten Februar 1631 zu Leipzig eröffnet werden sollte. Brandenburg, Hessenkassel, mehrere Fürsten, Grafen, Reichsstände, protestantische Bischöfe erschienen entweder selbst oder durch Bevollmächtigte auf dieser Versammlung, welche der Sächsische Hofprediger, D. Hoe von Hohenegg, mit einer heftigen Kanzelrede eröffnete. Vergebens hatte sich der Kaiser bemüht, diese eigenmächtige Zusammenkunft, welche augenscheinlich auf Selbsthülfe zielte, und bey der Anwesenheit der Schweden in Deutschland höchst bedenklich war, zu hintertreiben. Die versammelten Fürsten, von den Fortschritten Gustav Adolphs belebt, behaupteten ihre Rechte, und gingen nach Verlauf zweyer Monate mit einem merkwürdigen Schluß auseinander, der den Kaiser in nicht geringe Verlegenheit sezte. Der Inhalt desselben war, den Kaiser in einem gemeinschaftlichen Schreiben um Aufhebung des Restitutionsediktes, Zurückziehung seiner Truppen aus ihren Residenzen und Festungen, Einstellung der Exekutionen und Abstellung aller bisherigen Mißbräuche nachdrücklich zu ersuchen – einstweilen aber eine 30,000 Mann starke Armee zusammen zu bringen, um sich selbst Recht zu schaffen, wenn der Kaiser es ihnen verweigerte.

Ein Umstand kam noch hinzu, der nicht wenig dazu beytrug, die Entschlossenheit der protestantischen Fürsten zu vermehren. Endlich hatte der König von Schweden die Bedenklichkeit besiegt, welche ihn bisher von einer nähern Verbindung mit Frankreich zurück schreckten, und war am 13ten Jänner dieses 1631sten Jahres in eine förmliche Allianz mit dieser Krone getreten. Nach einem sehr ernsthaften Streite über die künftige Behandlungsart der katholischen Reichsfürsten, welche Frankreich in Schuz nahm, Gustav hingegen das Recht der Wiedervergeltung empfinden lassen wollte, und nach einem minder wichtigen Zank über den Titel Majestät, den der

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[189/0197] am 6ten Februar 1631 zu Leipzig eröffnet werden sollte. Brandenburg, Hessenkassel, mehrere Fürsten, Grafen, Reichsstände, protestantische Bischöfe erschienen entweder selbst oder durch Bevollmächtigte auf dieser Versammlung, welche der Sächsische Hofprediger, D. Hoe von Hohenegg, mit einer heftigen Kanzelrede eröffnete. Vergebens hatte sich der Kaiser bemüht, diese eigenmächtige Zusammenkunft, welche augenscheinlich auf Selbsthülfe zielte, und bey der Anwesenheit der Schweden in Deutschland höchst bedenklich war, zu hintertreiben. Die versammelten Fürsten, von den Fortschritten Gustav Adolphs belebt, behaupteten ihre Rechte, und gingen nach Verlauf zweyer Monate mit einem merkwürdigen Schluß auseinander, der den Kaiser in nicht geringe Verlegenheit sezte. Der Inhalt desselben war, den Kaiser in einem gemeinschaftlichen Schreiben um Aufhebung des Restitutionsediktes, Zurückziehung seiner Truppen aus ihren Residenzen und Festungen, Einstellung der Exekutionen und Abstellung aller bisherigen Mißbräuche nachdrücklich zu ersuchen – einstweilen aber eine 30,000 Mann starke Armee zusammen zu bringen, um sich selbst Recht zu schaffen, wenn der Kaiser es ihnen verweigerte. Ein Umstand kam noch hinzu, der nicht wenig dazu beytrug, die Entschlossenheit der protestantischen Fürsten zu vermehren. Endlich hatte der König von Schweden die Bedenklichkeit besiegt, welche ihn bisher von einer nähern Verbindung mit Frankreich zurück schreckten, und war am 13ten Jänner dieses 1631sten Jahres in eine förmliche Allianz mit dieser Krone getreten. Nach einem sehr ernsthaften Streite über die künftige Behandlungsart der katholischen Reichsfürsten, welche Frankreich in Schuz nahm, Gustav hingegen das Recht der Wiedervergeltung empfinden lassen wollte, und nach einem minder wichtigen Zank über den Titel Majestät, den der

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Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792, S. 189. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_krieg_1792/197>, abgerufen am 23.11.2024.