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Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792.

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entferntesten Antheil genommen. Aber weder diese Neutralität, noch ihre Privilegien konnten sie vor den Anmassungen Wallensteins schüzen, der seine Absicht auf sie gerichtet hatte.

Einen Antrag dieses Generals, kaiserliche Besazungen anzunehmen, hatte der Magistrat von Stralsund mit rühmlicher Standhaftigkeit verworfen; auch seinen Truppen den arglistig verlangten Durchmarsch verweigert. Jezt schickte Wallenstein sich an, die Stadt zu belagern.

Für beyde nordische Könige war es von gleicher Wichtigkeit, Stralsund bey seiner Unabhängigkeit zu schüzen, ohne welche die freye Schiffahrt auf dem Belte nicht behauptet werden konnte. Die gemeinschaftliche Gefahr besiegte endlich die Privateifersucht, welche schon längst beyde Könige entzweyte. In einem Vertrage zu Kopenhagen (1628) versprachen sie einander, Stralsund mit vereinigten Kräften aufrecht zu erhalten, und gemeinschaftlich jede fremde Macht abzuwehren, welche in feindlicher Absicht in der Ostsee erscheinen würde. Christian IV. warf sogleich eine hinreichende Besazung in Stralsund, und stärkte durch seinen persöhnlichen Besuch den Muth der Bürger. Einige Kriegsschiffe, welche König Sigismund von Pohlen dem kaiserlichen Feldherrn zu Hülfe schickte, wurden von der Dänischen Flotte in Grund gebohrt, und da ihm nun auch die Stadt Lübeck die ihrigen abschlug, so hatte der kaiserliche Generalissimus zur See nicht einmal Schiffe genug, den Hafen einer einzigen Stadt einzuschließen.

Nichts scheint abentheuerlicher zu seyn, als einen Seeplatz, der aufs vortrefflichste befestigt war, erobern zu wollen, ohne seinen Hafen einzuschließen. Wallenstein, der noch nie einen Widerstand erfahren, wollte nun auch die Natur überwinden, und das Unmögliche besiegen. Stralsund, von der

entferntesten Antheil genommen. Aber weder diese Neutralität, noch ihre Privilegien konnten sie vor den Anmassungen Wallensteins schüzen, der seine Absicht auf sie gerichtet hatte.

Einen Antrag dieses Generals, kaiserliche Besazungen anzunehmen, hatte der Magistrat von Stralsund mit rühmlicher Standhaftigkeit verworfen; auch seinen Truppen den arglistig verlangten Durchmarsch verweigert. Jezt schickte Wallenstein sich an, die Stadt zu belagern.

Für beyde nordische Könige war es von gleicher Wichtigkeit, Stralsund bey seiner Unabhängigkeit zu schüzen, ohne welche die freye Schiffahrt auf dem Belte nicht behauptet werden konnte. Die gemeinschaftliche Gefahr besiegte endlich die Privateifersucht, welche schon längst beyde Könige entzweyte. In einem Vertrage zu Kopenhagen (1628) versprachen sie einander, Stralsund mit vereinigten Kräften aufrecht zu erhalten, und gemeinschaftlich jede fremde Macht abzuwehren, welche in feindlicher Absicht in der Ostsee erscheinen würde. Christian IV. warf sogleich eine hinreichende Besazung in Stralsund, und stärkte durch seinen persöhnlichen Besuch den Muth der Bürger. Einige Kriegsschiffe, welche König Sigismund von Pohlen dem kaiserlichen Feldherrn zu Hülfe schickte, wurden von der Dänischen Flotte in Grund gebohrt, und da ihm nun auch die Stadt Lübeck die ihrigen abschlug, so hatte der kaiserliche Generalissimus zur See nicht einmal Schiffe genug, den Hafen einer einzigen Stadt einzuschließen.

Nichts scheint abentheuerlicher zu seyn, als einen Seeplatz, der aufs vortrefflichste befestigt war, erobern zu wollen, ohne seinen Hafen einzuschließen. Wallenstein, der noch nie einen Widerstand erfahren, wollte nun auch die Natur überwinden, und das Unmögliche besiegen. Stralsund, von der

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[147/0155] entferntesten Antheil genommen. Aber weder diese Neutralität, noch ihre Privilegien konnten sie vor den Anmassungen Wallensteins schüzen, der seine Absicht auf sie gerichtet hatte. Einen Antrag dieses Generals, kaiserliche Besazungen anzunehmen, hatte der Magistrat von Stralsund mit rühmlicher Standhaftigkeit verworfen; auch seinen Truppen den arglistig verlangten Durchmarsch verweigert. Jezt schickte Wallenstein sich an, die Stadt zu belagern. Für beyde nordische Könige war es von gleicher Wichtigkeit, Stralsund bey seiner Unabhängigkeit zu schüzen, ohne welche die freye Schiffahrt auf dem Belte nicht behauptet werden konnte. Die gemeinschaftliche Gefahr besiegte endlich die Privateifersucht, welche schon längst beyde Könige entzweyte. In einem Vertrage zu Kopenhagen (1628) versprachen sie einander, Stralsund mit vereinigten Kräften aufrecht zu erhalten, und gemeinschaftlich jede fremde Macht abzuwehren, welche in feindlicher Absicht in der Ostsee erscheinen würde. Christian IV. warf sogleich eine hinreichende Besazung in Stralsund, und stärkte durch seinen persöhnlichen Besuch den Muth der Bürger. Einige Kriegsschiffe, welche König Sigismund von Pohlen dem kaiserlichen Feldherrn zu Hülfe schickte, wurden von der Dänischen Flotte in Grund gebohrt, und da ihm nun auch die Stadt Lübeck die ihrigen abschlug, so hatte der kaiserliche Generalissimus zur See nicht einmal Schiffe genug, den Hafen einer einzigen Stadt einzuschließen. Nichts scheint abentheuerlicher zu seyn, als einen Seeplatz, der aufs vortrefflichste befestigt war, erobern zu wollen, ohne seinen Hafen einzuschließen. Wallenstein, der noch nie einen Widerstand erfahren, wollte nun auch die Natur überwinden, und das Unmögliche besiegen. Stralsund, von der

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Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792, S. 147. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_krieg_1792/155>, abgerufen am 23.11.2024.