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Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792.

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Der nehmliche Bürgerkrieg, welcher Deutschland gegen Deutschland bewaffnete, brachte auch Frankreich gegen Frankreich in Aufruhr, und Ludwig XIII. tritt seine Volljährigkeit nur an, um seine eigne Mutter und seine protestantischen Unterthanen zu bekriegen. Diese, durch Heinrichs erleuchtete Politik in Fesseln gehalten, greifen jezt, durch die Gelegenheit aufgeweckt, und von einigen unternehmenden Führern ermuntert, zum Gewehr, ziehen sich im Staat zu einem eigenen Staat zusammen, und bestimmen die feste und mächtige Stadt Rochelle zum Mittelpunkt ihres werdenden Reichs. Zu wenig Staatsmann, um durch eine weise Toleranz diesen Bürgerkrieg in der Geburt zu ersticken, und doch viel zu wenig Herr über die Kräfte seines Staats, um ihn mit Nachdruck zu führen, sieht sich Ludwig XIII. bald zu dem erniedrigenden Schritt gebracht, die Unterwerfung der Rebellen durch große Geldsummen zu erkaufen. So sehr ihm auch die Staatsklugheit rathen mochte, die Rebellen in Böhmen gegen Oesterreich zu unterstützen, so unthätig mußte Heinrichs IV. Sohn für jezt noch ihrem Untergange zusehen, glücklich genug, wenn sich die Kalvinisten in seinem Reiche ihrer Glaubensgenossen jenseits des Rheins nicht zur Unzeit erinnerten. Ein großer Geist am Ruder des Staats würde die Protestanten in Frankreich zum Gehorsam gebracht, und ihren Brüdern in Deutschland die Freyheit erfochten haben; aber Heinrich IV. war nicht mehr, und erst Richelieu sollte seine Staatskunst wieder hervor rufen.

Indem Frankreich von der Höhe seines Ruhms wieder herunter sank, vollendete das frey gewordene Holland den Bau seiner Größe. Noch war der begeisterte Muth nicht verraucht, der, von dem Geschlecht der Oranier entzündet, diese kaufmännische Nation in ein Heldenvolk verwandelt, und sie fähig gemacht hatte, ihre Unabhängigkeit in einem mörderischen Kriege gegen das Spanische Haus zu behaupten. Eingedenk, wie viel

Der nehmliche Bürgerkrieg, welcher Deutschland gegen Deutschland bewaffnete, brachte auch Frankreich gegen Frankreich in Aufruhr, und Ludwig XIII. tritt seine Volljährigkeit nur an, um seine eigne Mutter und seine protestantischen Unterthanen zu bekriegen. Diese, durch Heinrichs erleuchtete Politik in Fesseln gehalten, greifen jezt, durch die Gelegenheit aufgeweckt, und von einigen unternehmenden Führern ermuntert, zum Gewehr, ziehen sich im Staat zu einem eigenen Staat zusammen, und bestimmen die feste und mächtige Stadt Rochelle zum Mittelpunkt ihres werdenden Reichs. Zu wenig Staatsmann, um durch eine weise Toleranz diesen Bürgerkrieg in der Geburt zu ersticken, und doch viel zu wenig Herr über die Kräfte seines Staats, um ihn mit Nachdruck zu führen, sieht sich Ludwig XIII. bald zu dem erniedrigenden Schritt gebracht, die Unterwerfung der Rebellen durch große Geldsummen zu erkaufen. So sehr ihm auch die Staatsklugheit rathen mochte, die Rebellen in Böhmen gegen Oesterreich zu unterstützen, so unthätig mußte Heinrichs IV. Sohn für jezt noch ihrem Untergange zusehen, glücklich genug, wenn sich die Kalvinisten in seinem Reiche ihrer Glaubensgenossen jenseits des Rheins nicht zur Unzeit erinnerten. Ein großer Geist am Ruder des Staats würde die Protestanten in Frankreich zum Gehorsam gebracht, und ihren Brüdern in Deutschland die Freyheit erfochten haben; aber Heinrich IV. war nicht mehr, und erst Richelieu sollte seine Staatskunst wieder hervor rufen.

Indem Frankreich von der Höhe seines Ruhms wieder herunter sank, vollendete das frey gewordene Holland den Bau seiner Größe. Noch war der begeisterte Muth nicht verraucht, der, von dem Geschlecht der Oranier entzündet, diese kaufmännische Nation in ein Heldenvolk verwandelt, und sie fähig gemacht hatte, ihre Unabhängigkeit in einem mörderischen Kriege gegen das Spanische Haus zu behaupten. Eingedenk, wie viel

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[113/0121] Der nehmliche Bürgerkrieg, welcher Deutschland gegen Deutschland bewaffnete, brachte auch Frankreich gegen Frankreich in Aufruhr, und Ludwig XIII. tritt seine Volljährigkeit nur an, um seine eigne Mutter und seine protestantischen Unterthanen zu bekriegen. Diese, durch Heinrichs erleuchtete Politik in Fesseln gehalten, greifen jezt, durch die Gelegenheit aufgeweckt, und von einigen unternehmenden Führern ermuntert, zum Gewehr, ziehen sich im Staat zu einem eigenen Staat zusammen, und bestimmen die feste und mächtige Stadt Rochelle zum Mittelpunkt ihres werdenden Reichs. Zu wenig Staatsmann, um durch eine weise Toleranz diesen Bürgerkrieg in der Geburt zu ersticken, und doch viel zu wenig Herr über die Kräfte seines Staats, um ihn mit Nachdruck zu führen, sieht sich Ludwig XIII. bald zu dem erniedrigenden Schritt gebracht, die Unterwerfung der Rebellen durch große Geldsummen zu erkaufen. So sehr ihm auch die Staatsklugheit rathen mochte, die Rebellen in Böhmen gegen Oesterreich zu unterstützen, so unthätig mußte Heinrichs IV. Sohn für jezt noch ihrem Untergange zusehen, glücklich genug, wenn sich die Kalvinisten in seinem Reiche ihrer Glaubensgenossen jenseits des Rheins nicht zur Unzeit erinnerten. Ein großer Geist am Ruder des Staats würde die Protestanten in Frankreich zum Gehorsam gebracht, und ihren Brüdern in Deutschland die Freyheit erfochten haben; aber Heinrich IV. war nicht mehr, und erst Richelieu sollte seine Staatskunst wieder hervor rufen. Indem Frankreich von der Höhe seines Ruhms wieder herunter sank, vollendete das frey gewordene Holland den Bau seiner Größe. Noch war der begeisterte Muth nicht verraucht, der, von dem Geschlecht der Oranier entzündet, diese kaufmännische Nation in ein Heldenvolk verwandelt, und sie fähig gemacht hatte, ihre Unabhängigkeit in einem mörderischen Kriege gegen das Spanische Haus zu behaupten. Eingedenk, wie viel

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Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Geschichte des dreyßigjährigen Kriegs. Frankfurt u. a., 1792, S. 113. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_krieg_1792/121>, abgerufen am 22.11.2024.