Schiller, Friedrich: Der Geisterseher. Leipzig, 1789.Wir verweilten uns nicht lange. Der Patron, Die Griechin war der Gegenstand unsers Ge¬ ist d. Geisterseher. N
Wir verweilten uns nicht lange. Der Patron, Die Griechin war der Gegenſtand unſers Ge¬ iſt d. Geiſterſeher. N
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <pb facs="#f0201" n="193"/> <p>Wir verweilten uns nicht lange. Der Patron,<lb/> der noch mehr Paſſagiers hatte, mußte zeitig wie¬<lb/> der in Venedig ſeyn, und den Prinzen feſſelte<lb/> nichts in Chiozza. Alles hatte ſeinen Platz ſchon<lb/> im Schiffe genommen, als wir ankamen. Weil<lb/> ſich die Geſellſchaft auf der Herfahrt ſo beſchwerlich<lb/> gemacht hatte, ſo nahmen wir dießmal ein Zimmer<lb/> für uns allein. Der Prinz erkundigte ſich, wer<lb/> noch mehr da ſey? Ein Dominikaner, war die Ant¬<lb/> wort, und einige Damen, die retour nach Vene¬<lb/> dig gingen. Mein Herr war nicht neugierig, ſie<lb/> zu ſehen, und nahm ſogleich ſein Zimmer ein.</p><lb/> <p>Die Griechin war der Gegenſtand unſers Ge¬<lb/> ſprächs auf der Herfahrt geweſen, und ſie war es<lb/> auch auf der Rückfahrt. Der Prinz wiederholte<lb/> ſich ihre Erſcheinung in der Kirche mit Feuer;<lb/> Plane wurden gemacht und verworfen; die Zeit<lb/> verſtrich wie ein Augenblick; ehe wir es uns ver¬<lb/> ſahen, lag Venedig vor uns. Einige von den Paſ¬<lb/> ſagiers ſtiegen aus, der Dominikaner war unter<lb/> dieſen. Der Patron ging zu den Damen, die,<lb/> wie wir jetzt erſt erfuhren, nur durch ein dünnes<lb/> Bret von uns geſchieden waren, und fragte ſie,<lb/> wo er anlegen ſollte. Auf der Inſel Murano, war<lb/> die Antwort, und das Haus wurde genannt. —<lb/> Inſel Murano! rief der Prinz, und ein Schauer<lb/> der Ahndung ſchien durch ſeine Seele zu fliegen.<lb/> Eh' ich ihm antworten konnte, ſtürzte Biondello<lb/> herein. „Wiſſen Sie auch, in welcher Geſellſchaft<lb/> wir reiſen?“ — Der Prinz ſprang auf — „Sie<lb/> <fw place="bottom" type="sig">d. Geiſterſeher. N<lb/></fw> <fw place="bottom" type="catch">iſt<lb/></fw> </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [193/0201]
Wir verweilten uns nicht lange. Der Patron,
der noch mehr Paſſagiers hatte, mußte zeitig wie¬
der in Venedig ſeyn, und den Prinzen feſſelte
nichts in Chiozza. Alles hatte ſeinen Platz ſchon
im Schiffe genommen, als wir ankamen. Weil
ſich die Geſellſchaft auf der Herfahrt ſo beſchwerlich
gemacht hatte, ſo nahmen wir dießmal ein Zimmer
für uns allein. Der Prinz erkundigte ſich, wer
noch mehr da ſey? Ein Dominikaner, war die Ant¬
wort, und einige Damen, die retour nach Vene¬
dig gingen. Mein Herr war nicht neugierig, ſie
zu ſehen, und nahm ſogleich ſein Zimmer ein.
Die Griechin war der Gegenſtand unſers Ge¬
ſprächs auf der Herfahrt geweſen, und ſie war es
auch auf der Rückfahrt. Der Prinz wiederholte
ſich ihre Erſcheinung in der Kirche mit Feuer;
Plane wurden gemacht und verworfen; die Zeit
verſtrich wie ein Augenblick; ehe wir es uns ver¬
ſahen, lag Venedig vor uns. Einige von den Paſ¬
ſagiers ſtiegen aus, der Dominikaner war unter
dieſen. Der Patron ging zu den Damen, die,
wie wir jetzt erſt erfuhren, nur durch ein dünnes
Bret von uns geſchieden waren, und fragte ſie,
wo er anlegen ſollte. Auf der Inſel Murano, war
die Antwort, und das Haus wurde genannt. —
Inſel Murano! rief der Prinz, und ein Schauer
der Ahndung ſchien durch ſeine Seele zu fliegen.
Eh' ich ihm antworten konnte, ſtürzte Biondello
herein. „Wiſſen Sie auch, in welcher Geſellſchaft
wir reiſen?“ — Der Prinz ſprang auf — „Sie
iſt
d. Geiſterſeher. N
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