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Schiller, Friedrich: Der Geisterseher. Leipzig, 1789.

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Baron von F*** an den Grafen
von O***.
Siebenter Brief.

August.

Nein, liebster Freund. Sie thun dem guten
Biondello unrecht. Gewiß, Sie hegen einen fal¬
schen Verdacht. Ich gebe Ihnen alle Italiäner
Preis, aber dieser ist ehrlich.

Sie finden es sonderbar, daß ein Mensch von
so glänzenden Talenten und einer so exemplarischen
Aufführung sich zum Dienen herab setze, wenn er
nicht geheime Absichten dabey habe, und daraus
ziehen Sie den Schluß, daß diese Absichten ver¬
dächtig seyn. Wie? Ist es denn so etwas neues,
daß ein Mensch von Kopf und Verdiensten sich
einem Fürsten gefällig zu machen sucht, der es in
der Gewalt hat, sein Glück zu machen? Ist es
etwa entehrend, ihm zu dienen? Läßt Biondello
nicht deutlich genug merken, daß seine Anhänglich¬
keit an den Prinzen persönlich sey? Er hat ihm ja
gestanden, daß er eine Bitte an ihn auf dem Her¬
zen habe. Diese Bitte wird uns ohne Zweifel das
ganze Geheimniß erklären. Geheime Absichten
mag er immer haben, aber können diese nicht
unschuldig seyn?

Es befremdet Sie, daß dieser Biondello in
den ersten Monaten, und das waren die, in denen
Sie uns Ihre Gegenwart noch schenkten, alle die

großen
Baron von F*** an den Grafen
von O***.
Siebenter Brief.

Auguſt.

Nein, liebſter Freund. Sie thun dem guten
Biondello unrecht. Gewiß, Sie hegen einen fal¬
ſchen Verdacht. Ich gebe Ihnen alle Italiäner
Preis, aber dieſer iſt ehrlich.

Sie finden es ſonderbar, daß ein Menſch von
ſo glänzenden Talenten und einer ſo exemplariſchen
Aufführung ſich zum Dienen herab ſetze, wenn er
nicht geheime Abſichten dabey habe, und daraus
ziehen Sie den Schluß, daß dieſe Abſichten ver¬
dächtig ſeyn. Wie? Iſt es denn ſo etwas neues,
daß ein Menſch von Kopf und Verdienſten ſich
einem Fürſten gefällig zu machen ſucht, der es in
der Gewalt hat, ſein Glück zu machen? Iſt es
etwa entehrend, ihm zu dienen? Läßt Biondello
nicht deutlich genug merken, daß ſeine Anhänglich¬
keit an den Prinzen perſönlich ſey? Er hat ihm ja
geſtanden, daß er eine Bitte an ihn auf dem Her¬
zen habe. Dieſe Bitte wird uns ohne Zweifel das
ganze Geheimniß erklären. Geheime Abſichten
mag er immer haben, aber können dieſe nicht
unſchuldig ſeyn?

Es befremdet Sie, daß dieſer Biondello in
den erſten Monaten, und das waren die, in denen
Sie uns Ihre Gegenwart noch ſchenkten, alle die

großen
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[188/0196] Baron von F*** an den Grafen von O***. Siebenter Brief. Auguſt. Nein, liebſter Freund. Sie thun dem guten Biondello unrecht. Gewiß, Sie hegen einen fal¬ ſchen Verdacht. Ich gebe Ihnen alle Italiäner Preis, aber dieſer iſt ehrlich. Sie finden es ſonderbar, daß ein Menſch von ſo glänzenden Talenten und einer ſo exemplariſchen Aufführung ſich zum Dienen herab ſetze, wenn er nicht geheime Abſichten dabey habe, und daraus ziehen Sie den Schluß, daß dieſe Abſichten ver¬ dächtig ſeyn. Wie? Iſt es denn ſo etwas neues, daß ein Menſch von Kopf und Verdienſten ſich einem Fürſten gefällig zu machen ſucht, der es in der Gewalt hat, ſein Glück zu machen? Iſt es etwa entehrend, ihm zu dienen? Läßt Biondello nicht deutlich genug merken, daß ſeine Anhänglich¬ keit an den Prinzen perſönlich ſey? Er hat ihm ja geſtanden, daß er eine Bitte an ihn auf dem Her¬ zen habe. Dieſe Bitte wird uns ohne Zweifel das ganze Geheimniß erklären. Geheime Abſichten mag er immer haben, aber können dieſe nicht unſchuldig ſeyn? Es befremdet Sie, daß dieſer Biondello in den erſten Monaten, und das waren die, in denen Sie uns Ihre Gegenwart noch ſchenkten, alle die großen

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Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Der Geisterseher. Leipzig, 1789, S. 188. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_geisterseher_1789/196>, abgerufen am 23.11.2024.