Schiller, Friedrich: Der Geisterseher. Leipzig, 1789.tem entdeckten wir Biondello, der am Eingang der Es wurde beschlossen, in einem offenen Pavillon stieg
tem entdeckten wir Biondello, der am Eingang der Es wurde beſchloſſen, in einem offenen Pavillon ſtieg
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0176" n="168"/> tem entdeckten wir Biondello, der am Eingang der<lb/> Kirche wartete. Als wir näher kamen, trat der<lb/> Prinz etwas haſtig aus einer Seitenthüre, ſein Ge¬<lb/> ſicht glühte, ſeine Augen ſuchten Biondello, den<lb/> er herbey rief. Er ſchien ihm etwas ſehr angele¬<lb/> gentlich zu befehlen, wobey er immer die Augen<lb/> auf die Thüre richtete, die offen geblieben war.<lb/> Biondello eilte ſchnell von ihm in die Kirche — der<lb/> Prinz, ohne uns gewahr zu werden, drückte ſich<lb/> an uns vorbey, durch die Menge, und eilte zur<lb/> Geſellſchaft zurück, wo er noch vor uns anlangte.</p><lb/> <p>Es wurde beſchloſſen, in einem offenen Pavillon<lb/> dieſes Gartens das Souper einzunehmen, wozu<lb/> der Marcheſe ohne unſer Wiſſen ein kleines Konzert<lb/> veranſtaltet hatte, das ganz auserleſen war. Be¬<lb/> ſonders ließ ſich eine junge Sängerin dabey hören,<lb/> die uns alle durch ihre liebliche Stimme wie durch<lb/> ihre reitzende Figur, entzückte. Auf den Prinzen<lb/> ſchien nichts Eindruck zu machen, er ſprach wenig,<lb/> und antwortete zerſtreut, ſeine Augen waren un¬<lb/> ruhig nach der Gegend gekehrt, woher Biondello<lb/> kommen mußte; eine große Bewegung ſchien in<lb/> ſeinem Innern vorzugehen. Civitella fragte, wie<lb/> ihm die Kirche gefallen hätte; er wußte nichts da¬<lb/> von zu ſagen. Man ſprach von einigen vorzügli¬<lb/> chen Gemählden, die ſie merkwürdig machten; er<lb/> hatte kein Gemählde geſehen. Wir merkten, daß<lb/> unſere Fragen ihn beläſtigten und ſchwiegen. Eine<lb/> Stunde verging nach der andern, und Biondello<lb/> kam noch immer nicht. Des Prinzen Ungeduld<lb/> <fw place="bottom" type="catch">ſtieg<lb/></fw> </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [168/0176]
tem entdeckten wir Biondello, der am Eingang der
Kirche wartete. Als wir näher kamen, trat der
Prinz etwas haſtig aus einer Seitenthüre, ſein Ge¬
ſicht glühte, ſeine Augen ſuchten Biondello, den
er herbey rief. Er ſchien ihm etwas ſehr angele¬
gentlich zu befehlen, wobey er immer die Augen
auf die Thüre richtete, die offen geblieben war.
Biondello eilte ſchnell von ihm in die Kirche — der
Prinz, ohne uns gewahr zu werden, drückte ſich
an uns vorbey, durch die Menge, und eilte zur
Geſellſchaft zurück, wo er noch vor uns anlangte.
Es wurde beſchloſſen, in einem offenen Pavillon
dieſes Gartens das Souper einzunehmen, wozu
der Marcheſe ohne unſer Wiſſen ein kleines Konzert
veranſtaltet hatte, das ganz auserleſen war. Be¬
ſonders ließ ſich eine junge Sängerin dabey hören,
die uns alle durch ihre liebliche Stimme wie durch
ihre reitzende Figur, entzückte. Auf den Prinzen
ſchien nichts Eindruck zu machen, er ſprach wenig,
und antwortete zerſtreut, ſeine Augen waren un¬
ruhig nach der Gegend gekehrt, woher Biondello
kommen mußte; eine große Bewegung ſchien in
ſeinem Innern vorzugehen. Civitella fragte, wie
ihm die Kirche gefallen hätte; er wußte nichts da¬
von zu ſagen. Man ſprach von einigen vorzügli¬
chen Gemählden, die ſie merkwürdig machten; er
hatte kein Gemählde geſehen. Wir merkten, daß
unſere Fragen ihn beläſtigten und ſchwiegen. Eine
Stunde verging nach der andern, und Biondello
kam noch immer nicht. Des Prinzen Ungeduld
ſtieg
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