Schiller, Friedrich: Der Geisterseher. Leipzig, 1789.mein, wenn sie so eintreffen, wie ich sie mir "Nichts weniger. Vergessen Sie nur nie, daß Aus dem bisherigen, sehe ich wohl, folgt, daß "Eine solche unmittelbare giebt es gar nicht, gleich¬
mein, wenn ſie ſo eintreffen, wie ich ſie mir „Nichts weniger. Vergeſſen Sie nur nie, daß Aus dem bisherigen, ſehe ich wohl, folgt, daß „Eine ſolche unmittelbare giebt es gar nicht, gleich¬
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0152" n="144"/> mein, wenn ſie ſo eintreffen, wie ich ſie mir<lb/> dachte.</p><lb/> <p>„Nichts weniger. Vergeſſen Sie nur nie, daß<lb/><hi rendition="#g">Eine</hi> Urſache nur Eine Wirkung haben kann.<lb/> Die ganze Wirkung, die Sie hervorbrachten, war,<lb/> das Geldſtück aus Ihrer Hand in die Hand des<lb/> Bettlers zu bringen. Dieß iſt von dieſer ganzen<lb/> langen Kette von Wirkungen die einzige, die auf<lb/> Ihre Rechnung kommt. Die Arzney wirkte als<lb/> Arzney u. ſ. f. — Sie ſcheinen verwundert. Sie<lb/> glauben, daß ich Paradoxe behaupte, ein einziges<lb/> Wort könnte uns vielleicht mit einander verſtändi¬<lb/> gen, aber wir wollen es lieber durch unſre Schlüſ¬<lb/> ſe finden.</p><lb/> <p>Aus dem bisherigen, ſehe ich wohl, folgt, daß<lb/> eine gute That an ihrer ſchlimmen Wirkung nicht<lb/> Schuld iſt, und eine ſchlimme That nicht an ihrer<lb/> vortrefflichen. Aber zugleich folgt auch daraus,<lb/> daß weder die gute an ihrer guten Wirkung, noch<lb/> die ſchlimme an ihrer ſchlimmen Schuld iſt, und daß<lb/> alſo beyde in ihren Wirkungen ganz gleich ſind. —<lb/> Sie müßten denn die ſeltenen Fälle ausnehmen wol¬<lb/> len, wo die unmittelbare Wirkung auch zugleich die<lb/> abgezweckte iſt.</p><lb/> <p>„Eine ſolche unmittelbare giebt es gar nicht,<lb/> denn zwiſchen jede Wirkung, die der Menſch außer<lb/> ſich hervorbringt, und deren innere Urſache, oder<lb/> den Willen, wird ſich eine Reihe gleichgültiger ein¬<lb/> ſchieben, wenn es auch nichts als Muſkularbewe¬<lb/> gung wäre. Sagen Sie alſo dreiſt, daß beyde an<lb/> ihren Wirkungen durchaus moraliſch einerley, d. i.<lb/> <fw place="bottom" type="catch">gleich¬<lb/></fw> </p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [144/0152]
mein, wenn ſie ſo eintreffen, wie ich ſie mir
dachte.
„Nichts weniger. Vergeſſen Sie nur nie, daß
Eine Urſache nur Eine Wirkung haben kann.
Die ganze Wirkung, die Sie hervorbrachten, war,
das Geldſtück aus Ihrer Hand in die Hand des
Bettlers zu bringen. Dieß iſt von dieſer ganzen
langen Kette von Wirkungen die einzige, die auf
Ihre Rechnung kommt. Die Arzney wirkte als
Arzney u. ſ. f. — Sie ſcheinen verwundert. Sie
glauben, daß ich Paradoxe behaupte, ein einziges
Wort könnte uns vielleicht mit einander verſtändi¬
gen, aber wir wollen es lieber durch unſre Schlüſ¬
ſe finden.
Aus dem bisherigen, ſehe ich wohl, folgt, daß
eine gute That an ihrer ſchlimmen Wirkung nicht
Schuld iſt, und eine ſchlimme That nicht an ihrer
vortrefflichen. Aber zugleich folgt auch daraus,
daß weder die gute an ihrer guten Wirkung, noch
die ſchlimme an ihrer ſchlimmen Schuld iſt, und daß
alſo beyde in ihren Wirkungen ganz gleich ſind. —
Sie müßten denn die ſeltenen Fälle ausnehmen wol¬
len, wo die unmittelbare Wirkung auch zugleich die
abgezweckte iſt.
„Eine ſolche unmittelbare giebt es gar nicht,
denn zwiſchen jede Wirkung, die der Menſch außer
ſich hervorbringt, und deren innere Urſache, oder
den Willen, wird ſich eine Reihe gleichgültiger ein¬
ſchieben, wenn es auch nichts als Muſkularbewe¬
gung wäre. Sagen Sie alſo dreiſt, daß beyde an
ihren Wirkungen durchaus moraliſch einerley, d. i.
gleich¬
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