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Schiller, Friedrich: Der Geisterseher. Leipzig, 1789.

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zwar der Zweck dem Mittel voran; wenn ihre in¬
nern Wirkungen aber in äußere übergehen, so kehrt
sich diese Ordnung um, und das Mittel verhält
sich zu dem Zwecke wie die Ursache zu ihrer Wir¬
kung. In diesem lezten Sinne durfte ich mich un¬
eigentlich dieses Ausdrucks bedienen, der aber auf
unsere jetzige Untersuchung keinen störenden Einfluß
haben darf. Setzen Sie statt Mittel und Zweck
Ursache und Wirkung -- wo bleibt der Unterschied
von Gemein und Edel? Was kann an der Ur¬
sache edel seyn, als daß sie ihre Wirkung erfüllet?
Edel und gemein bezeichnen nur das Verhältniß,
in welchem ein Gegenstand gegen ein gewisses
Principium in unsrer Seele
stehet --
es ist also ein Begriff, der nur innerhalb unsrer
Seele, nicht außerhalb derselben anzuwenden ist.
Sehen Sie aber, wie Sie schon als erwiesen an¬
nehmen, was wir erst durch unsre Schlüsse heraus
bringen sollen? Warum anders nennen Sie den
Gedanken im Gegensatz von der Bewegung
edel, als weil Sie das denkende Wesen schon als
den Mittelpunkt voraussetzen, dem Sie die Folgen¬
reihe der Dinge unterordnen? Treten Sie in
meine Gedankenreihe, so wird diese Rangord¬
nung verschwinden, der Gedanke ist Wirkung und
Ursache der Bewegung, und ein Glied der Noth¬
wendigkeit, wie der Pulsschlag der ihn begleitet."

Nimmermehr werden Sie diesen paradoxen un¬
natürlichen Satz durchsetzen. Beynahe überall kön¬
nen wir mit unserm Verstande den Zweck der phy¬

sischen
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zwar der Zweck dem Mittel voran; wenn ihre in¬
nern Wirkungen aber in äußere übergehen, ſo kehrt
ſich dieſe Ordnung um, und das Mittel verhält
ſich zu dem Zwecke wie die Urſache zu ihrer Wir¬
kung. In dieſem lezten Sinne durfte ich mich un¬
eigentlich dieſes Ausdrucks bedienen, der aber auf
unſere jetzige Unterſuchung keinen ſtörenden Einfluß
haben darf. Setzen Sie ſtatt Mittel und Zweck
Urſache und Wirkung — wo bleibt der Unterſchied
von Gemein und Edel? Was kann an der Ur¬
ſache edel ſeyn, als daß ſie ihre Wirkung erfüllet?
Edel und gemein bezeichnen nur das Verhältniß,
in welchem ein Gegenſtand gegen ein gewiſſes
Principium in unſrer Seele
ſtehet —
es iſt alſo ein Begriff, der nur innerhalb unſrer
Seele, nicht außerhalb derſelben anzuwenden iſt.
Sehen Sie aber, wie Sie ſchon als erwieſen an¬
nehmen, was wir erſt durch unſre Schlüſſe heraus
bringen ſollen? Warum anders nennen Sie den
Gedanken im Gegenſatz von der Bewegung
edel, als weil Sie das denkende Weſen ſchon als
den Mittelpunkt vorausſetzen, dem Sie die Folgen¬
reihe der Dinge unterordnen? Treten Sie in
meine Gedankenreihe, ſo wird dieſe Rangord¬
nung verſchwinden, der Gedanke iſt Wirkung und
Urſache der Bewegung, und ein Glied der Noth¬
wendigkeit, wie der Pulsſchlag der ihn begleitet.“

Nimmermehr werden Sie dieſen paradoxen un¬
natürlichen Satz durchſetzen. Beynahe überall kön¬
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ſiſchen
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[131/0139] zwar der Zweck dem Mittel voran; wenn ihre in¬ nern Wirkungen aber in äußere übergehen, ſo kehrt ſich dieſe Ordnung um, und das Mittel verhält ſich zu dem Zwecke wie die Urſache zu ihrer Wir¬ kung. In dieſem lezten Sinne durfte ich mich un¬ eigentlich dieſes Ausdrucks bedienen, der aber auf unſere jetzige Unterſuchung keinen ſtörenden Einfluß haben darf. Setzen Sie ſtatt Mittel und Zweck Urſache und Wirkung — wo bleibt der Unterſchied von Gemein und Edel? Was kann an der Ur¬ ſache edel ſeyn, als daß ſie ihre Wirkung erfüllet? Edel und gemein bezeichnen nur das Verhältniß, in welchem ein Gegenſtand gegen ein gewiſſes Principium in unſrer Seele ſtehet — es iſt alſo ein Begriff, der nur innerhalb unſrer Seele, nicht außerhalb derſelben anzuwenden iſt. Sehen Sie aber, wie Sie ſchon als erwieſen an¬ nehmen, was wir erſt durch unſre Schlüſſe heraus bringen ſollen? Warum anders nennen Sie den Gedanken im Gegenſatz von der Bewegung edel, als weil Sie das denkende Weſen ſchon als den Mittelpunkt vorausſetzen, dem Sie die Folgen¬ reihe der Dinge unterordnen? Treten Sie in meine Gedankenreihe, ſo wird dieſe Rangord¬ nung verſchwinden, der Gedanke iſt Wirkung und Urſache der Bewegung, und ein Glied der Noth¬ wendigkeit, wie der Pulsſchlag der ihn begleitet.“ Nimmermehr werden Sie dieſen paradoxen un¬ natürlichen Satz durchſetzen. Beynahe überall kön¬ nen wir mit unſerm Verſtande den Zweck der phy¬ ſiſchen J 2

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Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Der Geisterseher. Leipzig, 1789, S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_geisterseher_1789/139>, abgerufen am 24.11.2024.