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Schiller, Friedrich: Der Geisterseher. Leipzig, 1789.

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wissen Tode errettet hatte, konnten wir nicht erra¬
then. Starr von Schrecken erreichten wir unsre
Wohnung. Es war nach Mitternacht. Der Kam¬
merjunker von Z** erwartete uns mit Ungeduld
an der Treppe. --

"Wie gut war es, daß Sie geschickt haben!"
sagte er zum Prinzen, indem er uns leuchtete. --
"Eine Nachricht die der Baron von F** gleich
nachher von dem St. Markusplatze nach Hause
brachte, hatte uns wegen Ihrer in die tödtlichste Angst
gesezt."

"Geschickt hätte ich? Wann? Ich weiß nichts
davon."

"Diesen Abend nach acht Uhr. Sie ließen uns
sagen, daß wir ganz außer Sorgen seyn dürften,
wenn Sie heute später nach Hause kämen."

Hier sahe der Prinz mich an. "Haben Sie
vielleicht ohne mein Wissen diese Sorgfalt ge¬
braucht?"

Ich wußte von gar nichts.

"Es muß doch wohl so seyn, Ihro Durch¬
laucht," sagte der Kammerjunker -- "denn hier
ist ja Ihre Repetieruhr, die Sie zur Sicherheit mit
schickten." Der Prinz griff nach der Uhrtasche.
Die Uhr war wirklich fort, und er erkannte jene
für die seinige. "Wer brachte sie," fragte er mit
Bestürzung.

"Eine unbekannte Maske, in armenischer Klei¬
dung, die sich sogleich wieder entfernte."

Wir

wiſſen Tode errettet hatte, konnten wir nicht erra¬
then. Starr von Schrecken erreichten wir unſre
Wohnung. Es war nach Mitternacht. Der Kam¬
merjunker von Z** erwartete uns mit Ungeduld
an der Treppe. —

„Wie gut war es, daß Sie geſchickt haben!“
ſagte er zum Prinzen, indem er uns leuchtete. —
„Eine Nachricht die der Baron von F** gleich
nachher von dem St. Markusplatze nach Hauſe
brachte, hatte uns wegen Ihrer in die tödtlichſte Angſt
geſezt.“

„Geſchickt hätte ich? Wann? Ich weiß nichts
davon.“

„Dieſen Abend nach acht Uhr. Sie ließen uns
ſagen, daß wir ganz außer Sorgen ſeyn dürften,
wenn Sie heute ſpäter nach Hauſe kämen.“

Hier ſahe der Prinz mich an. „Haben Sie
vielleicht ohne mein Wiſſen dieſe Sorgfalt ge¬
braucht?“

Ich wußte von gar nichts.

„Es muß doch wohl ſo ſeyn, Ihro Durch¬
laucht,“ ſagte der Kammerjunker — „denn hier
iſt ja Ihre Repetieruhr, die Sie zur Sicherheit mit
ſchickten.“ Der Prinz griff nach der Uhrtaſche.
Die Uhr war wirklich fort, und er erkannte jene
für die ſeinige. „Wer brachte ſie,“ fragte er mit
Beſtürzung.

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dung, die ſich ſogleich wieder entfernte.“

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[13/0021] wiſſen Tode errettet hatte, konnten wir nicht erra¬ then. Starr von Schrecken erreichten wir unſre Wohnung. Es war nach Mitternacht. Der Kam¬ merjunker von Z** erwartete uns mit Ungeduld an der Treppe. — „Wie gut war es, daß Sie geſchickt haben!“ ſagte er zum Prinzen, indem er uns leuchtete. — „Eine Nachricht die der Baron von F** gleich nachher von dem St. Markusplatze nach Hauſe brachte, hatte uns wegen Ihrer in die tödtlichſte Angſt geſezt.“ „Geſchickt hätte ich? Wann? Ich weiß nichts davon.“ „Dieſen Abend nach acht Uhr. Sie ließen uns ſagen, daß wir ganz außer Sorgen ſeyn dürften, wenn Sie heute ſpäter nach Hauſe kämen.“ Hier ſahe der Prinz mich an. „Haben Sie vielleicht ohne mein Wiſſen dieſe Sorgfalt ge¬ braucht?“ Ich wußte von gar nichts. „Es muß doch wohl ſo ſeyn, Ihro Durch¬ laucht,“ ſagte der Kammerjunker — „denn hier iſt ja Ihre Repetieruhr, die Sie zur Sicherheit mit ſchickten.“ Der Prinz griff nach der Uhrtaſche. Die Uhr war wirklich fort, und er erkannte jene für die ſeinige. „Wer brachte ſie,“ fragte er mit Beſtürzung. „Eine unbekannte Maſke, in armeniſcher Klei¬ dung, die ſich ſogleich wieder entfernte.“ Wir

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Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Der Geisterseher. Leipzig, 1789, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_geisterseher_1789/21>, abgerufen am 24.11.2024.