Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schiller, Friedrich: Dom Karlos, Infant von Spanien. Leipzig, 1787.

Bild:
<< vorherige Seite
Fünfter Akt.
Karlos.
Laß es gut sein.
Ich glaube Dir -- Es hat Dichviel ge-
kostet!
O ja, mir däucht, ich weiß recht gut, wie sehr
geblutet hat Dein sanftes Herz, als Du
Dein Opfer schmücktest zum Altare.
Marquis.
Karlos!
Wie meinst Du das?
Karlos.
Du selbst wirst jetzt vollenden,
was ich gesollt und nicht gekonnt -- Du wirst
den Spaniern die goldnen Tage schenken,
die sie von mir umsonst gehofft. Mit mir
ist es ja aus -- auf immer aus. Das hast
Du eingesehn -- O diese fürchterliche Liebe
hat alle frühe Blüthen meines Geistes
unwiederbringlich hingerafft. Ich bin
für Deine großen Hoffnungen gestorben.
Vorsehung oder Zufall führen Dir
den König zu -- Es kostet mein Geheimniß,
und er ist Dein -- Du kannst sein Engel
werden.
Für mich ist keine Rettung mehr -- vielleicht
Fünfter Akt.
Karlos.
Laß es gut ſein.
Ich glaube Dir — Es hat Dichviel ge-
koſtet!
O ja, mir däucht, ich weiß recht gut, wie ſehr
geblutet hat Dein ſanftes Herz, als Du
Dein Opfer ſchmückteſt zum Altare.
Marquis.
Karlos!
Wie meinſt Du das?
Karlos.
Du ſelbſt wirſt jetzt vollenden,
was ich geſollt und nicht gekonnt — Du wirſt
den Spaniern die goldnen Tage ſchenken,
die ſie von mir umſonſt gehofft. Mit mir
iſt es ja aus — auf immer aus. Das haſt
Du eingeſehn — O dieſe fürchterliche Liebe
hat alle frühe Blüthen meines Geiſtes
unwiederbringlich hingerafft. Ich bin
für Deine großen Hoffnungen geſtorben.
Vorſehung oder Zufall führen Dir
den König zu — Es koſtet mein Geheimniß,
und er iſt Dein — Du kannſt ſein Engel
werden.
Für mich iſt keine Rettung mehr — vielleicht
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0433" n="421"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#g">Fünfter Akt.</hi> </fw><lb/>
            <sp who="#KAR">
              <speaker> <hi rendition="#g">Karlos.</hi> </speaker><lb/>
              <p><hi rendition="#et">Laß es gut &#x017F;ein.</hi><lb/>
Ich glaube Dir &#x2014; Es hat Dichviel ge-<lb/>
ko&#x017F;tet!<lb/>
O ja, mir däucht, ich weiß recht gut, wie &#x017F;ehr<lb/>
geblutet hat Dein &#x017F;anftes Herz, als Du<lb/>
Dein Opfer &#x017F;chmückte&#x017F;t zum Altare.</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#MAR">
              <speaker> <hi rendition="#g">Marquis.</hi> </speaker><lb/>
              <p><hi rendition="#et">Karlos!</hi><lb/>
Wie mein&#x017F;t Du das?</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#KAR">
              <speaker> <hi rendition="#g">Karlos.</hi> </speaker><lb/>
              <p><hi rendition="#et">Du &#x017F;elb&#x017F;t wir&#x017F;t jetzt vollenden,</hi><lb/>
was ich ge&#x017F;ollt und nicht gekonnt &#x2014; <hi rendition="#g">Du</hi> wir&#x017F;t<lb/>
den Spaniern die goldnen Tage &#x017F;chenken,<lb/>
die &#x017F;ie von mir um&#x017F;on&#x017F;t gehofft. Mit mir<lb/>
i&#x017F;t es ja aus &#x2014; auf immer aus. Das ha&#x017F;t<lb/>
Du einge&#x017F;ehn &#x2014; O die&#x017F;e fürchterliche Liebe<lb/>
hat alle frühe Blüthen meines Gei&#x017F;tes<lb/>
unwiederbringlich hingerafft. Ich bin<lb/>
für Deine großen Hoffnungen ge&#x017F;torben.<lb/>
Vor&#x017F;ehung oder Zufall führen Dir<lb/>
den König zu &#x2014; Es ko&#x017F;tet mein Geheimniß,<lb/>
und er i&#x017F;t Dein &#x2014; Du kann&#x017F;t &#x017F;ein Engel<lb/>
werden.<lb/>
Für mich i&#x017F;t keine Rettung mehr &#x2014; vielleicht<lb/></p>
            </sp>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[421/0433] Fünfter Akt. Karlos. Laß es gut ſein. Ich glaube Dir — Es hat Dichviel ge- koſtet! O ja, mir däucht, ich weiß recht gut, wie ſehr geblutet hat Dein ſanftes Herz, als Du Dein Opfer ſchmückteſt zum Altare. Marquis. Karlos! Wie meinſt Du das? Karlos. Du ſelbſt wirſt jetzt vollenden, was ich geſollt und nicht gekonnt — Du wirſt den Spaniern die goldnen Tage ſchenken, die ſie von mir umſonſt gehofft. Mit mir iſt es ja aus — auf immer aus. Das haſt Du eingeſehn — O dieſe fürchterliche Liebe hat alle frühe Blüthen meines Geiſtes unwiederbringlich hingerafft. Ich bin für Deine großen Hoffnungen geſtorben. Vorſehung oder Zufall führen Dir den König zu — Es koſtet mein Geheimniß, und er iſt Dein — Du kannſt ſein Engel werden. Für mich iſt keine Rettung mehr — vielleicht

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_domkarlos_1787
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_domkarlos_1787/433
Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Dom Karlos, Infant von Spanien. Leipzig, 1787, S. 421. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_domkarlos_1787/433>, abgerufen am 22.11.2024.