Schiller, Friedrich: Dom Karlos, Infant von Spanien. Leipzig, 1787.Dom Karlos. hört Ihr? sobald es Abend wird -- -- Dochganz, ganz ingeheim -- Ich will nicht haben, daß -- Ihr prüft mich mit den Augen? Lerma. Ich entdecke ein brennend Auge, das um Schlummer bittet. Darf ich es wagen, Ihro Majestät an ein kostbares Leben zu erinnern, an Völker zu erinnern, die die Spur durchwachter Nacht mit fürchtender Befrem- dung in solchen Mienen lesen würden -- Nur zwei kurze Morgenstunden Schlafs -- König mit zerstörten Blicken. Reiß't mir den Skorpion von meinem Küssen -- Schlaf? Schlaf find' ich in Eskurial -- -- So lange der König schläft, ist er um seine Krone, der Mann um seines Weibes Herz. Hin- weg -- -- Lerma. Befehlen Ihro Majestät, daß ich die Edelknaben wecke? Dom Karlos. hört Ihr? ſobald es Abend wird — — Dochganz, ganz ingeheim — Ich will nicht haben, daß — Ihr prüft mich mit den Augen? Lerma. Ich entdecke ein brennend Auge, das um Schlummer bittet. Darf ich es wagen, Ihro Majeſtät an ein koſtbares Leben zu erinnern, an Völker zu erinnern, die die Spur durchwachter Nacht mit fürchtender Befrem- dung in ſolchen Mienen leſen würden — Nur zwei kurze Morgenſtunden Schlafs — König mit zerſtörten Blicken. Reiß’t mir den Skorpion von meinem Küſſen — Schlaf? Schlaf find’ ich in Eskurial — — So lange der König ſchläft, iſt er um ſeine Krone, der Mann um ſeines Weibes Herz. Hin- weg — — Lerma. Befehlen Ihro Majeſtät, daß ich die Edelknaben wecke? <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <sp who="#KOENIG"> <p><pb facs="#f0230" n="218"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Dom Karlos</hi>.</fw><lb/> hört Ihr? ſobald es Abend wird — — Doch<lb/> ganz,<lb/> ganz ingeheim — Ich will nicht haben, daß —<lb/> Ihr prüft mich mit den Augen?</p> </sp><lb/> <sp who="#LER"> <speaker><hi rendition="#g">Lerma</hi>.</speaker><lb/> <p><hi rendition="#et">Ich entdecke</hi><lb/> ein brennend Auge, das um Schlummer bittet.<lb/> Darf ich es wagen, Ihro Majeſtät<lb/> an ein koſtbares Leben zu erinnern,<lb/> an Völker zu erinnern, die die Spur<lb/> durchwachter Nacht mit fürchtender Befrem-<lb/> dung<lb/> in ſolchen Mienen leſen würden — Nur<lb/> zwei kurze Morgenſtunden Schlafs —</p> </sp><lb/> <sp who="#KOENIG"> <speaker> <hi rendition="#g">König</hi> </speaker><lb/> <stage>mit zerſtörten Blicken.</stage><lb/> <p><hi rendition="#et">Reiß’t mir</hi><lb/> den Skorpion von meinem Küſſen — Schlaf?<lb/> Schlaf find’ ich in Eskurial — — So lange<lb/> der König ſchläft, iſt er um ſeine Krone,<lb/> der Mann um ſeines Weibes Herz. Hin-<lb/> weg — —</p> </sp><lb/> <sp who="#LER"> <speaker><hi rendition="#g">Lerma</hi>.</speaker><lb/> <p>Befehlen Ihro Majeſtät, daß ich<lb/> die Edelknaben wecke?</p> </sp><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [218/0230]
Dom Karlos.
hört Ihr? ſobald es Abend wird — — Doch
ganz,
ganz ingeheim — Ich will nicht haben, daß —
Ihr prüft mich mit den Augen?
Lerma.
Ich entdecke
ein brennend Auge, das um Schlummer bittet.
Darf ich es wagen, Ihro Majeſtät
an ein koſtbares Leben zu erinnern,
an Völker zu erinnern, die die Spur
durchwachter Nacht mit fürchtender Befrem-
dung
in ſolchen Mienen leſen würden — Nur
zwei kurze Morgenſtunden Schlafs —
König
mit zerſtörten Blicken.
Reiß’t mir
den Skorpion von meinem Küſſen — Schlaf?
Schlaf find’ ich in Eskurial — — So lange
der König ſchläft, iſt er um ſeine Krone,
der Mann um ſeines Weibes Herz. Hin-
weg — —
Lerma.
Befehlen Ihro Majeſtät, daß ich
die Edelknaben wecke?
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools
|
URL zu diesem Werk: | https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_domkarlos_1787 |
URL zu dieser Seite: | https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_domkarlos_1787/230 |
Zitationshilfe: | Schiller, Friedrich: Dom Karlos, Infant von Spanien. Leipzig, 1787, S. 218. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_domkarlos_1787/230>, abgerufen am 16.02.2025. |