Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Schiller, Friedrich: Dom Karlos, Infant von Spanien. Leipzig, 1787.

Bild:
<< vorherige Seite
Dom Karlos.
ein Kabinet, wo eine Dame mich
erwarte, die ich längst geliebt. Ich folge
sogleich dem Winke --
Marquis.
Rasender, Du folgst?
Karlos.
Ich kenne ja die Handschrift nicht -- Ich
kenne
nur Eine solche Dame. Wer als sie
wird sich von Karlos angebetet wähnen?
Voll süßen Schwindels flieg' ich nach dem
Platze;
ein göttlicher Gesang, der aus dem Innern
des Zimmers mir entgegenschallt, dient mir
zum Führer -- ich eröffne das Gemach --
und wen entdeck' ich? -- Fühle mein Entsetzen!
Marquis.
O ich errathe alles.
Karlos.
Ohne Rettung
war ich verloren, Rodrigo, wär' ich
in eines Engels Hände nicht gefallen.
Welch unglücksel'ger Zufall! Hintergangen
von meiner Blicke unvorsicht'ger Sprache,
Dom Karlos.
ein Kabinet, wo eine Dame mich
erwarte, die ich längſt geliebt. Ich folge
ſogleich dem Winke —
Marquis.
Raſender, Du folgſt?
Karlos.
Ich kenne ja die Handſchrift nicht — Ich
kenne
nur Eine ſolche Dame. Wer als ſie
wird ſich von Karlos angebetet wähnen?
Voll ſüßen Schwindels flieg’ ich nach dem
Platze;
ein göttlicher Geſang, der aus dem Innern
des Zimmers mir entgegenſchallt, dient mir
zum Führer — ich eröffne das Gemach —
und wen entdeck’ ich? — Fühle mein Entſetzen!
Marquis.
O ich errathe alles.
Karlos.
Ohne Rettung
war ich verloren, Rodrigo, wär’ ich
in eines Engels Hände nicht gefallen.
Welch unglückſel’ger Zufall! Hintergangen
von meiner Blicke unvorſicht’ger Sprache,
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <sp who="#KAR">
              <p><pb facs="#f0214" n="204"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Dom Karlos</hi>.</fw><lb/>
ein Kabinet, wo eine Dame mich<lb/>
erwarte, die ich läng&#x017F;t geliebt. Ich folge<lb/>
&#x017F;ogleich dem Winke &#x2014;</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#MAR">
              <speaker><hi rendition="#g">Marquis</hi>.</speaker><lb/>
              <p> <hi rendition="#et">Ra&#x017F;ender, Du folg&#x017F;t?</hi> </p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#KAR">
              <speaker><hi rendition="#g">Karlos</hi>.</speaker><lb/>
              <p>Ich kenne ja die Hand&#x017F;chrift nicht &#x2014; Ich<lb/>
kenne<lb/>
nur <hi rendition="#g">Eine</hi> &#x017F;olche Dame. Wer als <hi rendition="#g">&#x017F;ie</hi><lb/>
wird &#x017F;ich von Karlos angebetet wähnen?<lb/>
Voll &#x017F;üßen Schwindels flieg&#x2019; ich nach dem<lb/>
Platze;<lb/>
ein göttlicher Ge&#x017F;ang, der aus dem Innern<lb/>
des Zimmers mir entgegen&#x017F;challt, dient mir<lb/>
zum Führer &#x2014; ich eröffne das Gemach &#x2014;<lb/>
und wen entdeck&#x2019; ich? &#x2014; Fühle mein Ent&#x017F;etzen!</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#MAR">
              <speaker><hi rendition="#g">Marquis</hi>.</speaker><lb/>
              <p>O ich errathe alles.</p>
            </sp><lb/>
            <sp who="#KAR">
              <speaker><hi rendition="#g">Karlos</hi>.</speaker><lb/>
              <p><hi rendition="#et">Ohne Rettung</hi><lb/>
war ich verloren, Rodrigo, wär&#x2019; ich<lb/>
in eines Engels Hände nicht gefallen.<lb/>
Welch unglück&#x017F;el&#x2019;ger Zufall! Hintergangen<lb/>
von meiner Blicke unvor&#x017F;icht&#x2019;ger Sprache,<lb/></p>
            </sp>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[204/0214] Dom Karlos. ein Kabinet, wo eine Dame mich erwarte, die ich längſt geliebt. Ich folge ſogleich dem Winke — Marquis. Raſender, Du folgſt? Karlos. Ich kenne ja die Handſchrift nicht — Ich kenne nur Eine ſolche Dame. Wer als ſie wird ſich von Karlos angebetet wähnen? Voll ſüßen Schwindels flieg’ ich nach dem Platze; ein göttlicher Geſang, der aus dem Innern des Zimmers mir entgegenſchallt, dient mir zum Führer — ich eröffne das Gemach — und wen entdeck’ ich? — Fühle mein Entſetzen! Marquis. O ich errathe alles. Karlos. Ohne Rettung war ich verloren, Rodrigo, wär’ ich in eines Engels Hände nicht gefallen. Welch unglückſel’ger Zufall! Hintergangen von meiner Blicke unvorſicht’ger Sprache,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_domkarlos_1787
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_domkarlos_1787/214
Zitationshilfe: Schiller, Friedrich: Dom Karlos, Infant von Spanien. Leipzig, 1787, S. 204. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_domkarlos_1787/214>, abgerufen am 26.04.2024.