Schiller, Friedrich: Dom Karlos, Infant von Spanien. Leipzig, 1787.Dom Karlos. Noch hatte seine liebenswürd'ge BrautFernando nur im Bildniß angebetet -- wie zitterte Fernando wahr zu finden was seine feurigsten Erwartungen dem Bilde nicht zu glauben sich getrauten! In Padua, wo seine Studien ihn fesselten, erwartete Fernando des frohen Augenblickes nur, der ihm vergönnen sollte, zu Mathildens Füßen der Liebe erste Huldigung zu stammeln. Die Königinn wird aufmerksamer. Der Marquis fährt nach einem kurzen Stillschweigen fort, die Er- zählung, so weit es die Gegenwart der Königinn er- laubt, mehr an die Prinzessinn von Eboli gerichtet. Indessen macht der Gattinn Tod die Hand Pierro's frei -- Mit jugendlicher Glut verschlingt der Greis die Stimmen des Ge- rüchtes, das in den Ruhm Mathildens sich ergoß. Er kommt! Er sieht! -- Er liebt! Die neue Regung erstickt die leis're Stimme der Natur, der Oheim wirbt um seines Neffen Braut und heiligt seinen Raub vor dem Altare. Königinn. Und was beschließt Fernando? Dom Karlos. Noch hatte ſeine liebenswürd’ge BrautFernando nur im Bildniß angebetet — wie zitterte Fernando wahr zu finden was ſeine feurigſten Erwartungen dem Bilde nicht zu glauben ſich getrauten! In Padua, wo ſeine Studien ihn feſſelten, erwartete Fernando des frohen Augenblickes nur, der ihm vergönnen ſollte, zu Mathildens Füßen der Liebe erſte Huldigung zu ſtammeln. Die Königinn wird aufmerkſamer. Der Marquis fährt nach einem kurzen Stillſchweigen fort, die Er- zählung, ſo weit es die Gegenwart der Königinn er- laubt, mehr an die Prinzeſſinn von Eboli gerichtet. Indeſſen macht der Gattinn Tod die Hand Pierro’s frei — Mit jugendlicher Glut verſchlingt der Greis die Stimmen des Ge- rüchtes, das in den Ruhm Mathildens ſich ergoß. Er kommt! Er ſieht! — Er liebt! Die neue Regung erſtickt die leiſ’re Stimme der Natur, der Oheim wirbt um ſeines Neffen Braut und heiligt ſeinen Raub vor dem Altare. Königinn. Und was beſchließt Fernando? <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <sp who="#MAR"> <p><pb facs="#f0054" n="44"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Dom Karlos</hi>.</fw><lb/> Noch hatte ſeine liebenswürd’ge Braut<lb/> Fernando nur im Bildniß angebetet —<lb/> wie zitterte Fernando wahr zu finden<lb/> was ſeine feurigſten Erwartungen<lb/> dem Bilde nicht zu glauben ſich getrauten!<lb/> In Padua, wo ſeine Studien<lb/> ihn feſſelten, erwartete Fernando<lb/> des frohen Augenblickes nur, der ihm<lb/> vergönnen ſollte, zu Mathildens Füßen<lb/> der Liebe erſte Huldigung zu ſtammeln.</p><lb/> <stage>Die Königinn wird aufmerkſamer. Der Marquis<lb/> fährt nach einem kurzen Stillſchweigen fort, die Er-<lb/> zählung, ſo weit es die Gegenwart der Königinn er-<lb/> laubt, mehr an die Prinzeſſinn von Eboli gerichtet.</stage><lb/> <p>Indeſſen macht der Gattinn Tod die Hand<lb/> Pierro’s frei — Mit jugendlicher Glut<lb/> verſchlingt der Greis die Stimmen des Ge-<lb/> rüchtes,<lb/> das in den Ruhm Mathildens ſich ergoß.<lb/> Er kommt! Er ſieht! — Er liebt! Die<lb/> neue Regung<lb/> erſtickt die leiſ’re Stimme der Natur,<lb/> der Oheim wirbt um ſeines Neffen Braut<lb/> und heiligt ſeinen Raub vor dem Altare.</p> </sp><lb/> <sp who="#KOENIGI"> <speaker><hi rendition="#g">Königinn</hi>.</speaker><lb/> <p>Und was beſchließt Fernando?</p> </sp><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [44/0054]
Dom Karlos.
Noch hatte ſeine liebenswürd’ge Braut
Fernando nur im Bildniß angebetet —
wie zitterte Fernando wahr zu finden
was ſeine feurigſten Erwartungen
dem Bilde nicht zu glauben ſich getrauten!
In Padua, wo ſeine Studien
ihn feſſelten, erwartete Fernando
des frohen Augenblickes nur, der ihm
vergönnen ſollte, zu Mathildens Füßen
der Liebe erſte Huldigung zu ſtammeln.
Die Königinn wird aufmerkſamer. Der Marquis
fährt nach einem kurzen Stillſchweigen fort, die Er-
zählung, ſo weit es die Gegenwart der Königinn er-
laubt, mehr an die Prinzeſſinn von Eboli gerichtet.
Indeſſen macht der Gattinn Tod die Hand
Pierro’s frei — Mit jugendlicher Glut
verſchlingt der Greis die Stimmen des Ge-
rüchtes,
das in den Ruhm Mathildens ſich ergoß.
Er kommt! Er ſieht! — Er liebt! Die
neue Regung
erſtickt die leiſ’re Stimme der Natur,
der Oheim wirbt um ſeines Neffen Braut
und heiligt ſeinen Raub vor dem Altare.
Königinn.
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Zitationshilfe: | Schiller, Friedrich: Dom Karlos, Infant von Spanien. Leipzig, 1787, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schiller_domkarlos_1787/54>, abgerufen am 28.07.2024. |