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Schickard, Wilhelm: Grundtlicher Bericht von den zwo roten Neben-Sonnen. Straßburg, 1633.

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schreibt libr. 1. Meteor. cap. 2. [fremdsprachliches Material]
daß die Neben Sonnen weiß seyen/ mit andichtung einer Vr-
sach/ weil sie vom Wasser kommen; Welches nach jhm so vil
andere Scribenten sicherlich geglaubt/ vnnd offtmals wider-
holt haben: So hab ich doch jetzund (wie auch zuvor den 22.
Aprilis Anno 1631.) augenscheinlich befunden/ daß sie dop-
pelt gefärbt/ nämblich gegen der wahren Sonn Roth/ vnnd
von jhr abwarts Blaw erschinen; Dessen mir so vil hundert
anderer Leut Augen/ werden Zeugnuß geben. Jn der Mitt
aber allein weiß vnnd klar bliben. Welches ein gewiß Anzei-
gung ist/ daß sie nicht per Reflexionem, durch den Wider-
schein als von eim Spiegel (wie bißher etliche gemeint) son-
der per Refractionem, durch gebrochnen Schein formiert
werden. Das vornembst aber/ darauff dißfals achtung zu-
geben/ so biß dato weder gesucht noch gefunden worden/ ist die
wahre Distantz oder Weitte zwischen beederley Sonnen. Dann
auß disem Angulo muß man die Refraction vrtheilen/ vnnd
den modum generationis finden/ anderst kan man nicht zu-
kommen. Hab mich demnach vmb solches zu erlangen/ eus-
serst bemühet. Nuhn ist es bey den Sternen sonst ein leichte
Sach/ oder wo man mit dem Gesicht auff zihlen kan: Aber in
die liechte Sonn scharpff vnnd lang zu gucken/ verletzt vnnd
blendet die Augen. Hab also hie kein Sextanten/ noch an-
dere Jnstrument pro mensurandis intervallis, so zwar bey
der Hand waren/ gebrauchen könden (vnd das mag auch an-
dere vor mir gehindert haben) sondern es per ambages & in-
directe
zu weg bringen/ vnd der Sonnen/ wie man redet/ den
Ranck ablauffen müssen. Dann ich suchte darfür die Diffe-
rentias Azimuthales, der Meinung/ daß ich hernach die be-
gerte Distantz darauß Trigonometrice berechnen möge. Vnd
zwar kehrt ich den Proceß vmb/ vnd zihlte nicht hinauff gegen
der rechten Sonn/ darein vbel zu schawen war/ sonder ließ jh-
ren Schein auff das Azimuthal Jnstrument selbst herein fal-

len/

schreibt libr. 1. Meteor. cap. 2. [fremdsprachliches Material]
daß die Neben Sonnen weiß seyen/ mit andichtung einer Vr-
sach/ weil sie vom Wasser kommen; Welches nach jhm so vil
andere Scribenten sicherlich geglaubt/ vnnd offtmals wider-
holt haben: So hab ich doch jetzund (wie auch zuvor den 22.
Aprilis Anno 1631.) augenscheinlich befunden/ daß sie dop-
pelt gefärbt/ nämblich gegen der wahren Sonn Roth/ vnnd
von jhr abwarts Blaw erschinen; Dessen mir so vil hundert
anderer Leut Augen/ werden Zeugnuß geben. Jn der Mitt
aber allein weiß vnnd klar bliben. Welches ein gewiß Anzei-
gung ist/ daß sie nicht per Reflexionem, durch den Wider-
schein als von eim Spiegel (wie bißher etliche gemeint) son-
der per Refractionem, durch gebrochnen Schein formiert
werden. Das vornembst aber/ darauff dißfals achtung zu-
geben/ so biß dato weder gesucht noch gefunden worden/ ist die
wahre Distantz oder Weitte zwischen beederley Sonnen. Dañ
auß disem Angulo muß man die Refraction vrtheilen/ vnnd
den modum generationis finden/ anderst kan man nicht zu-
kommen. Hab mich demnach vmb solches zu erlangen/ eus-
serst bemühet. Nuhn ist es bey den Sternen sonst ein leichte
Sach/ oder wo man mit dem Gesicht auff zihlen kan: Aber in
die liechte Sonn scharpff vnnd lang zu gucken/ verletzt vnnd
blendet die Augen. Hab also hie kein Sextanten/ noch an-
dere Jnstrument pro mensurandis intervallis, so zwar bey
der Hand waren/ gebrauchen könden (vnd das mag auch an-
dere vor mir gehindert haben) sondern es per ambages & in-
directè
zu weg bringen/ vnd der Sonnen/ wie man redet/ den
Ranck ablauffen müssen. Dann ich suchte darfür die Diffe-
rentias Azimuthales, der Meinung/ daß ich hernach die be-
gerte Distantz darauß Trigonometricè berechnen möge. Vñ
zwar kehrt ich den Proceß vmb/ vnd zihlte nicht hinauff gegen
der rechten Sonn/ darein vbel zu schawen war/ sonder ließ jh-
ren Schein auff das Azimuthal Jnstrument selbst herein fal-

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[0008] schreibt libr. 1. Meteor. cap. 2. _ daß die Neben Sonnen weiß seyen/ mit andichtung einer Vr- sach/ weil sie vom Wasser kommen; Welches nach jhm so vil andere Scribenten sicherlich geglaubt/ vnnd offtmals wider- holt haben: So hab ich doch jetzund (wie auch zuvor den 22. Aprilis Anno 1631.) augenscheinlich befunden/ daß sie dop- pelt gefärbt/ nämblich gegen der wahren Sonn Roth/ vnnd von jhr abwarts Blaw erschinen; Dessen mir so vil hundert anderer Leut Augen/ werden Zeugnuß geben. Jn der Mitt aber allein weiß vnnd klar bliben. Welches ein gewiß Anzei- gung ist/ daß sie nicht per Reflexionem, durch den Wider- schein als von eim Spiegel (wie bißher etliche gemeint) son- der per Refractionem, durch gebrochnen Schein formiert werden. Das vornembst aber/ darauff dißfals achtung zu- geben/ so biß dato weder gesucht noch gefunden worden/ ist die wahre Distantz oder Weitte zwischen beederley Sonnen. Dañ auß disem Angulo muß man die Refraction vrtheilen/ vnnd den modum generationis finden/ anderst kan man nicht zu- kommen. Hab mich demnach vmb solches zu erlangen/ eus- serst bemühet. Nuhn ist es bey den Sternen sonst ein leichte Sach/ oder wo man mit dem Gesicht auff zihlen kan: Aber in die liechte Sonn scharpff vnnd lang zu gucken/ verletzt vnnd blendet die Augen. Hab also hie kein Sextanten/ noch an- dere Jnstrument pro mensurandis intervallis, so zwar bey der Hand waren/ gebrauchen könden (vnd das mag auch an- dere vor mir gehindert haben) sondern es per ambages & in- directè zu weg bringen/ vnd der Sonnen/ wie man redet/ den Ranck ablauffen müssen. Dann ich suchte darfür die Diffe- rentias Azimuthales, der Meinung/ daß ich hernach die be- gerte Distantz darauß Trigonometricè berechnen möge. Vñ zwar kehrt ich den Proceß vmb/ vnd zihlte nicht hinauff gegen der rechten Sonn/ darein vbel zu schawen war/ sonder ließ jh- ren Schein auff das Azimuthal Jnstrument selbst herein fal- len/

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Zitationshilfe: Schickard, Wilhelm: Grundtlicher Bericht von den zwo roten Neben-Sonnen. Straßburg, 1633, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/schickard_nebensonnen_1633/8>, abgerufen am 28.11.2024.