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Scheyb, Franz Christoph von: Theresiade. Bd. 2. Wien, 1746.

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Achtes Buch.
Es schien der gute Rath hier voll Verwunderung,
"Und sprach: "die Redens-Art bedarff Bestättigung.
35"Du denckst sehr frey. Man muß bey solchen Ehren-Mahlen
"Mit Wercken färtig seyn, und nicht mit Worten prahlen.
"Freund, Gönner, Herr und Rath! ", war ferner ihre Red,
"Man weiß, daß meine Kunst in Wörter-Pracht besteht.
"So bist du das Gebäu zu führen unvonnöthen,
40"Weil es die Winde leicht ", erhohlt der Greiß, verwehten.
"Wir brauchen Kalch und Sand, Stahl, Marmel und Metall,
"So taugt dein Wort-Gepräng sehr schlecht zu diesem Fall.
"Es müssen Wercke seyn; man will den Fürsten ehren,
"Daß auch die spätste Welt soll dessen Nachruhm hören.
45"Der eitle Wörter-Klang verliehrt sich in der Luft,
"Nimmt die Vergessenheit ihn nicht in ihre Gruft?
"Es muß Unsterblichkeit die Meisterstücke sehen,
"Auf welchen Ruhm und Lob dergleichen Fürsten stehen.
"Ja! die Unsterblichkeit ..... Hier regte sich ein Weib
50Und unterbrach das Wort: sie war am ganzen Leib
Mit goldnem Stoff bedeckt; ihr Schild wies Amaranten,
Nebst eines Vogels Bild, den sie den Phönix nannten.
So fieng ihr Vortrag an: "Jch habe bis daher
"Aufmercksam zugehört, was man zum Schluß begehr;
55"Jch, die Unsterblichkeit, von der du wolltest sprechen,
"Muß hier, verzeih es mir, dein Reden unterbrechen:
"Ja!
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Achtes Buch.
Es ſchien der gute Rath hier voll Verwunderung,
„Und ſprach: „die Redens-Art bedarff Beſtaͤttigung.
35„Du denckſt ſehr frey. Man muß bey ſolchen Ehren-Mahlen
„Mit Wercken faͤrtig ſeyn, und nicht mit Worten prahlen.
„Freund, Goͤnner, Herꝛ und Rath! „, war ferner ihre Red,
„Man weiß, daß meine Kunſt in Woͤrter-Pracht beſteht.
„So biſt du das Gebaͤu zu fuͤhren unvonnoͤthen,
40„Weil es die Winde leicht „, erhohlt der Greiß, verwehten.
„Wir brauchen Kalch und Sand, Stahl, Marmel und Metall,
„So taugt dein Wort-Gepraͤng ſehr ſchlecht zu dieſem Fall.
„Es muͤſſen Wercke ſeyn; man will den Fuͤrſten ehren,
„Daß auch die ſpaͤtſte Welt ſoll deſſen Nachruhm hoͤren.
45„Der eitle Woͤrter-Klang verliehrt ſich in der Luft,
„Nimmt die Vergeſſenheit ihn nicht in ihre Gruft?
„Es muß Unſterblichkeit die Meiſterſtuͤcke ſehen,
„Auf welchen Ruhm und Lob dergleichen Fuͤrſten ſtehen.
„Ja! die Unſterblichkeit ..... Hier regte ſich ein Weib
50Und unterbrach das Wort: ſie war am ganzen Leib
Mit goldnem Stoff bedeckt; ihr Schild wies Amaranten,
Nebſt eines Vogels Bild, den ſie den Phoͤnix nannten.
So fieng ihr Vortrag an: „Jch habe bis daher
„Aufmerckſam zugehoͤrt, was man zum Schluß begehr;
55„Jch, die Unſterblichkeit, von der du wollteſt ſprechen,
„Muß hier, verzeih es mir, dein Reden unterbrechen:
„Ja!
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[0035] Achtes Buch. Es ſchien der gute Rath hier voll Verwunderung, „Und ſprach: „die Redens-Art bedarff Beſtaͤttigung. „Du denckſt ſehr frey. Man muß bey ſolchen Ehren-Mahlen „Mit Wercken faͤrtig ſeyn, und nicht mit Worten prahlen. „Freund, Goͤnner, Herꝛ und Rath! „, war ferner ihre Red, „Man weiß, daß meine Kunſt in Woͤrter-Pracht beſteht. „So biſt du das Gebaͤu zu fuͤhren unvonnoͤthen, „Weil es die Winde leicht „, erhohlt der Greiß, verwehten. „Wir brauchen Kalch und Sand, Stahl, Marmel und Metall, „So taugt dein Wort-Gepraͤng ſehr ſchlecht zu dieſem Fall. „Es muͤſſen Wercke ſeyn; man will den Fuͤrſten ehren, „Daß auch die ſpaͤtſte Welt ſoll deſſen Nachruhm hoͤren. „Der eitle Woͤrter-Klang verliehrt ſich in der Luft, „Nimmt die Vergeſſenheit ihn nicht in ihre Gruft? „Es muß Unſterblichkeit die Meiſterſtuͤcke ſehen, „Auf welchen Ruhm und Lob dergleichen Fuͤrſten ſtehen. „Ja! die Unſterblichkeit ..... Hier regte ſich ein Weib Und unterbrach das Wort: ſie war am ganzen Leib Mit goldnem Stoff bedeckt; ihr Schild wies Amaranten, Nebſt eines Vogels Bild, den ſie den Phoͤnix nannten. So fieng ihr Vortrag an: „Jch habe bis daher „Aufmerckſam zugehoͤrt, was man zum Schluß begehr; „Jch, die Unſterblichkeit, von der du wollteſt ſprechen, „Muß hier, verzeih es mir, dein Reden unterbrechen: „Ja! F f

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Zitationshilfe: Scheyb, Franz Christoph von: Theresiade. Bd. 2. Wien, 1746, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheyb_theresiade02_1746/35>, abgerufen am 25.04.2024.