Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Scheyb, Franz Christoph von: Theresiade. Bd. 2. Wien, 1746.

Bild:
<< vorherige Seite
Theresiade, siebendes Buch.
"So seyd ihr insgesamt des Vorschlags überzeugt,
"Zu wessen Wircklichkeit sich meine Rede neigt.
"Was heißt es, selber uns mit Helden-Säulen ehren?
"So gar uns um den Rang in einen Streit empören?
685"Sie beyde seynd schon eins, beständig eins zu seyn,
"Thron, Zepter, Kron und Ruhm besizen sie gemein;
"So därffen wir nicht mehr in solchem Zweifel stehen,
"Genug: Theresia will ihn geehret sehen.
"Es bleibt bey meinem Saz: er ist die schönste Wahl,
690"Wir weihen ihm allein des Frieses Ehren-Mahl!
"Was? oder hören wir der Künste Gutbefinden;
"Vielleicht ist dessen Ruhm viel prächtiger zu gründen
"Als nur in diesem Stein, der mit dem Bau vergeht,
"Und nicht so lang, als Ehr und Ruhm des Fürstens, steht?
695"Was Tugenden erbaun, und Wissenschaften zieren,
"Kann seinen Preiß nicht eh, als mit der Welt verliehren.
[Abbildung]
Thereſiade, ſiebendes Buch.
„So ſeyd ihr insgeſamt des Vorſchlags uͤberzeugt,
„Zu weſſen Wircklichkeit ſich meine Rede neigt.
„Was heißt es, ſelber uns mit Helden-Saͤulen ehren?
„So gar uns um den Rang in einen Streit empoͤren?
685„Sie beyde ſeynd ſchon eins, beſtaͤndig eins zu ſeyn,
„Thron, Zepter, Kron und Ruhm beſizen ſie gemein;
„So daͤrffen wir nicht mehr in ſolchem Zweifel ſtehen,
„Genug: Thereſia will ihn geehret ſehen.
„Es bleibt bey meinem Saz: er iſt die ſchoͤnſte Wahl,
690„Wir weihen ihm allein des Frieſes Ehren-Mahl!
„Was? oder hoͤren wir der Kuͤnſte Gutbefinden;
„Vielleicht iſt deſſen Ruhm viel praͤchtiger zu gruͤnden
„Als nur in dieſem Stein, der mit dem Bau vergeht,
„Und nicht ſo lang, als Ehr und Ruhm des Fuͤrſtens, ſteht?
695„Was Tugenden erbaun, und Wiſſenſchaften zieren,
„Kann ſeinen Preiß nicht eh, als mit der Welt verliehren.
[Abbildung]
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0032"/>
          <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">There&#x017F;iade, &#x017F;iebendes Buch.</hi> </fw><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>&#x201E;So &#x017F;eyd ihr insge&#x017F;amt des Vor&#x017F;chlags u&#x0364;berzeugt,</l><lb/>
            <l>&#x201E;Zu we&#x017F;&#x017F;en Wircklichkeit &#x017F;ich meine Rede neigt.</l><lb/>
            <l>&#x201E;Was heißt es, &#x017F;elber uns mit Helden-Sa&#x0364;ulen ehren?</l><lb/>
            <l>&#x201E;So gar uns um den Rang in einen Streit empo&#x0364;ren?</l><lb/>
            <l><note place="left">685</note>&#x201E;Sie beyde &#x017F;eynd &#x017F;chon eins, be&#x017F;ta&#x0364;ndig eins zu &#x017F;eyn,</l><lb/>
            <l>&#x201E;Thron, Zepter, Kron und Ruhm be&#x017F;izen &#x017F;ie gemein;</l><lb/>
            <l>&#x201E;So da&#x0364;rffen wir nicht mehr in &#x017F;olchem Zweifel &#x017F;tehen,</l><lb/>
            <l>&#x201E;Genug: <hi rendition="#fr">There&#x017F;ia</hi> will ihn geehret &#x017F;ehen.</l><lb/>
            <l>&#x201E;Es bleibt bey meinem Saz: er i&#x017F;t die &#x017F;cho&#x0364;n&#x017F;te Wahl,</l><lb/>
            <l><note place="left">690</note>&#x201E;Wir weihen ihm allein des Frie&#x017F;es Ehren-Mahl!</l>
          </lg><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>&#x201E;Was? oder ho&#x0364;ren wir der Ku&#x0364;n&#x017F;te Gutbefinden;</l><lb/>
            <l>&#x201E;Vielleicht i&#x017F;t de&#x017F;&#x017F;en Ruhm viel pra&#x0364;chtiger zu gru&#x0364;nden</l><lb/>
            <l>&#x201E;Als nur in die&#x017F;em Stein, der mit dem Bau vergeht,</l><lb/>
            <l>&#x201E;Und nicht &#x017F;o lang, als Ehr und Ruhm des Fu&#x0364;r&#x017F;tens, &#x017F;teht?</l><lb/>
            <l><note place="left">695</note>&#x201E;Was Tugenden erbaun, und Wi&#x017F;&#x017F;en&#x017F;chaften zieren,</l><lb/>
            <l>&#x201E;Kann &#x017F;einen Preiß nicht eh, als mit der Welt verliehren.</l>
          </lg><lb/>
          <figure/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0032] Thereſiade, ſiebendes Buch. „So ſeyd ihr insgeſamt des Vorſchlags uͤberzeugt, „Zu weſſen Wircklichkeit ſich meine Rede neigt. „Was heißt es, ſelber uns mit Helden-Saͤulen ehren? „So gar uns um den Rang in einen Streit empoͤren? „Sie beyde ſeynd ſchon eins, beſtaͤndig eins zu ſeyn, „Thron, Zepter, Kron und Ruhm beſizen ſie gemein; „So daͤrffen wir nicht mehr in ſolchem Zweifel ſtehen, „Genug: Thereſia will ihn geehret ſehen. „Es bleibt bey meinem Saz: er iſt die ſchoͤnſte Wahl, „Wir weihen ihm allein des Frieſes Ehren-Mahl! „Was? oder hoͤren wir der Kuͤnſte Gutbefinden; „Vielleicht iſt deſſen Ruhm viel praͤchtiger zu gruͤnden „Als nur in dieſem Stein, der mit dem Bau vergeht, „Und nicht ſo lang, als Ehr und Ruhm des Fuͤrſtens, ſteht? „Was Tugenden erbaun, und Wiſſenſchaften zieren, „Kann ſeinen Preiß nicht eh, als mit der Welt verliehren. [Abbildung]

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/scheyb_theresiade02_1746
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/scheyb_theresiade02_1746/32
Zitationshilfe: Scheyb, Franz Christoph von: Theresiade. Bd. 2. Wien, 1746, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheyb_theresiade02_1746/32>, abgerufen am 29.03.2024.