Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Scheyb, Franz Christoph von: Theresiade. Bd. 2. Wien, 1746.

Bild:
<< vorherige Seite
Theresiade
"Was keine von dem Kreiß sich eingebildet hat;
"Das ist: Theresia war selber bey dem Rath.
155"Beglückte Gegenwart! fast alles ward ermessen,
"So gar weswegen wir beysammen seynd gesessen.
"Was geben also wir noch mehr Erwegung Statt,
"Da sie den Tugend-Streit schon selbst entschieden hat?
"Jedoch damit wir uns mit einem Schluß vergnügen,
160"So fahr du, Wahrheit! fort; sprich! wem gebührt zu siegen?
Allein weil sie den Kreiß noch nicht beysammen sah,
So wars, daß dieser Saz jezt noch umsonst geschah.
Es stund die Majestät mit andern auf der Seite,
Als ob sie, wie es schien, um eine Sache streite;
165Wir beyde giengen hin; der Vorwiz triebe mich,
Weil manche wiederum von ihrer Stelle wich.
Jch hörte, daß man sich auf eine Reise freue,
Und daß Theresia dazu bereitet seye.
Sie redten was von Pomp, von Schiffen und von Pracht;
170Jedoch verstund ich nicht, was man vor Anstallt macht.
"Jhr wißt die Schifffart noch?" so sprachen sie zusammen,
"Von welcher dieses Throns Glückseeligkeiten stammen?


[Spaltenumbruch] 167.
[Spaltenumbruch] 171.
"Wie
167. Die Reise nacher Franckfurt
war den 15. Septembr. 1745. ange-
tretten.
171. Jhro Königl. Maj. Zuruckkunft
von Prag und Linz/ welche den 4 Julij
1743. Nachmittag um 5. Uhr geschahe.
Thereſiade
„Was keine von dem Kreiß ſich eingebildet hat;
„Das iſt: Thereſia war ſelber bey dem Rath.
155„Begluͤckte Gegenwart! faſt alles ward ermeſſen,
„So gar weswegen wir beyſammen ſeynd geſeſſen.
„Was geben alſo wir noch mehr Erwegung Statt,
„Da ſie den Tugend-Streit ſchon ſelbſt entſchieden hat?
„Jedoch damit wir uns mit einem Schluß vergnuͤgen,
160„So fahr du, Wahrheit! fort; ſprich! wem gebuͤhrt zu ſiegen?
Allein weil ſie den Kreiß noch nicht beyſammen ſah,
So wars, daß dieſer Saz jezt noch umſonſt geſchah.
Es ſtund die Majeſtaͤt mit andern auf der Seite,
Als ob ſie, wie es ſchien, um eine Sache ſtreite;
165Wir beyde giengen hin; der Vorwiz triebe mich,
Weil manche wiederum von ihrer Stelle wich.
Jch hoͤrte, daß man ſich auf eine Reiſe freue,
Und daß Thereſia dazu bereitet ſeye.
Sie redten was von Pomp, von Schiffen und von Pracht;
170Jedoch verſtund ich nicht, was man vor Anſtallt macht.
„Jhr wißt die Schifffart noch?„ ſo ſprachen ſie zuſam̃en,
„Von welcher dieſes Throns Gluͤckſeeligkeiten ſtammen?


[Spaltenumbruch] 167.
[Spaltenumbruch] 171.
„Wie
167. Die Reiſe nacher Franckfurt
war den 15. Septembr. 1745. ange-
tretten.
171. Jhro Koͤnigl. Maj. Zuruckkunft
von Prag und Linz/ welche den 4 Julij
1743. Nachmittag um 5. Uhr geſchahe.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <lg type="poem">
            <pb facs="#f0152"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">There&#x017F;iade</hi> </fw><lb/>
            <l>&#x201E;Was keine von dem Kreiß &#x017F;ich eingebildet hat;</l><lb/>
            <l>&#x201E;Das i&#x017F;t: <hi rendition="#fr">There&#x017F;ia</hi> war &#x017F;elber bey dem Rath.</l><lb/>
            <l><note place="left">155</note>&#x201E;Beglu&#x0364;ckte Gegenwart! fa&#x017F;t alles ward erme&#x017F;&#x017F;en,</l><lb/>
            <l>&#x201E;So gar weswegen wir bey&#x017F;ammen &#x017F;eynd ge&#x017F;e&#x017F;&#x017F;en.</l><lb/>
            <l>&#x201E;Was geben al&#x017F;o wir noch mehr Erwegung Statt,</l><lb/>
            <l>&#x201E;Da &#x017F;ie den Tugend-Streit &#x017F;chon &#x017F;elb&#x017F;t ent&#x017F;chieden hat?</l><lb/>
            <l>&#x201E;Jedoch damit wir uns mit einem Schluß vergnu&#x0364;gen,</l><lb/>
            <l><note place="left">160</note>&#x201E;So fahr du, Wahrheit! fort; &#x017F;prich! wem gebu&#x0364;hrt zu &#x017F;iegen?</l>
          </lg><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Allein weil &#x017F;ie den Kreiß noch nicht bey&#x017F;ammen &#x017F;ah,</l><lb/>
            <l>So wars, daß die&#x017F;er Saz jezt noch um&#x017F;on&#x017F;t ge&#x017F;chah.</l><lb/>
            <l>Es &#x017F;tund die <hi rendition="#fr">Maje&#x017F;ta&#x0364;t</hi> mit andern auf der Seite,</l><lb/>
            <l>Als ob &#x017F;ie, wie es &#x017F;chien, um eine Sache &#x017F;treite;</l><lb/>
            <l><note place="left">165</note>Wir beyde giengen hin; der Vorwiz triebe mich,</l><lb/>
            <l>Weil manche wiederum von ihrer Stelle wich.</l>
          </lg><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Jch ho&#x0364;rte, daß man &#x017F;ich auf eine Rei&#x017F;e freue,</l><lb/>
            <l>Und daß <hi rendition="#fr">There&#x017F;ia</hi> dazu bereitet &#x017F;eye.</l><lb/>
            <l>Sie redten was von Pomp, von Schiffen und von Pracht;</l><lb/>
            <l><note place="left">170</note>Jedoch ver&#x017F;tund ich nicht, was man vor An&#x017F;tallt macht.</l>
          </lg><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>&#x201E;Jhr wißt die Schifffart noch?&#x201E; &#x017F;o &#x017F;prachen &#x017F;ie zu&#x017F;am&#x0303;en,</l><lb/>
            <l>&#x201E;Von welcher die&#x017F;es Throns Glu&#x0364;ck&#x017F;eeligkeiten &#x017F;tammen?</l><lb/>
            <fw place="bottom" type="catch">&#x201E;Wie</fw><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
            <cb/>
            <l>
              <note place="foot" n="167.">Die Rei&#x017F;e nacher Franckfurt<lb/>
war den 15. Septembr. 1745. ange-<lb/>
tretten.</note>
            </l><lb/>
            <cb/>
            <l>
              <note place="foot" n="171.">Jhro Ko&#x0364;nigl. Maj. Zuruckkunft<lb/>
von Prag und Linz/ welche den 4 Julij<lb/>
1743. Nachmittag um 5. Uhr ge&#x017F;chahe.</note>
            </l><lb/>
          </lg>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0152] Thereſiade „Was keine von dem Kreiß ſich eingebildet hat; „Das iſt: Thereſia war ſelber bey dem Rath. „Begluͤckte Gegenwart! faſt alles ward ermeſſen, „So gar weswegen wir beyſammen ſeynd geſeſſen. „Was geben alſo wir noch mehr Erwegung Statt, „Da ſie den Tugend-Streit ſchon ſelbſt entſchieden hat? „Jedoch damit wir uns mit einem Schluß vergnuͤgen, „So fahr du, Wahrheit! fort; ſprich! wem gebuͤhrt zu ſiegen? Allein weil ſie den Kreiß noch nicht beyſammen ſah, So wars, daß dieſer Saz jezt noch umſonſt geſchah. Es ſtund die Majeſtaͤt mit andern auf der Seite, Als ob ſie, wie es ſchien, um eine Sache ſtreite; Wir beyde giengen hin; der Vorwiz triebe mich, Weil manche wiederum von ihrer Stelle wich. Jch hoͤrte, daß man ſich auf eine Reiſe freue, Und daß Thereſia dazu bereitet ſeye. Sie redten was von Pomp, von Schiffen und von Pracht; Jedoch verſtund ich nicht, was man vor Anſtallt macht. „Jhr wißt die Schifffart noch?„ ſo ſprachen ſie zuſam̃en, „Von welcher dieſes Throns Gluͤckſeeligkeiten ſtammen? „Wie 167. 171. 167. Die Reiſe nacher Franckfurt war den 15. Septembr. 1745. ange- tretten. 171. Jhro Koͤnigl. Maj. Zuruckkunft von Prag und Linz/ welche den 4 Julij 1743. Nachmittag um 5. Uhr geſchahe.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/scheyb_theresiade02_1746
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/scheyb_theresiade02_1746/152
Zitationshilfe: Scheyb, Franz Christoph von: Theresiade. Bd. 2. Wien, 1746, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheyb_theresiade02_1746/152>, abgerufen am 04.05.2024.