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Scheyb, Franz Christoph von: Theresiade. Bd. 2. Wien, 1746.

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Theresiade
105"Der Feinde Macht und Muth zerstört, bekämpfet sehn,
"Hernach, wie dort das Bild des Welt-Monarchens, stehn.
"Zu was das Prinzen-Paar für Oesterreich gebohren,
"Das sagt schon eine Welt der andern in die Ohren.
"Der Himmel ist ihr Schuz: genug.... Hier ward er still;
110So wußt ich plözlich nicht was dieses Schweigen will.
Doch ward ich gleich gewahr, daß wieder Alle kamen,
Und wie vorher den Plaz in einem Kreise nahmen;
Daher verweilten wir bey diesem Priester nicht,
Wir suchten Plaz, und er entwich uns vom Gesicht.
115Der Saal ward nach und nach ein Schau-Spiel voll Ergözen;
Fast jede Tugend kam, der Lust was beyzusezen.
Wann in der Frühlings-Zeit die Sonne die Gestallt
Der neu-begrünten Au mit ihrem Morgen mahlt,
So pflegt die Munterkeit der Vögel sich zu regen,
120Und dem erweckten Sinn Vergnügen einzuprägen.
Ein jeder lockt und pfeift, schlägt, zwitschert, schnäbelt, singt,
Jndem er sich erfreut vom Baum auf Bäume schwingt;
Wie lebhaft rührt er sich, wann er das Laub durchschlupfet,
Den Kopf, den Halß, den Leib, dreht, dähnet, hebt und hupfet?
125Ein hell vermischter Schall dringt aus der hohlen Brust,
Erwecket bey der Schaar Frolocken, Trost und Lust.
Wie gurgelt sich so schnell die Flöten-volle Kehle?
Es scheint, als wann sein Herz die Fröhlichkeit erzähle.
Kommt
Thereſiade
105„Der Feinde Macht und Muth zerſtoͤrt, bekaͤmpfet ſehn,
„Hernach, wie dort das Bild des Welt-Monarchens, ſtehn.
„Zu was das Prinzen-Paar fuͤr Oeſterreich gebohren,
„Das ſagt ſchon eine Welt der andern in die Ohren.
„Der Himmel iſt ihr Schuz: genug.... Hier ward er ſtill;
110So wußt ich ploͤzlich nicht was dieſes Schweigen will.
Doch ward ich gleich gewahr, daß wieder Alle kamen,
Und wie vorher den Plaz in einem Kreiſe nahmen;
Daher verweilten wir bey dieſem Prieſter nicht,
Wir ſuchten Plaz, und er entwich uns vom Geſicht.
115Der Saal ward nach und nach ein Schau-Spiel voll Ergoͤzen;
Faſt jede Tugend kam, der Luſt was beyzuſezen.
Wann in der Fruͤhlings-Zeit die Sonne die Geſtallt
Der neu-begruͤnten Au mit ihrem Morgen mahlt,
So pflegt die Munterkeit der Voͤgel ſich zu regen,
120Und dem erweckten Sinn Vergnuͤgen einzupraͤgen.
Ein jeder lockt und pfeift, ſchlaͤgt, zwitſchert, ſchnaͤbelt, ſingt,
Jndem er ſich erfreut vom Baum auf Baͤume ſchwingt;
Wie lebhaft ruͤhrt er ſich, wann er das Laub durchſchlupfet,
Den Kopf, den Halß, den Leib, dreht, daͤhnet, hebt und hupfet?
125Ein hell vermiſchter Schall dringt aus der hohlen Bruſt,
Erwecket bey der Schaar Frolocken, Troſt und Luſt.
Wie gurgelt ſich ſo ſchnell die Floͤten-volle Kehle?
Es ſcheint, als wann ſein Herz die Froͤhlichkeit erzaͤhle.
Kommt
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[0150] Thereſiade „Der Feinde Macht und Muth zerſtoͤrt, bekaͤmpfet ſehn, „Hernach, wie dort das Bild des Welt-Monarchens, ſtehn. „Zu was das Prinzen-Paar fuͤr Oeſterreich gebohren, „Das ſagt ſchon eine Welt der andern in die Ohren. „Der Himmel iſt ihr Schuz: genug.... Hier ward er ſtill; So wußt ich ploͤzlich nicht was dieſes Schweigen will. Doch ward ich gleich gewahr, daß wieder Alle kamen, Und wie vorher den Plaz in einem Kreiſe nahmen; Daher verweilten wir bey dieſem Prieſter nicht, Wir ſuchten Plaz, und er entwich uns vom Geſicht. Der Saal ward nach und nach ein Schau-Spiel voll Ergoͤzen; Faſt jede Tugend kam, der Luſt was beyzuſezen. Wann in der Fruͤhlings-Zeit die Sonne die Geſtallt Der neu-begruͤnten Au mit ihrem Morgen mahlt, So pflegt die Munterkeit der Voͤgel ſich zu regen, Und dem erweckten Sinn Vergnuͤgen einzupraͤgen. Ein jeder lockt und pfeift, ſchlaͤgt, zwitſchert, ſchnaͤbelt, ſingt, Jndem er ſich erfreut vom Baum auf Baͤume ſchwingt; Wie lebhaft ruͤhrt er ſich, wann er das Laub durchſchlupfet, Den Kopf, den Halß, den Leib, dreht, daͤhnet, hebt und hupfet? Ein hell vermiſchter Schall dringt aus der hohlen Bruſt, Erwecket bey der Schaar Frolocken, Troſt und Luſt. Wie gurgelt ſich ſo ſchnell die Floͤten-volle Kehle? Es ſcheint, als wann ſein Herz die Froͤhlichkeit erzaͤhle. Kommt

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Zitationshilfe: Scheyb, Franz Christoph von: Theresiade. Bd. 2. Wien, 1746, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheyb_theresiade02_1746/150>, abgerufen am 27.04.2024.