Scheyb, Franz Christoph von: Theresiade. Bd. 1. Wien, 1746.
"Mich kommt ein Schauer an, wann ich die Schlacht betracht, "Wo die Verzweifelung den Sieg zu nichte macht. "Hartnäckigkeit und Troz seynd meinem Geist zu wieder, 200"Mir zittern, wann die Faust so tobet, Herz und Glieder. "So Y
„Mich kom̃t ein Schauer an, wann ich die Schlacht betracht, „Wo die Verzweifelung den Sieg zu nichte macht. „Hartnaͤckigkeit und Troz ſeynd meinem Geiſt zu wieder, 200„Mir zittern, wann die Fauſt ſo tobet, Herz und Glieder. „So Y
<TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <lg type="poem"> <lg> <l> <pb facs="#f0184"/> <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Sechſtes Buch.</hi> </fw> </l><lb/> <l>„Ein ſo gebruͤſtetes, bey Tage ſtolzes Heer</l><lb/> <l>„Flieht, irret, eilet, lauft, verwirret ſich ſo ſehr</l><lb/> <l>„Daß es fuͤr Schrecken ſtarꝛt; nicht weiß, was angekommen,<lb/><note place="left">180</note>„Das mit ſo ſchneller Wuth das Lager eingenommen.</l><lb/> <l>„Es hoͤrt, bevor es noch zu Wehr und Waffen greifft,</l><lb/> <l>„Daß aller Orten her der Schwung der Klinge pfeifft.</l><lb/> <l>„Was es in Schutt und Stein zur Bruſtwehr ausgehauen,</l><lb/> <l>„Das ſchleifft die frohe Schaar; dann alles wird zu Klauen,<lb/><note place="left">185</note>„Von welchen, was man ſich zum Krieg hat angeſchaft,</l><lb/> <l>„Jn dieſem Blut-Gefecht zuſammen wird gerafft:</l><lb/> <l>„Nichts von dem ganzen Heer verbleibet ungerochen,</l><lb/> <l>„Das Lager wird verheert, zerſtoͤrt und abgebrochen.</l><lb/> <l>„Gewehr, Gezelt, Geraͤth ſchwimmt in dem Bluth herum,<lb/><note place="left">190</note>„Man ſorgt nur um das Heil, nicht um das Eigenthum.</l><lb/> <l>„Der Feind wird Haufen-weiß bey dieſen blinden Streichen,</l><lb/> <l>„Jn dieſem Nacht-Gefecht verwundet, und zu Leichen.</l><lb/> <l>„Nur aus den Folgungen wird jener Schaar bekannt,</l><lb/> <l>„Wer Feld und Sieg erhaͤlt, wer ſich zur Flucht gewandt.<lb/><note place="left">195</note>„Die Finſternis verbirgt, was Freund und Feind gelitten,</l><lb/> <l>„Nur ein zerſtreutes Licht zeigt, wer mit Sieg geſtritten.</l> </lg><lb/> <lg> <l>„Mich kom̃t ein Schauer an, wann ich die Schlacht betracht,</l><lb/> <l>„Wo die Verzweifelung den Sieg zu nichte macht.</l><lb/> <l>„Hartnaͤckigkeit und Troz ſeynd meinem Geiſt zu wieder,<lb/><note place="left">200</note>„Mir zittern, wann die Fauſt ſo tobet, Herz und Glieder.</l> </lg><lb/> <fw place="bottom" type="sig">Y</fw> <fw place="bottom" type="catch">„So</fw><lb/> </lg> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0184]
Sechſtes Buch.
„Ein ſo gebruͤſtetes, bey Tage ſtolzes Heer
„Flieht, irret, eilet, lauft, verwirret ſich ſo ſehr
„Daß es fuͤr Schrecken ſtarꝛt; nicht weiß, was angekommen,
„Das mit ſo ſchneller Wuth das Lager eingenommen.
„Es hoͤrt, bevor es noch zu Wehr und Waffen greifft,
„Daß aller Orten her der Schwung der Klinge pfeifft.
„Was es in Schutt und Stein zur Bruſtwehr ausgehauen,
„Das ſchleifft die frohe Schaar; dann alles wird zu Klauen,
„Von welchen, was man ſich zum Krieg hat angeſchaft,
„Jn dieſem Blut-Gefecht zuſammen wird gerafft:
„Nichts von dem ganzen Heer verbleibet ungerochen,
„Das Lager wird verheert, zerſtoͤrt und abgebrochen.
„Gewehr, Gezelt, Geraͤth ſchwimmt in dem Bluth herum,
„Man ſorgt nur um das Heil, nicht um das Eigenthum.
„Der Feind wird Haufen-weiß bey dieſen blinden Streichen,
„Jn dieſem Nacht-Gefecht verwundet, und zu Leichen.
„Nur aus den Folgungen wird jener Schaar bekannt,
„Wer Feld und Sieg erhaͤlt, wer ſich zur Flucht gewandt.
„Die Finſternis verbirgt, was Freund und Feind gelitten,
„Nur ein zerſtreutes Licht zeigt, wer mit Sieg geſtritten.
„Mich kom̃t ein Schauer an, wann ich die Schlacht betracht,
„Wo die Verzweifelung den Sieg zu nichte macht.
„Hartnaͤckigkeit und Troz ſeynd meinem Geiſt zu wieder,
„Mir zittern, wann die Fauſt ſo tobet, Herz und Glieder.
„So
Y
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Zitationshilfe: | Scheyb, Franz Christoph von: Theresiade. Bd. 1. Wien, 1746, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/scheyb_theresiade01_1746/184>, abgerufen am 16.02.2025. |